"Von dem Tag an, als wir die Objekte aus dem Kloster gebracht haben, beten wir regemäßig. Jedes Kloster hat seine eigenen Götter. Die Objekte haben natürlich auch ihre Götter. Und so müssen wir ihnen opfern, egal, wo die Objekte sind. Natürlich passen wir auf die Objekte auf. Aber wenn wir opfern, passen die Götter auch auf."
Tsewang Gyalpo, Abgesandter des Ministeriums für Heimat und Kulturangelegenheiten, Königreich Bhutan.
"Morgens um elf beten wir, um die Luft zu säubern. Das Nachmittagsgebet richtet sich an die Götter zu Hause und an die Götter, wo wir gerade sind. Jetzt sind wir in Köln, und so beten wir zu den Kölner Göttern auch, damit sie aufpassen - deshalb beten wir auch für euch."
Wenn die Besucher vor den kostbaren Altar treten mit den verschiedenen goldenen Budhastatuen, den Opfergaben, bestehend aus Schalen mit Reis, einen Teller mit Kleingeld, einem kleinen Kelch mit Wein oder Tee, sind sie schon Mitten in der Ausstellung. Zwei bhutanische Mönche begleiten die Schau auf ihren verschiedenen Stationen, damit die Objekte nicht entweiht werden oder sonst wie Schaden nehmen. Am Anfang stimmt die Ausstellung den Besucher ein, indem er ein Tempeltor durchschreitet, draußen im Foyer, so Doktor Adele Schlombs, die Direktorin des Ostasiatischen Museums in Köln. Und ihre Assistentin Karolin Stegmann-Rennert ergänzt, indem sie auf eine sich anschließende Tepelfassade zeigt:
"Wir haben hier verschiedene Architekturelemente, die in Bhutan speziell für die Austellung gebaut wurden. Wir haben einen Aufbau, der wie ein traditionelles bhutanisches Tempeldach aussehen könnte."
... darunter eine reich verzierte Fassade aus dunklem Hartholz. Bunte Blütenmalerei fällt den Besuchern ins Auge. Sieben geschwungene kleine Fenster verbergen Gebetsmühlen, die aussehen wie runde, längliche, bemalte Trommeln. Sieben ist eine Glückszahl und Glück ist in Bhutan wichtig
"Die Besucher hier können also tatsächlich die Mühlen hier auch bewegen."
"Und damit den Inhalt, der auf Textrollen im Innern sich versteckt, wie ein gesprochenes Gebet in der ganzen Welt verteilen."
"Da sind ja auch diese Keimsilben drauf abgebildet, wie Sie sehen, mit Lack hervorgehoben, also Ohm haben Sie sicherlich schon mal gehört. Das sind auf dem Weg zur Erlangung der Weisheit wichtige Silben, die zum Beispiel auch die Priester oder die Mönche rezitieren und die ihre Wirkung tun."
Die Entstehung des Buddhismus beginnt mit Siddharta Gautama, einem Prinzen aus einer nordindischen Fürstenfamilie, die im sechsten oder fünften Jahrhundert vor Christus gelebt hat. Er wurde des weltlichen Lebens überdrüssig und suchte bei verschiedenen Lehrern die Erleuchtung. Durch Meditation erreichte er dann den höchsten geistigen Zustand, wodurch Siddharta schließlich zum endgültigen Nirvana gelangte, bei dem der Geist sich mit der Leere verbindet, aus der nach buddhistischer Lehre alle Existenz entsteht. Der Erleuchtete - also Buddha - heißt seither Shakyamuni.
Es gibt verschiedene buddhistische Lehren. In Buthan wird die wohl reinste Form des tantrischen Buddhismus praktiziert, die sich im achten Jahrhundert nach Christus in der Himalaya Region etablierte. Im tantrischen Buddhismus werden spezielle Meditationspraktiken angewandt, zum Beispiel die Rezitation von heiligen Silben. Neben dem historischen Buddha Shakyamuni und dem Buddha der Zukunft spielen noch die fünf kosmischen Buddhas eine wichtige Rolle. Sie sollen die negativen Geisteshaltungen in Tugenden umwandeln. So gibt es einen Buddha, der die Weisheit verkörpert. Zu ihm beten buthanische Kinder morgens zu Beginn des Unterrichts.
"Das erste große zentrale Thema ist der Buddha, also Szenen aus dem Leben des Buddha."
Die Rollteppiche an den Wänden des großen Saales leuchten in überbordender Farbenpracht. Als Rahmen und Untergrund dienen kostbare gewebte, manchmal bestickte chinesische Stoffe. Manche stammen noch aus der Ming-Dynastie, also aus der Zeit zwischen dem 14. bis 17. Jahrhundert. Manche haben einen höfischen Ursprung. Diese üppige Rahmung dient als Hintergrund für die eigentlichen Bilder auf den Stoffen, die figürliche Szenen darstellen, mit Mineralfarben gemalt.
