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Jetzt, nach Ende des Waffengangs im Zweistromland, melden sich die deutschen Denker zum Irakkrieg und seinen Folgen zu Wort. Nachdem vorgestern Hans Magnus Enzensberger seiner tiefen Freude über das Ende des Gewaltherrschers Saddam Hussein Ausdruck verlieh, zieht heute im gleichen Feuilleton Jürgen Habermas, der Doyen der deutschen Sozialphilosophie, nach. Habermas war an allen großen theoretischen Debatten der Bundesrepublik - vom Positivismusstreit, Systemtheorie- und Postmoderne-Debatte bis zum Historikerstreit - an den wichtigen politischen Kontroversen engagiert beteiligt. Heute fragt er in der FAZ: "Was bedeutet der Denkmalsturz?" - Nach dem Umkippen der Statuen des irakischen Gewaltherrschers und dem zunächst glimpflichen Ausgang der militärischen Auseinandersetzung, sieht Habermas jetzt zwei Positionen: Die einen, die pragmatisch "ein weiteres Räsonnement über die Berechtigung des Krieges für fruchtlos" halten, die anderen, die von "postheroische Zimperlichkeit" sprechen, die blind mache für den "wahren Wert der politischen Freiheit". Beide Positionen greifen - so Habermas - zu kurz. Denn die neoliberale Berufung des "Guten Hegemons" Amerika auf Demokratie und Freiheit unter Einsatz aller, notfalls auch militärischer Mittel sprenge "die zivilisierenden Fesseln" der Vereinten Nationen. Es sei "gerade der universalistische Kern von Demokratie und Menschenrechten, der ihre unilaterale Durchsetzung mit Feuer und Schwert" verbiete. Und Habermas schließt, dass es zu einem "kosmopolitischen Völkerrecht, das den Stimmen aller Betroffenen Gehör verschafft, keine sinnvolle Alternative" gebe.