Voss: Bei den Sachen, die jetzt unter den Hammer kommen, handelt es sich um Dinge, die aus dem ehemaligen Verlag B. Schotts Söhne stammen. Heute nennt sich der Verlag Schott Musik International, was vielleicht auch ein kleines Licht darauf wirft, wie sich der Verlag heute versteht. Er versteht sich eben als ein moderner Verlag und nicht als ein Museum oder ein Archiv, ein in die Vergangenheit orientierter Verlag, der ein Erbe pflegt. Das ist vielleicht nicht der primäre Gesichtspunkt. So scheint mir das. Ich sehe das von außen.
Koldehoff: Sie gehen davon aus, dass diese beiden Autographen, die versteigert werden, aus dem Hause Schott eingeliefert worden sind?
Voss: Ja, ja, das nehme ich an. Ich meine, sonst müsste sie ja jemand gestohlen haben. Ich hörte aber auch schon vor einiger Zeit, dass aber auch Autographen anderer Komponisten aus dem Schott-Verlag in dem Auktionshandel sind.
Koldehoff: Von Beethoven ist da unter anderem mal die Rede gewesen.
Voss: Genau.
Koldehoff: Würden Sie denn sagen, dass das Handschriften sind, die heute eine so große Bedeutung haben, dass sie Kulturgüter wären und deshalb in Deutschland bleiben sollten?
Voss: Das würde ich sagen, ja. Natürlich auch nicht um jeden Preis, denn da muss man dann schon unterscheiden: Wenn es die Tristan-Partitur wäre, nicht wahr, dann würde ich mich ganz, ganz stark machen. Denn das ist ein Unikum, und das Werk Tristan ist auch ein zentrales Werk der deutschen Musikgeschichte. Bei den Wesendonck-Liedern, so sehr ich sie schätze und so wichtig sie sind, den Rang haben sie nicht und da es eben ein zweites Autograph gibt, das in Bayreuth ist, kann man vielleicht sagen: Ja, also hier ist es entbehrlich.
Koldehoff: Dann sind Sie so etwas wie der philologische Nachlassverwalter Richard Wagners. Sehen Sie das denn ganz lässig und entspannt, dass diese Blätter nun bei Sotheby`s wahrscheinlich ins Ausland versteigert werden?`
Voss: Nein, das sehe ich überhaupt nicht so, denn schauen Sie: Der Wissenschafter ist natürlich immer bange, dass die Dinge in irgendwelche Kanäle kommen und dann verloren sind.
Koldehoff: Warum ist es denn für Sie als Musikwissenschaftler wichtig, auch eine Zweit-, Dritt, möglicherweise Viertfassung noch zu kriegen?
Voss: Na ja, der Philologe möchte natürlich den Gang, den eine Komposition beim Komponisten nimmt, kennen, und man kennt das Werk wirklich gut und insgesamt, wenn man alle Versionen kennt. In diesem Falle ist es ja so: Diese Version, die jetzt von den Wesendonck-Liedern unter den Hammer kommt, die ist auch diejenige, die gedruckt worden ist. Das ist die, die Wagner am Ende für verbindlich gehalten hat. Insofern ist die schon mal ganz wichtig.
Koldehoff: Sehen Sie denn irgendeine Möglichkeit, den Verkauf ins Ausland noch zu verhindern? Wird die Richard-Wagner-Gesamtausgabe in irgendeiner Weise versuchen, diese Autographen in Deutschland zu halten?
Voss: Also, wir von uns aus können das nicht, weil wir ja überhaupt über gar keine Geldmittel verfügen, und selbstverständlich wird man hier und da Bibliotheken oder auch Leuten, die diese Privatsammlungen haben und die man kennt, mobilisieren. Das sind leider immer nur ganz, ganz wenige, denn die meisten Privatsammler bleiben anonym. Man wird versuchen, da etwas zu mobilisieren. Auch über das Nationalarchiv in Bayreuth, das es immer wieder dank des Geschicks von Herrn Friedrichs und der Bereitwilligkeit von Sponsoren geschafft hat, Summen zusammenzubringen, um wichtige Dinge zu kaufen und damit eben der Forschung zu erhalten. Das Wichtige ist dabei einerseits, dass man solche Dinge im Land behält, weil es auch irgendwo mit Deutschland zu tun hat, und dann natürlich ist es für den Wissenschaftler wichtig, dass es zugänglich ist. Wissen Sie, wenn es so wäre, dass alle Institutionen der Welt und alle Sammler in der Welt sich darin einige wären, dass sie offen legen, was sie haben und den Zugang ermöglichen, dann brauchte man nichts dagegen zu haben, dann wäre das prima. Aber, im Gunde genommen funktioniert es ja umgekehrt. Es funktioniert so, dass eben sehr, sehr viele Sammler stolz sind, dass sie es haben und kein anderer darf es anschauen.
