Manfred Kloiber: Die IP-basierte Telefonie, Voice over IP, gehört also schon bald zum Alltag beim Telefonieren mit dem normalen Tischapparat – und in der nächsten Mobilfunkgeneration Long Term Evolution, LTE, auch mit dem Handy. Herr Rähm, wie viel Internet Protokoll steckt denn schon heute drin in den weltweiten Telekommunikationsnetzen?
Jan Rähm: Mehr als man denkt, Herr Kloiber. Man muss aber auch die Technik unterscheiden, die im Hintergrund arbeitet und die der Kunde sieht. Weil in den meisten Fällen ist es noch so, dass, wenn Sie den Telefonhörer abnehmen und ein Gespräch führen wollen, das Ganze noch nicht IP-basiert funktioniert. Haben Sie einen analogen Anschluss, wird das Telefonat noch fast wie vor 100 Jahren als analoges Signal über den Kupferdraht geführt. Schon digital, aber noch nicht IP-basiert sind die Techniken ISDN sowie im Mobilfunk GSM und UMTS: Man nennt alle vier zusammen auch leitungsvermittelt. Für alle gilt das jedoch nur für den Weg bis zur nächsten Schalt- oder maximal bis zur nächsten Vermittlungsstelle. Dort wird bei fast allen Anbietern das Signal in ein IP-basiertes Signal umgewandelt, und das lässt sich dann leichter handhaben. Es braucht nun weniger Leitung und weniger Technik für die Weiterverarbeitung und Weiterleitung. Das Signal wird dann ganz ähnlich behandelt wie die Signale, die für den Internetanschluss verwendet werden. Es sind ganz einfach nur noch unterschiedliche Arten von Datenpaketen.
Kloiber: In Ihrem Beitrag eben, Herr Rähm, hieß es, bald würde der Mobilfunk ganz und gar Paketvermittelt werden. Was bedeutet das für den Kunden? Und wann wird auch der Heimanschluss IP-basiert?
Rähm: Der ist je nach Anbieter schon heute IP-basiert. Wer nicht Kunde bei der Telekom ist, sondern seinen Telefonanschluss im Paket mit dem Internetanschluss bei einem alternativen Anbieter hat, der hat unter Umständen sogar schon heute einen sogenannten IP-Telefonanschluss. Manche Anbieter vermarkten die ganze Technik als Next Generation Network. Das ist auch der Fachbegriff für die Kombination aus Internet, Telefon und Fernsehen über Datennetze. Der kommende Mobilfunk namens LTE läutet dann das IP-Zeitalter auch für den Mobilfunk ein. Hier ist kein extra Sprachkanal mehr vorgesehen. Vielmehr wird das Telefongespräch schon im Endgerät, also im Handy, in Pakete umgewandelt und dann als Datenstrom ins Netzwerk eingespeist. Die Anbieter brauchen dadurch nur noch eine Art Technik, also nur noch IP-Netzwerktechnik, die dann wiederum die Datenpakete je nach Art dirigiert und sortiert. Aber ob nun Festnetzanschluss oder Mobilfunk: Im Idealfall merkt der Kunde gar nicht, was IP ist oder was auch nicht. Nur einer merkt es. Und zwar wer diese sogenannten Call-by-call-Vorwahlen benutz, um zu sparen, der wird merken, das geht ab sofort nicht mehr.
Kloiber: Wie steht es denn um die Qualität von Voice-over-IP- oder internetprotokollbasierten Gesprächen. Leidet die unter dem Wechsel? Ab und an hört man ja, dass VoIP schlechter klingen soll und mit Aussetzern zu kämpfen hätte.
