Sind Sie interessiert an einer exklusiven Wohnung in Downtown Manhatten? Kein Problem! Lassen sie sich von Marc Pitzke mit Elizabeth Stribling bekanntmachen:
"Elizabeth Striblings Lieblingswort ist spectacular. (...) Bescheidenheit und Understatement gehören eben schon von Berufs wegen nicht zu ihrem Vokabular. Als Immobilienmaklerin ist sie schließlich dem Credo ihrer Profession verpflichtet: Nichts ist gewöhnlich, nichts durchschnittlich, nichts konventionell. Zumindest nicht, woran sie Hand legt."
Wir begleiten die Maklerin von New Yorks High Society durch das legendäre Plaza Hotel - einst ein Palast, heute eine Baustelle: Hinter Gerüsten versteckt wird das Gebäude gerade entkernt. Um zu seinem hundertsten Geburtstag 2007 wieder aufzuerstehen - als das teuerste Luxusappartementhaus von ganz Manhatten. Für Pitzke ein geradezu unverfrorenes Symbol für den neuen Wohlstand nach 9/11.
"Eine helle Ecksuite im dritten Stock mit Blick auf den Pulitzer-Brunnen der Grand Army Plaza und die Südfront des Central Parks. 422 Quadratmeter wird das haben (...). '24 Millionen Dollar', sagt Stribling, ein Schnäppchen und noch zu haben."
Wer in New York nach Zeichen wiedergewonnener Zuversicht im Schatten der gefallenen Türme sucht, nach trotziger Selbstbehauptung, der wird in den Geschichten und Porträts von Pitzke fündig. Er führt uns durch das Finanzviertel an der Wall Street. Dort machen die Broker wieder satte Gewinne. Er stellt uns Ray Kelly vor, New Yorks Polizeichef. Der ehemalige Marineinfanterist und Vietnamveteran hat die "Operation Atlas" erfunden - das ehrgeizigste und teuerste Antiterrorprogramm der Welt. Es hat vor allem einen Zweck: Abschrecken und Eindämmen.
"Sichtbare Polizeipräsenz soll Terroristen schon im Vorfeld verunsichern. Wachstreifen und Zivilbeamte, verstärkt von Nationalgardisten und unübersehbaren Panzerwagen, patrouillieren die prominentesten Ballungszentren. An allen Brücken und Tunnels wurden Checkpoints für Stichproben eingerichtet. An Bord der Fähren nach Staten Island und Jersey City schippern Cops mit durch den Hafen - samt Bombenspürhunden."
Und schon werden die Schattenseiten einer neuen, rigorosen Wachsamkeit sichtbar. Viele haben sich längst an die schwerbewaffneten Kontrollposten in U-Bahnen und Bahnhöfen gewöhnt. Schwarze, Latinos und andere Minderheiten aber beklagen verstärkt Übergriffe der Polizei und ein Klima des Misstrauens. Licht und Schatten der wiedergewonnenen Stärke - Marc Pitzke dokumentiert sie in knappen, anschaulichen Skizzen. - Eine Geschichte handelt von James Zadroga, einem hochdekorierten Polizeibeamten. Er gehörte zu den 50.000 freiwilligen Helfern in der Trümmerwüste von Ground Zero. Wochenlang atmet er dort giftige Dämpfe ein. Und stirbt schließlich Jahre danach an den Spätfolgen. Mit 34.
"Sein Tod wurde in New York City (...) nur beiläufig registriert, für einen kurzen Moment, wie Wellenringe, die ein Kiesel in einem Weiher schlägt, bevor sich das Wasser dann schnell wieder glättet. Einen Tag lang geisterte sein Name durch die Nachrichten, wie ein Phantom aus einer vergessenen Zeit, über die man heute nicht mehr gerne nachdenkt."
Von den vergessenen Opfern erzählt Pitzke. Von den Schmähungen gegenüber Moslems und Arabern. Aber auch davon, wie sie sich organisieren, zur Wehr setzen gegen ihre Dämonisierung als Mullah, als Terrorist. Wir begegnen Therapeuten, die nach wie vor Traumatisierte behandeln. Wir lernen Großmütter kennen, die sich im Kampf gegen den Antiterrorkrieg der USA zusammengefunden haben. Teile eines Puzzles, eines vielstimmigen Chors.
"9/11 hat meine Zweifel daran, was mein Weg sein würde, endgültig beseitigt. Es änderte völlig, wie ich das Leben sehe."
"Das Leben in New York City hat heute einen paranoideren, militarisierteren Tenor als vor 9/11."
"Der Wirtschaft geht es gut, die Kriminalität ist gesunken, der Arbeitsmarkt zieht an und die Käufer greifen zu."
"Die Zahl der direkten körperlichen Angriffe ist seit 9/11 zurückgegangen. Die subtile Diskriminierung dagegen ist stärker geworden. Vor allem am Arbeitsplatz."
Ist in New York wieder alles wie immer? Sicherlich nicht, lautet die Antwort von Marc Pitzke. Das Loch in der Skyline aber ist nicht mehr ihr Gravitationszentrum, ihr alleiniger Bezugspunkt. Nach und nach kommt das alte New York wieder zum Vorschein, robust wie eh und je. Die Haut aber ist dünner geworden.
"Fünf nach Zero. Der 11. September und die Wiedergeburt New Yorks". Jasper Barenberg hat das schmale Bändchen von Marc Pitzke vorgestellt. Es ist in der Reihe Herder Spektrum erschienen. 222 Seiten kosten 8,00 Euro.
