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Das ist "schlicht und ergreifend falsch"

Ende des Monats soll der Siegerentwurf für das Berliner Stadtschloss feststehen. Doch laut Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" gibt es neuen Streit um das Projekt. Architekten in der Jury stellten das Konzept in Frage. Das sei "schlicht und ergreifend falsch", weist Jurorin Gesine Weinmiller die Vorwürfe zurück.

Gesine Weinmiller im Gespräch mit Michael Köhler |
    Michael Köhler: Die Entscheidung über den Siegerentwurf für das Berliner Stadtschloss, sie steht bevor, ist für Ende des Monats geplant. Da platzt heute eine Meldung des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" hinein, die Architekten in der Auswahlkommission werden revoltieren und seien gegen das geplante Konzept, und damit würde die vom Bundestag 2002 beschlossene Vorgabe, drei oder vier Fassaden im originalen Barockstil zu errichten, unterlaufen. Jurymitglied Architektin Gesine Weinmiller wird mit den Worten zitiert, wer als Architekt nicht für einen kompletten modernen Neubau an dieser Stelle ist, verrät seinen Beruf. Wir wollten von der angesehenen Architektin wissen, ob das so stimmt. Und uns hat sie recht eindeutig geantwortet.

    Gesine Weinmiller: Das habe ich nicht gesagt. Einfach ausdrücklich nicht. Ich hab mit dem Mann geredet vom "Spiegel", aber dieses habe ich nicht gesagt, weil ich es auch nicht glaube.

    Köhler: Das heißt, was der "Spiegel" zitiert, ist so nicht richtig?

    Weinmiller: Ist falsch, ja. Ist schlicht und ergreifend falsch. Und das finde ich eine wahnsinnige Schweinerei von diesem Kerl.

    Köhler: Können Sie denn bestätigen, dass es jetzt kurz vor der Bekanntgabe des Siegerentwurfs etwas gibt, was man vielleicht konstruktive Unruhe nennen könnte?

    Weinmiller: Nein. Nein. Ich war auch völlig perplex. Ich glaube, das ist wirklich total handgerührt. Also es kann sein, dass andere Kollegen irgendwas, irgendwo anders sehen. Aber, also ich habe davon nichts mitbekommen. Mit mir hat niemand gesprochen und ich habe auch nicht das Gefühl, dass das so wäre. So, genau das ist meine Haltung. Ich gehe in die Jury, weil ich auch an der Stelle mit sicherstellen möchte, dass da was Vernünftiges entsteht. Aber die Grundlagen sind gelegt und die habe ich nicht zu hinterfragen. Wenn ich die hinterfragen würde, dürfte ich nicht in die Jury gehen.

    Köhler: Klare Aussage von der angesehenen Architektin Gesine Weinmiller über eine Revolte angeblich in der Stadtschlossjury.