Rähm: Grundsätzlich sollte man keinen Unterschied in der Qualität bemerken. Aber man macht die Erfahrung heute durchaus noch. Die Aussetzer oder die Verzögerung entstehen dadurch, dass ein Datenpaket verlorengeht oder zu lange von A nach B braucht. Und das nehmen wir als Menschen in der Kommunikation als störend wahr. Der Grund dafür sind oftmals zu gering dimensionierte Datenanschlüsse. Weil: Telefoniert zum Beispiel ein Familienmitglied und ein anderes surft im Netz oder schaut fern, dann ist der Internetanschluss sehr, sehr schnell überlastet. Und weil bisher alle Datenpakete gleich behandelt werden, kann es vorkommen, dass sich auch die Sprachdaten verspäten. Abhilfe schaffen kann einerseits eine Technik namens Quality of Service. Dabei werden die Sprachdaten als besonders dringlich gekennzeichnet und bekommen Vorrang, also wie auf einer Vorfahrtsstraße. Aber noch nicht alle Geräte im Netzwerk unterstützten diese Technik. Und ganz einfach zu konfigurieren ist die auch nicht. Außerdem gibt es nun Streit, welche Pakete besonders dringend sind. Manche Anbieter meinen, dass auch die Pakete, die das Fernsehsignal übertragen, besonders zeitkritisch und wichtig sind. Wirklich Abhilfe schaffen können nur richtig groß breitbandig dimensionierte Leitungen. Und zwar in beide Richtungen, also im Download als auch im Upload. Und da sind eigentlich Regierung und Internetanbieter gefragt. Was man braucht, sind flächendeckend Glasfaseranschlüsse und nicht nur asymmetrische DSL-Leitungen, vielleicht sogar mal eine symmetrische Leitung, also bei denen sind Download und Upload gleich schnell. Und wo es Glasfaser nicht gibt, weil es sich zum Beispiel nicht rechnet, da muss eine leistungsfähige Infrastruktur aus LTE geschaffen werden.
Kloiber: Das Telefonieren über Voice über IP über das Mobiltelefon funktioniert ja vereinzelt auch schon heute – es gibt ja zum Beispiel Skype für Mobiltelefone, auch wenn das die Mobiltelefonbetreiber gar nicht gerne sehen. Verhindern die das oder warum geht das nicht?
Rähm: Sowohl als auch. Einerseits sperren die Anbieter das, andererseits untersagen sie es in ihren Verträgen. Weil grundsätzlich möglich wäre das Ganze schon heute, vor allen Dingen bei den UMTS-Netzen, die mit den Beschleunigertechniken HSDPA und HSUPA ausgestattet sind. Die beiden sorgen dafür, dass die Internetanbindung über Mobilfunk fast genauso schnell ist wie der Festnetzanschluss. Da aber viele Voice-Anbieter, also zum Beispiel dieses Skype, das Sie gerade angesprochen haben, darüber kann man kostenlos telefonieren, und da sperren sich die Mobilfunker natürlich dagegen. Es gibt aber noch einen ganz anderen Grund für die Sperre: Viele Netze sind noch gar nicht leistungsfähig genug für die vielen Datenverbindungen. Und außerdem sind die Internetanschlüsse nicht stabil genug. Aber wie man an LTE sehen kann: Bis die IP-Telefonie auch den Mobilfunk erobert, das ist nur noch eine Frage der Zeit.
Jan Rähm: Mehr als man denkt, Herr Kloiber. Man muss aber auch die Technik unterscheiden, die im Hintergrund arbeitet und die der Kunde sieht. Weil in den meisten Fällen ist es noch so, dass, wenn Sie den Telefonhörer abnehmen und ein Gespräch führen wollen, das Ganze noch nicht IP-basiert funktioniert. Haben Sie einen analogen Anschluss, wird das Telefonat noch fast wie vor 100 Jahren als analoges Signal über den Kupferdraht geführt. Schon digital, aber noch nicht IP-basiert sind die Techniken ISDN sowie im Mobilfunk GSM und UMTS: Man nennt alle vier zusammen auch leitungsvermittelt. Für alle gilt das jedoch nur für den Weg bis zur nächsten Schalt- oder maximal bis zur nächsten Vermittlungsstelle. Dort wird bei fast allen Anbietern das Signal in ein IP-basiertes Signal umgewandelt, und das lässt sich dann leichter handhaben. Es braucht nun weniger Leitung und weniger Technik für die Weiterverarbeitung und Weiterleitung. Das Signal wird dann ganz ähnlich behandelt wie die Signale, die für den Internetanschluss verwendet werden. Es sind ganz einfach nur noch unterschiedliche Arten von Datenpaketen.
Kloiber: In Ihrem Beitrag eben, Herr Rähm, hieß es, bald würde der Mobilfunk ganz und gar Paketvermittelt werden. Was bedeutet das für den Kunden? Und wann wird auch der Heimanschluss IP-basiert?