"Elizabeth Striblings Lieblingswort ist spectacular. (...) Bescheidenheit und Understatement gehören eben schon von Berufs wegen nicht zu ihrem Vokabular. Als Immobilienmaklerin ist sie schließlich dem Credo ihrer Profession verpflichtet: Nichts ist gewöhnlich, nichts durchschnittlich, nichts konventionell. Zumindest nicht, woran sie Hand legt."
Wir begleiten die Maklerin von New Yorks High Society durch das legendäre Plaza Hotel - einst ein Palast, heute eine Baustelle: Hinter Gerüsten versteckt wird das Gebäude gerade entkernt. Um zu seinem hundertsten Geburtstag 2007 wieder aufzuerstehen - als das teuerste Luxusappartementhaus von ganz Manhatten. Für Pitzke ein geradezu unverfrorenes Symbol für den neuen Wohlstand nach 9/11.
"Eine helle Ecksuite im dritten Stock mit Blick auf den Pulitzer-Brunnen der Grand Army Plaza und die Südfront des Central Parks. 422 Quadratmeter wird das haben (...). '24 Millionen Dollar', sagt Stribling, ein Schnäppchen und noch zu haben."
Wer in New York nach Zeichen wiedergewonnener Zuversicht im Schatten der gefallenen Türme sucht, nach trotziger Selbstbehauptung, der wird in den Geschichten und Porträts von Pitzke fündig. Er führt uns durch das Finanzviertel an der Wall Street. Dort machen die Broker wieder satte Gewinne. Er stellt uns Ray Kelly vor, New Yorks Polizeichef. Der ehemalige Marineinfanterist und Vietnamveteran hat die "Operation Atlas" erfunden - das ehrgeizigste und teuerste Antiterrorprogramm der Welt. Es hat vor allem einen Zweck: Abschrecken und Eindämmen.
"Sichtbare Polizeipräsenz soll Terroristen schon im Vorfeld verunsichern. Wachstreifen und Zivilbeamte, verstärkt von Nationalgardisten und unübersehbaren Panzerwagen, patrouillieren die prominentesten Ballungszentren. An allen Brücken und Tunnels wurden Checkpoints für Stichproben eingerichtet. An Bord der Fähren nach Staten Island und Jersey City schippern Cops mit durch den Hafen - samt Bombenspürhunden."
Und schon werden die Schattenseiten einer neuen, rigorosen Wachsamkeit sichtbar. Viele haben sich längst an die schwerbewaffneten Kontrollposten in U-Bahnen und Bahnhöfen gewöhnt. Schwarze, Latinos und andere Minderheiten aber beklagen verstärkt Übergriffe der Polizei und ein Klima des Misstrauens. Licht und Schatten der wiedergewonnenen Stärke - Marc Pitzke dokumentiert sie in knappen, anschaulichen Skizzen. - Eine Geschichte handelt von James Zadroga, einem hochdekorierten Polizeibeamten. Er gehörte zu den 50.000 freiwilligen Helfern in der Trümmerwüste von Ground Zero. Wochenlang atmet er dort giftige Dämpfe ein. Und stirbt schließlich Jahre danach an den Spätfolgen. Mit 34.
"Sein Tod wurde in New York City (...) nur beiläufig registriert, für einen kurzen Moment, wie Wellenringe, die ein Kiesel in einem Weiher schlägt, bevor sich das Wasser dann schnell wieder glättet. Einen Tag lang geisterte sein Name durch die Nachrichten, wie ein Phantom aus einer vergessenen Zeit, über die man heute nicht mehr gerne nachdenkt."
Von den vergessenen Opfern erzählt Pitzke. Von den Schmähungen gegenüber Moslems und Arabern. Aber auch davon, wie sie sich organisieren, zur Wehr setzen gegen ihre Dämonisierung als Mullah, als Terrorist. Wir begegnen Therapeuten, die nach wie vor Traumatisierte behandeln. Wir lernen Großmütter kennen, die sich im Kampf gegen den Antiterrorkrieg der USA zusammengefunden haben. Teile eines Puzzles, eines vielstimmigen Chors.
"9/11 hat meine Zweifel daran, was mein Weg sein würde, endgültig beseitigt. Es änderte völlig, wie ich das Leben sehe."
"Das Leben in New York City hat heute einen paranoideren, militarisierteren Tenor als vor 9/11."
"Der Wirtschaft geht es gut, die Kriminalität ist gesunken, der Arbeitsmarkt zieht an und die Käufer greifen zu."
"Die Zahl der direkten körperlichen Angriffe ist seit 9/11 zurückgegangen. Die subtile Diskriminierung dagegen ist stärker geworden. Vor allem am Arbeitsplatz."
Ist in New York wieder alles wie immer? Sicherlich nicht, lautet die Antwort von Marc Pitzke. Das Loch in der Skyline aber ist nicht mehr ihr Gravitationszentrum, ihr alleiniger Bezugspunkt. Nach und nach kommt das alte New York wieder zum Vorschein, robust wie eh und je. Die Haut aber ist dünner geworden.
"Fünf nach Zero. Der 11. September und die Wiedergeburt New Yorks". Jasper Barenberg hat das schmale Bändchen von Marc Pitzke vorgestellt. Es ist in der Reihe Herder Spektrum erschienen. 222 Seiten kosten 8,00 Euro.