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Das mach' ich doch mit links!

Rund 30 Prozent der Menschen in Deutschland sind Linkshänder. Aber nach wie vor müssen Linkshänder in der Rechtshänderwelt zurechtkommen. Oder spezielle Linkshänderprodukte kaufen, die allerdings teurer sind. Aber nicht jeder braucht sie auch wirklich.

Von Angelika Tannhof | 05.09.2011
    "Meine Mutter hat uns einfach nach den Stiften greifen lassen. Meine Mutter, meine Schwester und ich schreiben mit links, mein Bruder und mein Vater sind Rechtshänder."

    Insa Backe hat die Linkshändigkeit von ihrer Mutter geerbt. Forscher haben herausgefunden, dass das Zusammenspiel von Gehirn und linker Hand anders funktioniert. Und sie wissen heute: Umschulen auf Rechts kann zu Störungen führen und die Leistung beeinträchtigen. Aber da der Alltag eindeutig auf Rechtshänder ausgerichtet ist, spielt es sich so ein, dass Linkshänder dann doch manches mit rechts machen.

    "Ich habe die Maus rechts, ich fahre ein Auto mit normaler Rechtsschaltung, ich mache eigentlich alles so. Die filigranen Dinge mache ich mit links, alles andere mit rechts. Davon ist nichts antrainiert, nein, nein, das ist einfach so mit gewachsen, so wie man lernt mit dem Computer umzugehen, lernt man das auch, dass die Maus rechts ist."

    Bisher hat Insa Backe nur einmal ein Linkshänderprodukt genutzt – einen Linkshänderfüller, bei dem die Griffmulden entsprechend anders sitzen. Sie kommt zu recht in der Rechtshänderwelt. Aber es ist schon oft mühsamer, weiß die Bonner Psychologin und Linkshänderberaterin Anne-Katrin Schwarz. Wasserhähne zum Beispiel dreht man nach links auf und nach rechts wieder zu.

    "So probieren Linkshänder dann manchmal in die falsche Richtung oder drehen noch fester zu, oder wenn sie mal an einen Korkenzieher denken, auch der ist so gedreht, dass Rechtshänder die Flasche besser aufmachen können."

    Inzwischen gibt es viele Produkte, die extra für Linkshänder hergestellt werden. Sie sind immer etwas teurer als Rechtshänderprodukte. Ob man sie braucht, hängt sehr von den individuellen Bedürfnissen des Linkshänders ab. Manche Anschaffung findet die Linkshänderberaterin sinnvoll, gerade für Kinder, damit sie eine gute Handhaltung lernen:

    "Eine Linkshänderschere ist sehr sinnvoll, ein Linkshänderanspitzer ist sehr sinnvoll, dass sie da den Stift nicht wechseln müssen, sondern direkt losspitzen können. Linkshänderfüller, auch superwichtig, dass ein Kind das hat mit den extra geformten Griffmulden."

    Auch für Erwachsene gibt es nützliche Hilfsmittel. Zum Beispiel eine Computertastatur für Linkshänder, wenn jemand viel und schnell mit Zahlen umgehen muss, denn der sogenannte 'numerische Block' ist dann links, nicht rechts. Oder ... .

    "Wenn man viel unterwegs ist und man braucht ein Schweizer Messer, da gibt es eins für Linkshänder, das man mit der richtigen Seite aufmachen kann - da wäre ja Verletzungsgefahr - bis hin zu einem ordentlichen Brotmesser, wo der Wellenschliff auf der anderen Seite ist. Linkshänder, die ein Rechtshänderbrotmesser nehmen, werden die Erfahrung machen, dass ein Messer immer aus dem Brot raus gleitet und dass man immer krumme Scheiben abschneidet."

    Für alle Fragen zur Linkshändigkeit – wie man sie erkennt und damit am besten umgeht, gibt es in vielen Städten Linkshänderberater oder Beratungsstellen. Nähere Informationen stehen im Internet unter www.linkshaender-beratung.de/