Rähm: Der ist je nach Anbieter schon heute IP-basiert. Wer nicht Kunde bei der Telekom ist, sondern seinen Telefonanschluss im Paket mit dem Internetanschluss bei einem alternativen Anbieter hat, der hat unter Umständen sogar schon heute einen sogenannten IP-Telefonanschluss. Manche Anbieter vermarkten die ganze Technik als Next Generation Network. Das ist auch der Fachbegriff für die Kombination aus Internet, Telefon und Fernsehen über Datennetze. Der kommende Mobilfunk namens LTE läutet dann das IP-Zeitalter auch für den Mobilfunk ein. Hier ist kein extra Sprachkanal mehr vorgesehen. Vielmehr wird das Telefongespräch schon im Endgerät, also im Handy, in Pakete umgewandelt und dann als Datenstrom ins Netzwerk eingespeist. Die Anbieter brauchen dadurch nur noch eine Art Technik, also nur noch IP-Netzwerktechnik, die dann wiederum die Datenpakete je nach Art dirigiert und sortiert. Aber ob nun Festnetzanschluss oder Mobilfunk: Im Idealfall merkt der Kunde gar nicht, was IP ist oder was auch nicht. Nur einer merkt es. Und zwar wer diese sogenannten Call-by-call-Vorwahlen benutz, um zu sparen, der wird merken, das geht ab sofort nicht mehr.
Kloiber: Wie steht es denn um die Qualität von Voice-over-IP- oder internetprotokollbasierten Gesprächen. Leidet die unter dem Wechsel? Ab und an hört man ja, dass VoIP schlechter klingen soll und mit Aussetzern zu kämpfen hätte.
Rähm: Grundsätzlich sollte man keinen Unterschied in der Qualität bemerken. Aber man macht die Erfahrung heute durchaus noch. Die Aussetzer oder die Verzögerung entstehen dadurch, dass ein Datenpaket verlorengeht oder zu lange von A nach B braucht. Und das nehmen wir als Menschen in der Kommunikation als störend wahr. Der Grund dafür sind oftmals zu gering dimensionierte Datenanschlüsse. Weil: Telefoniert zum Beispiel ein Familienmitglied und ein anderes surft im Netz oder schaut fern, dann ist der Internetanschluss sehr, sehr schnell überlastet. Und weil bisher alle Datenpakete gleich behandelt werden, kann es vorkommen, dass sich auch die Sprachdaten verspäten. Abhilfe schaffen kann einerseits eine Technik namens Quality of Service. Dabei werden die Sprachdaten als besonders dringlich gekennzeichnet und bekommen Vorrang, also wie auf einer Vorfahrtsstraße. Aber noch nicht alle Geräte im Netzwerk unterstützten diese Technik. Und ganz einfach zu konfigurieren ist die auch nicht. Außerdem gibt es nun Streit, welche Pakete besonders dringend sind. Manche Anbieter meinen, dass auch die Pakete, die das Fernsehsignal übertragen, besonders zeitkritisch und wichtig sind. Wirklich Abhilfe schaffen können nur richtig groß breitbandig dimensionierte Leitungen. Und zwar in beide Richtungen, also im Download als auch im Upload. Und da sind eigentlich Regierung und Internetanbieter gefragt. Was man braucht, sind flächendeckend Glasfaseranschlüsse und nicht nur asymmetrische DSL-Leitungen, vielleicht sogar mal eine symmetrische Leitung, also bei denen sind Download und Upload gleich schnell. Und wo es Glasfaser nicht gibt, weil es sich zum Beispiel nicht rechnet, da muss eine leistungsfähige Infrastruktur aus LTE geschaffen werden.
Kloiber: Das Telefonieren über Voice über IP über das Mobiltelefon funktioniert ja vereinzelt auch schon heute – es gibt ja zum Beispiel Skype für Mobiltelefone, auch wenn das die Mobiltelefonbetreiber gar nicht gerne sehen. Verhindern die das oder warum geht das nicht?
Rähm: Sowohl als auch. Einerseits sperren die Anbieter das, andererseits untersagen sie es in ihren Verträgen. Weil grundsätzlich möglich wäre das Ganze schon heute, vor allen Dingen bei den UMTS-Netzen, die mit den Beschleunigertechniken HSDPA und HSUPA ausgestattet sind. Die beiden sorgen dafür, dass die Internetanbindung über Mobilfunk fast genauso schnell ist wie der Festnetzanschluss. Da aber viele Voice-Anbieter, also zum Beispiel dieses Skype, das Sie gerade angesprochen haben, darüber kann man kostenlos telefonieren, und da sperren sich die Mobilfunker natürlich dagegen. Es gibt aber noch einen ganz anderen Grund für die Sperre: Viele Netze sind noch gar nicht leistungsfähig genug für die vielen Datenverbindungen. Und außerdem sind die Internetanschlüsse nicht stabil genug. Aber wie man an LTE sehen kann: Bis die IP-Telefonie auch den Mobilfunk erobert, das ist nur noch eine Frage der Zeit.