Die Dargestellten zeigen keine persönlichen Merkmale, sondern sind idealtypisch gezeichnet. Über einige der Teppiche hängen noch seidige Schutzvorhänge.
"Das eine ist jetzt hier gerade geöffnet, was den Shakyamuni, den historischen Buddha zeigt."
"Umrahmt von sechzehn seiner Schüler, die wiederum bestimmte Biografien auch haben, und diese sind auch an der Art der Darstellung erkennbar."
Der Tantrismus ist eine besondere Form des Buddhismus. Seine Anhänger sehen ihn auch als die höchste Vollendung des Buddhismus an.
"Im Tantrismus gibt es einige Praktiken, die eine Abkürzung zur Erleuchtung darstellen. Man setzt in sehr großem Maße Magie ein, sicherlich auch zum Teil integrierte, präbuddhistische Kulte, die dann im Buddhismus aufgenommen wurden. Also, man sieht oftmals Gottheiten aber auch Persönlichkeiten in verschiedenen Darstellungsformen, einmal als friedvolle, meditierende, wie wir das gewohnt sind, aber auch in ganz dynamischen Posen, mit Waffen in der Hand, Wesen zertrampelnd und furchterregenden Attributen und Kleidungsstücken wie zum Beispiel Schädelketten oder Menschhaut, die drapiert werden, um diese Figur."
Der große tantrische Meister des Buddhismus stammt ursprünglich aus Pakistan und hat im achten Jahrhundert die Lehre in Bhutan verbreitet.
"Guru Padmasambhava - er ist in einer wunderschönen Statur im Zentrum des zweiten großen Raumes repräsentiert, dort in einer friedlichen, für ihn typischen Sitzhaltung, mit den typischen Attributen Donnerkeil und Schädelschale. Oftmals in Darstellungen ist sie auch mit Blut gefüllt und soll natürlich darauf hinweisen, dass er als verwirklichter Meister die übliche Wahrnehmungsweise des Furchterregenden, des Todes überwunden hat."
Parallel zu der kuratorischen Arbeit erforschten Wissenschaftler erstmals systematisch die heiligen Tänze Buthans und filmten sie. Die Filmaufzeichnungen werden jetzt in der Ausstellung erstmalig in Deutschland gezeigt. Die Tänze erscheinen wild, archaisch und vor der Kulisse der trutzigen Klöster wirken die bunten Gewänder und Masken fantastisch.
"Diese Aufführung zu bestimmten Festtagen oder im Gedenken an große Meister oder Ereignisse dienen natürlich auch dazu, dass das allgemeine Volk, was ja oftmals auch noch illiterat ist, beziehungsweise nicht in die hohen Lehren eingeweiht ist, die Chance hat, tiefreligiöse Inhalte durch das Visuelle und das Hören zu begreifen oder aufzunehmen. Und man geht natürlich davon aus, dass es Segen und Heil für alle Teilnehmenden bringt, egal, auf welcher Ebene man das begreift."
Wer am Rande der Tanzaufführungen die Menschen beobachtet, blickt in gespannte, aufmerksame Gesichter. Manche unterhalten sich auch einfach oder lachen über einen Scherz des Nachbarn. Fast möchte man ihnen wünschen, in diesem Glück zu verharren, auch wenn die Umstände ihres Lebens aus unserer Perspektive oft hart sind. Bleibt die Frage, was diese Ausstellung und die große Mühe der amerikanischen Wissenschaftler für die Besucher bringt? Welche Ziele verbinden die Sinologen in Köln mit der Ausstellung?
"Also zunächst einmal natürlich auf die Existenz dieses kleinen, winzigen Landes Bhutan aufmerksam machen und auf diese dort unverfälscht tradierte Kultur und dass die Bhutaner mit den Inhalten dieser Lehre versuchen, auch den Weg in die Moderne zu bewältigen, finden wir sehr einzigartig und möchten das gerne auch den Menschen hier zeigen, und natürlich diesen ungeheuren Reichtum an Farbenpracht, an Können, an Inhalten, an Wissen, die vielleicht auch für den modernen Menschen im Westen eine Inspiration sein können."
Die Ausstellung "Bhutan - Heilige Kunst aus dem Himalaya" ist vom 20. Februar bis zum 24. Mai im Museum für Ostasiatische Kunst in Köln zu sehen.