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Koldehoff: Sie gehen davon aus, dass diese beiden Autographen, die versteigert werden, aus dem Hause Schott eingeliefert worden sind?
Voss: Ja, ja, das nehme ich an. Ich meine, sonst müsste sie ja jemand gestohlen haben. Ich hörte aber auch schon vor einiger Zeit, dass aber auch Autographen anderer Komponisten aus dem Schott-Verlag in dem Auktionshandel sind.
Koldehoff: Von Beethoven ist da unter anderem mal die Rede gewesen.
Voss: Genau.
Koldehoff: Würden Sie denn sagen, dass das Handschriften sind, die heute eine so große Bedeutung haben, dass sie Kulturgüter wären und deshalb in Deutschland bleiben sollten?
Voss: Das würde ich sagen, ja. Natürlich auch nicht um jeden Preis, denn da muss man dann schon unterscheiden: Wenn es die Tristan-Partitur wäre, nicht wahr, dann würde ich mich ganz, ganz stark machen. Denn das ist ein Unikum, und das Werk Tristan ist auch ein zentrales Werk der deutschen Musikgeschichte. Bei den Wesendonck-Liedern, so sehr ich sie schätze und so wichtig sie sind, den Rang haben sie nicht und da es eben ein zweites Autograph gibt, das in Bayreuth ist, kann man vielleicht sagen: Ja, also hier ist es entbehrlich.
Koldehoff: Dann sind Sie so etwas wie der philologische Nachlassverwalter Richard Wagners. Sehen Sie das denn ganz lässig und entspannt, dass diese Blätter nun bei Sotheby`s wahrscheinlich ins Ausland versteigert werden?`
Voss: Nein, das sehe ich überhaupt nicht so, denn schauen Sie: Der Wissenschafter ist natürlich immer bange, dass die Dinge in irgendwelche Kanäle kommen und dann verloren sind.
Koldehoff: Warum ist es denn für Sie als Musikwissenschaftler wichtig, auch eine Zweit-, Dritt, möglicherweise Viertfassung noch zu kriegen?
Voss: Na ja, der Philologe möchte natürlich den Gang, den eine Komposition beim Komponisten nimmt, kennen, und man kennt das Werk wirklich gut und insgesamt, wenn man alle Versionen kennt. In diesem Falle ist es ja so: Diese Version, die jetzt von den Wesendonck-Liedern unter den Hammer kommt, die ist auch diejenige, die gedruckt worden ist. Das ist die, die Wagner am Ende für verbindlich gehalten hat. Insofern ist die schon mal ganz wichtig.
Koldehoff: Sehen Sie denn irgendeine Möglichkeit, den Verkauf ins Ausland noch zu verhindern? Wird die Richard-Wagner-Gesamtausgabe in irgendeiner Weise versuchen, diese Autographen in Deutschland zu halten?
Voss: Also, wir von uns aus können das nicht, weil wir ja überhaupt über gar keine Geldmittel verfügen, und selbstverständlich wird man hier und da Bibliotheken oder auch Leuten, die diese Privatsammlungen haben und die man kennt, mobilisieren. Das sind leider immer nur ganz, ganz wenige, denn die meisten Privatsammler bleiben anonym. Man wird versuchen, da etwas zu mobilisieren. Auch über das Nationalarchiv in Bayreuth, das es immer wieder dank des Geschicks von Herrn Friedrichs und der Bereitwilligkeit von Sponsoren geschafft hat, Summen zusammenzubringen, um wichtige Dinge zu kaufen und damit eben der Forschung zu erhalten. Das Wichtige ist dabei einerseits, dass man solche Dinge im Land behält, weil es auch irgendwo mit Deutschland zu tun hat, und dann natürlich ist es für den Wissenschaftler wichtig, dass es zugänglich ist. Wissen Sie, wenn es so wäre, dass alle Institutionen der Welt und alle Sammler in der Welt sich darin einige wären, dass sie offen legen, was sie haben und den Zugang ermöglichen, dann brauchte man nichts dagegen zu haben, dann wäre das prima. Aber, im Gunde genommen funktioniert es ja umgekehrt. Es funktioniert so, dass eben sehr, sehr viele Sammler stolz sind, dass sie es haben und kein anderer darf es anschauen.
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