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Das Letzte in Kürze

Der Sommer war zu gut, zu gut jedenfalls, um ihn im Kino zu verbringen. Deshalb hat die Branche, die heute ihre Halbjahresbilanz vorlegte, für das erste Halbjahr 2003 ein dickes Minus zu verbuchen. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Besucherzahlen um 11,3 Prozent zurückgegangen, und das hat, wie der Vorstand der Filmförderungsanstalt Rolf Bähr sagt, auch noch andere Gründe: die digitale Piraterie, die allgemeine Rezession und ein überaus schwaches Filmangebot aus den USA. Jetzt hofft man auf den Herbst und die nächsten Kino-Schlager wie "Das Wunder von Bern" oder den dritten Teil der Matrix-Reihe. Eine positive Nachricht gibt es aber auch: mit einem Marktanteil von 16,1 Prozent fährt der deutsche Film das beste Ergebnis der letzten sechs Jahre ein, und das verdankt die Branche einem Film: "Good Bye Lenin!", den bisher 6 Millionen Besucher sehen wollten.

    Neuer Ärger bei der Buchmesse. Mit den Frankfurter Hoteliers hat man immer noch keine Lösung gefunden; Direktor Volker Neumann hat festgestellt, dass es zur Messezeit eine neuerliche durchschnittliche Steigerung der Zimmerpreise von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr gebe, was er "unseriös" nannte. Im Hotel- und Gaststättengewerbe bestreitet man diese Vorwürfen, mit unterschiedlichen Argumenten: nein, die Zimmerpreise seien gleich geblieben; doch, es sei von Anfang an klar gewesen, dass Veränderungen erst 2004 greifen würden. Im Frühjahr hatte es den riesigen Streit um den Standort gegeben, der jetzt bis 2010 gesichert schien. Peinlich auch, dass wegen Terminkoordinationsschwierigkeiten zwischen Messeleitung und der ausrichtenden Maleki-Group der Kongress "Futura Mundi" in diesem Jahr nicht stattfinden kann. Der so genannte "Zukunftskongress" hatte nach Meinung von Beobachtern allerdings ohnehin kaum eine Zukunft: Beim ersten Mal diskutierten die Intellektuellen ohne jede Öffentlichkeit sehr aneinander vorbei.

    Wer im Germanistik-Studium gelernt hat, dass die Autobiographie die - allerdings durch den Namen des Schriftstellers geadelte – subjektiv geschönte Erzählung, die persönlich strukturierte Historisierung, also eigentlich eine literarische Fälschung des eigenen Lebens ist, der sieht sich jetzt vom Landgericht München eines besseren belehrt: Autobiographien gelten als Sachbücher und nicht als Belletristik. Ihnen läge nämlich – wie einem wissenschaftlichen Werk - der Anspruch zugrunde, tatsächlich Geschehenes wiederzugeben. Mit der Begründung hat das Gericht eine Klage der VG Wort zurückgewiesen, die von einem Autor Geld zurückforderte, weil er Autobiografien als wissenschaftliche Werke angemeldet und dafür eine höhere Pauschale kassiert hatte als für Belletristik. Der Mann darf das Geld jetzt behalten, die VG Wort ist mit der Entscheidung nicht glücklich. Die Bekenntnisse eines Dieter Bohlen oder Stefan Effenberg will man dort nicht als wissenschaftliche Schriften gewertet wissen.

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