Originalkatalog zur Ausstellung:
The Dragon’s Gift. The sacred Arts of Bhutan
Honolulu Academy of Arts, Serindia Publications
Chicago, 2008, i association with the Honolulu Academy of Arts, Hawai
Enthalten: eine DVD mit buddhistischen Tänzen
Tsewang Gyalpo, Abgesandter des Ministeriums für Heimat und Kulturangelegenheiten, Königreich Bhutan.
"Morgens um elf beten wir, um die Luft zu säubern. Das Nachmittagsgebet richtet sich an die Götter zu Hause und an die Götter, wo wir gerade sind. Jetzt sind wir in Köln, und so beten wir zu den Kölner Göttern auch, damit sie aufpassen - deshalb beten wir auch für euch."
Wenn die Besucher vor den kostbaren Altar treten mit den verschiedenen goldenen Budhastatuen, den Opfergaben, bestehend aus Schalen mit Reis, einen Teller mit Kleingeld, einem kleinen Kelch mit Wein oder Tee, sind sie schon Mitten in der Ausstellung. Zwei bhutanische Mönche begleiten die Schau auf ihren verschiedenen Stationen, damit die Objekte nicht entweiht werden oder sonst wie Schaden nehmen. Am Anfang stimmt die Ausstellung den Besucher ein, indem er ein Tempeltor durchschreitet, draußen im Foyer, so Doktor Adele Schlombs, die Direktorin des Ostasiatischen Museums in Köln. Und ihre Assistentin Karolin Stegmann-Rennert ergänzt, indem sie auf eine sich anschließende Tepelfassade zeigt:
"Wir haben hier verschiedene Architekturelemente, die in Bhutan speziell für die Austellung gebaut wurden. Wir haben einen Aufbau, der wie ein traditionelles bhutanisches Tempeldach aussehen könnte."
... darunter eine reich verzierte Fassade aus dunklem Hartholz. Bunte Blütenmalerei fällt den Besuchern ins Auge. Sieben geschwungene kleine Fenster verbergen Gebetsmühlen, die aussehen wie runde, längliche, bemalte Trommeln. Sieben ist eine Glückszahl und Glück ist in Bhutan wichtig
"Die Besucher hier können also tatsächlich die Mühlen hier auch bewegen."
"Und damit den Inhalt, der auf Textrollen im Innern sich versteckt, wie ein gesprochenes Gebet in der ganzen Welt verteilen."
"Da sind ja auch diese Keimsilben drauf abgebildet, wie Sie sehen, mit Lack hervorgehoben, also Ohm haben Sie sicherlich schon mal gehört. Das sind auf dem Weg zur Erlangung der Weisheit wichtige Silben, die zum Beispiel auch die Priester oder die Mönche rezitieren und die ihre Wirkung tun."
Die Entstehung des Buddhismus beginnt mit Siddharta Gautama, einem Prinzen aus einer nordindischen Fürstenfamilie, die im sechsten oder fünften Jahrhundert vor Christus gelebt hat. Er wurde des weltlichen Lebens überdrüssig und suchte bei verschiedenen Lehrern die Erleuchtung. Durch Meditation erreichte er dann den höchsten geistigen Zustand, wodurch Siddharta schließlich zum endgültigen Nirvana gelangte, bei dem der Geist sich mit der Leere verbindet, aus der nach buddhistischer Lehre alle Existenz entsteht. Der Erleuchtete - also Buddha - heißt seither Shakyamuni.
Es gibt verschiedene buddhistische Lehren. In Buthan wird die wohl reinste Form des tantrischen Buddhismus praktiziert, die sich im achten Jahrhundert nach Christus in der Himalaya Region etablierte. Im tantrischen Buddhismus werden spezielle Meditationspraktiken angewandt, zum Beispiel die Rezitation von heiligen Silben. Neben dem historischen Buddha Shakyamuni und dem Buddha der Zukunft spielen noch die fünf kosmischen Buddhas eine wichtige Rolle. Sie sollen die negativen Geisteshaltungen in Tugenden umwandeln. So gibt es einen Buddha, der die Weisheit verkörpert. Zu ihm beten buthanische Kinder morgens zu Beginn des Unterrichts.
"Das erste große zentrale Thema ist der Buddha, also Szenen aus dem Leben des Buddha."
Die Rollteppiche an den Wänden des großen Saales leuchten in überbordender Farbenpracht. Als Rahmen und Untergrund dienen kostbare gewebte, manchmal bestickte chinesische Stoffe. Manche stammen noch aus der Ming-Dynastie, also aus der Zeit zwischen dem 14. bis 17. Jahrhundert. Manche haben einen höfischen Ursprung. Diese üppige Rahmung dient als Hintergrund für die eigentlichen Bilder auf den Stoffen, die figürliche Szenen darstellen, mit Mineralfarben gemalt.
