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Das kleine Himmels-W

Wenn Sie in diesen Nächten keinen Schlaf finden, nutzen Sie doch die Gelegenheit, bei klarem Himmel einmal einen Blick an den Sternenhimmel zu werfen. Gegen Mitternacht zeigt sich im Zenit eine kleine Gruppe von nicht allzu hellen Sternen, die eine auffällige Zickzack-Linie bilden.

Von Hermann-Michael Hahn |
    Um sie zu sehen, müssen Sie den Kopf weit in den Nacken legen, denn der Zenit liegt als Scheitelpunkt des Himmels genau über Ihnen.

    Das Sternmuster erinnert an eine deutlich größere Figur, die gleichsam um die Ecke am Nordosthimmel emporsteigt: das Himmels-W, das wegen seiner momentanen Ausrichtung eher wie eine krakelig geschriebene Drei erscheint. Dieses "große Vorbild" ist offiziell als Kassiopeia bekannt und erinnert an eine antike Königin, die wegen ihrer Eitelkeit von den Göttern gestraft wurde.

    Die Miniaturausgabe des Himmels-Ws ist aber keineswegs die Tochter der Kassiopeia. Man könnte sie eher mit dem Froschkönig aus dem gleichnamigen Märchen in Verbindung bringen, der auf den erlösenden Kuss der Prinzessin wartet. Denn das kleine Himmels-W stellt eine Eidechse dar, die sich im Schlängelgang davonmacht.

    Das Sternbild wurde 1687 von dem Danziger Astronomen Jan Hevelius eingeführt, stieß aber wohl nicht auf ungeteilte Gegenliebe der Kollegen: Zehn Jahre später wollte der Franzose Augustin Royer an seiner Stelle das Szepter Ludwigs XIV. platzieren, und 1787 schlug Johann Bode, Direktor der Berliner Sternwarte, den Namen "Friedrichs Ehre" vor.

    Erst 1922 wurde die Eidechse unter himmlischen Naturschutz gestellt.

    Mehr über das Sternbild Eidechse

    Mehr über Johannes Hevelius
    Sternkarte vom kleinen Himmels-W
    Sternkarte vom kleinen Himmels-W (Hahn)