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Das Marathon-Tagebuch

Ihr sollt laufen, nicht schwimmen! Aufrechte Position! Guido, nicht schwimmen! Laufen!

Volker Mrasek |
    Natürlich sollen Marathon-Läufer laufen. Viel laufen sogar während der monatelangen Trainings-Vorbereitungen. Im Wald, auf der Straße, auf festem Untergrund jedenfalls. Aber auch - im Schwimmbad?

    Hier bewegen sich Menschen in senkrechter Position im Wasser. Mit den Beinen machen sie Bewegungen, die in etwa so aussehen wie eine Mischung zwischen Laufen und Radfahren. Marathonläufer, Ultra-Marathonläufer, Triathleten sind da auch ganz begeistert von. Ist auch eine Sportlergruppe, die eher so ein bisschen innovativ ist. Und die das durchaus einplanen.

    Aqua-Jogging nennt sich die Übung im Schwimmbecken. Und nicht nur Sportwissenschaftler wie Andreas Bieder sind damit vertraut. Auch immer mehr Amateur-Läufer fragen sich, ob sie nicht regelmäßig ins Wasser gehen sollen. Nicht mit Turnschuhen und Jogging-Shirt, sondern in Badehose und mit einem Schaumstoff-Gurt um die Hüfte. Der hält einen an der Oberfläche und leistet noch andere Dienste:

    Durch den Auftrieb im Wasser haben wir halt jetzt im Vergleich zum Jogging im Stadtwald - eine Reduktion von einem Sechstel ungefähr an Belastung für die Gelenke.

    Sandra Schnieders arbeitet wie Andreas Bieder im Kölner Bundesleistungszentrum der Schwimmer. Bekennende Aqua-Jogger, sagt sie, gebe es auch unter prominenten Langläufern:

    Der Dieter Baumann, der fällt mir jetzt spontan ein. Einige Leichtathleten machen das. Da kommt es auch her, das Aqua-Jogging. Und zwar aus dem Aufbau-Training für Leistungssportler, die nach Sportverletzungen eben sich wieder, ja, auftrainieren wollen, für die Wettkämpfe auch vorbereiten. Und daher kommt es.

    Wenn einen in der Marathon-Vorbereitung also 'mal ein Zipperlein plagt, vielleicht sogar eine Muskelzerrung, dann muss die Zwangspause nicht so lang ausfallen, wenn man erst einmal ins Wasser wandert. Doch nicht nur im Fall von Verletzungen hält Andreas Bieder Aqua-Jogging für empfehlenswert:

    Bei Marathonläufern, die relativ spät in ihrem Lebensalter mit diesen hohen sportlichen Belastungen beginnen, ist es ja häufig so, dass die passiven Strukturen des Bewegungsapparates eben mit der Entwicklung der muskulären Leistungsfähigkeit nicht mithalten. Und deshalb ist gerade das Laufen im Wasser, wo die Gelenke sehr stark geschont werden, durchaus eine Form gerade für Neueinsteiger oder als Späteinsteiger in eine bestimmte Sportart, eben das Marathonlaufen - ist Aqua-Jogging durchaus 'ne gute Trainingshilfe oder Trainingsmöglichkeit eben unter Schonung der Gelenke.

    Was also braucht der Marathon-Aspirant, den es ins Wasser zieht? Den genannten Aqua-Jogging-Gürtel. Den kriegt man in gut sortierten Sportgeschäften, vielleicht auch schon 'mal leihweise in einem größeren Schwimmbad. Sinnvoll ist aber auch eine fachliche Anleitung. Denn nicht jeder wird als Wasserläufer geboren.

    Zunächst einmal empfiehlt es sich, das Badepersonal zu fragen. Manche Schwimm-Meisterin oder mancher Schwimm-Meister ist bereits in Aqua-Jogging ausgebildet. Ansonsten hilft auch eine Recherche im Internet.

    Den Mut, durchs Becken zu laufen und dabei eine einigermaßen merkwürdige Figur abzugeben - diesen Mut muss jeder Aqua-Jogger aber selbst aufbringen ...

    Ihr sollt laufen, nicht schwimmen! Aufrechte Position

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