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Das gelobte Land - gebührenfrei

Viele Chinesen gehen nach Deutschland nur um das Geld zu sparen. Weil man braucht kein Studiengebühr zu bezahlen. Man braucht nur für das Leben ein bisschen bezahlen. Aber wenn man nach Großbritannien dann braucht man ungefähr 20.000 Euro bezahlen und in den USA viel mehr. Und wenn man ein Stipendium bekommt, dann geht man lieber in die USA.

Von Ursula Nagy |
    Trotz höherer Studienkosten sind die USA, Großbritannien und Australien besonders beliebt. Ein Studium in Deutschland verbinden dagegen viele mit langen Studienzeiten und schweren Prüfungen. Bei den meisten hapert es aber an der Sprache. Während viele Chinesen schon seit der Grundschule Englisch lernen, wird Deutsch als zweite Fremdsprache nur in wenigen Mittelschulen Chinas unterrichtet. An deutsche Universitäten werden jedoch nur Ausländer mit ausreichenden Sprachkenntnissen und Studienerfahrung zugelassen.

    Chinesen, die gut deutsch sprechen, sind häufig als disziplinierte und hart arbeitende Studenten beliebt. Diejenigen, die Deutsch erst vor Ort lernen, können sich meist nur schwer integrieren. Dass es trotzdem so viele versuchen, hängt auch mit den Engpässen im eigenen Land zusammen: In China gibt es nicht genug Universitäten. Außerdem genießen westliche Unterrichtsmethoden bei vielen Studenten ein hohes Ansehen.

    Auch Dai Yan Cai konnte sich schnell für das deutsche Studiensystem begeistern. Bei ihrer Rückkehr möchte sie so auch ihre eigenen Studenten unterrichten :

    In China haben Studenten nur Vorlesungen. Die Lehrerinnen und Lehrer sagen immer was die Studenten lernen müssen und welche Wissen, wie sieht das so aus und so. Was ist Grundlage und welche ist Schwerpunkt und welche die Studenten beherrschen müssen und danach gibt es nur die Klausur, die schriftlichen Prüfungen. Aber in Deutschland mehr Seminare, das gefällt mir sehr und wir können unsere eigene Meinung aussprechen und mit den anderen Studenten und mit dem Lehrer diskutieren oder wir können in Gruppenarbeit selbst ein Projekt machen. Die Studenten sind sehr aktiv. Nicht so wie der Lehrer hat gesagt und wir müssen das machen.

    Allgemein haben chinesische Studenten mit einem qualifizierten Abschluss aus Deutschland große Chancen auf dem chinesischen Arbeitsmarkt. Denn die deutschen Universitäten und Arbeitsmethoden haben in China einen guten Ruf. Die zahlreichen deutschen Firmen und Jointventures in den Großstädten Chinas stellen gerne Absolventen mit Auslandserfahrung ein. Schließlich können sie sich allgemein besser in die westliche Denkweise hineinversetzen. Studenten, die direkt nach ihrem Abschluss in China Arbeit suchen, müssen sich allerdings erst mit den Besonderheiten des heimischen Marktes vertraut machen.

    Die 23jährige Pianistin Zheng Jie aus Ningbo hat durch ihr Klavierstudium in München im In- und Ausland große Anerkennung und viele Preise gewonnen. Gerne denkt sie an ihre Studienzeit an der Münchener Hochschule für Musik und Theater zurück:

    Ich denke, dass war eine richtige Entscheidung weil in Deutschland kann man wirklich viel lernen, z.B. Schuhmann oder Bach, Beethoven, Haiden und Scalatti. Als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich langsam verstanden wie Musik eigentlich geht und wie die Phrase aufbaut. (16) Das ganz anders von dem was ich in China gelernt habe. Aber ich konnte ganz schnell dran gewöhnen, obwohl ich damals nicht gut Deutsch verstehen konnte aber Musik gibt es ja keine Sprachgrenze und mein Professor hat ganz geduldig mit mir gearbeitet und viel Sinn von der Musik erklärt und Hintergeschichte. Dann konnten wir sehr gut zusammenarbeiten.

    Auch die Lehrerin Dai Yan Cai hat sich schon nach wenigen Monaten in Deutschland gut eingelebt. In ihrer Wohngemeinschaft hat sie gelernt, deutsches Essen zu kochen und - das Deutsche viel weniger essen, als sie vorher dachte. In ihrer Freizeit besucht sie gerne Museen und möchte am Liebsten alle größeren Städte Deutschlands und Frankreich bereisen. Nur an zwei Dinge kann sie sich noch nicht so recht gewöhnen. Dass die Supermärkte sonntags geschlossen sind und - das sich die Deutschen so laut die Nase putzen.