Die Dargestellten zeigen keine persönlichen Merkmale, sondern sind idealtypisch gezeichnet. Über einige der Teppiche hängen noch seidige Schutzvorhänge.
"Das eine ist jetzt hier gerade geöffnet, was den Shakyamuni, den historischen Buddha zeigt."
"Umrahmt von sechzehn seiner Schüler, die wiederum bestimmte Biografien auch haben, und diese sind auch an der Art der Darstellung erkennbar."
Der Tantrismus ist eine besondere Form des Buddhismus. Seine Anhänger sehen ihn auch als die höchste Vollendung des Buddhismus an.
"Im Tantrismus gibt es einige Praktiken, die eine Abkürzung zur Erleuchtung darstellen. Man setzt in sehr großem Maße Magie ein, sicherlich auch zum Teil integrierte, präbuddhistische Kulte, die dann im Buddhismus aufgenommen wurden. Also, man sieht oftmals Gottheiten aber auch Persönlichkeiten in verschiedenen Darstellungsformen, einmal als friedvolle, meditierende, wie wir das gewohnt sind, aber auch in ganz dynamischen Posen, mit Waffen in der Hand, Wesen zertrampelnd und furchterregenden Attributen und Kleidungsstücken wie zum Beispiel Schädelketten oder Menschhaut, die drapiert werden, um diese Figur."
Der große tantrische Meister des Buddhismus stammt ursprünglich aus Pakistan und hat im achten Jahrhundert die Lehre in Bhutan verbreitet.
"Guru Padmasambhava - er ist in einer wunderschönen Statur im Zentrum des zweiten großen Raumes repräsentiert, dort in einer friedlichen, für ihn typischen Sitzhaltung, mit den typischen Attributen Donnerkeil und Schädelschale. Oftmals in Darstellungen ist sie auch mit Blut gefüllt und soll natürlich darauf hinweisen, dass er als verwirklichter Meister die übliche Wahrnehmungsweise des Furchterregenden, des Todes überwunden hat."
Parallel zu der kuratorischen Arbeit erforschten Wissenschaftler erstmals systematisch die heiligen Tänze Buthans und filmten sie. Die Filmaufzeichnungen werden jetzt in der Ausstellung erstmalig in Deutschland gezeigt. Die Tänze erscheinen wild, archaisch und vor der Kulisse der trutzigen Klöster wirken die bunten Gewänder und Masken fantastisch.
"Diese Aufführung zu bestimmten Festtagen oder im Gedenken an große Meister oder Ereignisse dienen natürlich auch dazu, dass das allgemeine Volk, was ja oftmals auch noch illiterat ist, beziehungsweise nicht in die hohen Lehren eingeweiht ist, die Chance hat, tiefreligiöse Inhalte durch das Visuelle und das Hören zu begreifen oder aufzunehmen. Und man geht natürlich davon aus, dass es Segen und Heil für alle Teilnehmenden bringt, egal, auf welcher Ebene man das begreift."
Wer am Rande der Tanzaufführungen die Menschen beobachtet, blickt in gespannte, aufmerksame Gesichter. Manche unterhalten sich auch einfach oder lachen über einen Scherz des Nachbarn. Fast möchte man ihnen wünschen, in diesem Glück zu verharren, auch wenn die Umstände ihres Lebens aus unserer Perspektive oft hart sind. Bleibt die Frage, was diese Ausstellung und die große Mühe der amerikanischen Wissenschaftler für die Besucher bringt? Welche Ziele verbinden die Sinologen in Köln mit der Ausstellung?
"Also zunächst einmal natürlich auf die Existenz dieses kleinen, winzigen Landes Bhutan aufmerksam machen und auf diese dort unverfälscht tradierte Kultur und dass die Bhutaner mit den Inhalten dieser Lehre versuchen, auch den Weg in die Moderne zu bewältigen, finden wir sehr einzigartig und möchten das gerne auch den Menschen hier zeigen, und natürlich diesen ungeheuren Reichtum an Farbenpracht, an Können, an Inhalten, an Wissen, die vielleicht auch für den modernen Menschen im Westen eine Inspiration sein können."
Die Ausstellung "Bhutan - Heilige Kunst aus dem Himalaya" ist vom 20. Februar bis zum 24. Mai im Museum für Ostasiatische Kunst in Köln zu sehen.
Originalkatalog zur Ausstellung:
The Dragon’s Gift. The sacred Arts of Bhutan
Honolulu Academy of Arts, Serindia Publications
Chicago, 2008, i association with the Honolulu Academy of Arts, Hawai
Enthalten: eine DVD mit buddhistischen Tänzen