Mittwoch, 24. April 2024

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"Das Meer hat uns alles genommen..."

Über holprige Straßen geht's Richtung Küste - Vorbei an grünen Palmen und Mangrovenwälder, gepflegten Gärten und schönen Häusern, Menschen winken freundlich dem Konvoi zu - alles ganz normal, keine Zerstörung, das Leben geht seinen ganz normalen Lauf. Nichts erinnert an das schwere Los der Menschen hier im Norden von Sri Lanka - Wolfgang Groß - Geschäftsführer von Humedica kennt Sri Lanka sehr gut. Seit 25 Jahren ist er hier engagiert und klärt uns auf.

Von Martin Breitkopf | 22.01.2005
    In diesem Gebiet hat ja jetzt über 20 Jahre Bürgerkrieg stattgefunden. Es ist zwar momentaner Waffenstillstandabkommen mit der Regierung in Kraft, aber leider immer noch kein Friedensabkommen. Dass heißt, dieser Frieden ist ziemlich wackelig. Und über 20 Jahre hat sich da natürlich an der Infrastruktur nichts getan. Die Straßen sind in ganz schlechtem Zustand. Es hat jahrelang keine Versorgung mit Benzin, gar nichts gegeben. Und viele Leute haben durch den Krieg, durch Bombardierung und durch Beschuss einfach auch schon ihre Häuser verloren gehabt und jetzt durch diese Katastrophe ein zweites Mal und deswegen ist das für die Leute im Norden ganz besonders schwierig.

    Von der Regierung in Colombo vergessen - so kommen sich die Menschen hier im bürgerkriegsgeschüttelten Norden von Sri Lanka vor. Gut eine Fahrstunde später: Mittlerweile ist zum Konvoi der Ärzte ein Laster voller Hilfsgüter gestoßen.

    Bei der Verteilung der Spenden aus Deutschland werden die Hilfspakete gierig vom Laster gerissen - die Menschen in dem kleinen Fischerdorf dachten schon, die Welt habe sie vergessen. Jede Familie bekommt ein Paket - 200 Stück stapeln im Laster, alles durch Spenden aus Deutschland finanziert:

    50 Kilo Reis, 20 Kilo Zucker, 10 Kilo von diesen roten Linsen die gelten dann beim Kochen als Proteinlieferant hier. Und dann Tee, ein ganzes Packet von Grundnahrungsmitteln, die zum kochen gebraucht werden.

    Die Deutschen Helfer mit ihren Päckchen bringen Hoffnung in das Fischerdorf - am nordöstlichen Zipfel von Sri Lanka. 50 Menschenleben hat dort die Tzunamiewelle gefordert - fast in jeder Familie gibt es Opfer. Der Küstenstreifen gleicht noch immer einer Geisterstadt - ein zerstörtes Paradies - Dorfchef Habinien, erklärt uns, dass viele Menschen sich immer noch vor dem Meer fürchten:

    Wir haben Angst.

    Erst eine handvoll Fischer hat bereits mit den Aufräumarbeiten begonnen - alle anderen wohnen in sicheren Abstand bei Freunden oder in Flüchtlingslagern. Einer der Fischer ist Karif - er gräbt aus dem Schutt seines Hauses ein Familienfoto aus - es ist zerknittert zeigt verwaschen eine glückliche Familie:

    Nur schwer kann Karif die Tränen unterdrücken - das Meer hat das Glück zerstört: Karifs Mutter und zwei Kinder hat das Meer mitgenommen, sein Haus ist bis auf die Grundmauern zerstört.

    Das Meer bricht sich friedlich am Strand, kleine Wellen tänzeln unschuldig in der Sonne, so als ob nichts gewesen wäre. Nachbar Arud ist Fischer und ein weiterer Augenzeuge - er hat das Meer als Ungeheuer erlebt - und das schlimmste: In Aruds dunklen Augen spiegelt sich die Angst vor dem scheinheilig, friedlich, dahinwogendem Meer. Bis zu dem Tag als die Welle kam, hatte das Meer geliebt – jetzt hasst er es:

    Rund 2000 Fischerboote hat das Meer auf der Jaffner Halbinsel vernichtet, unzählige Fischernetze haben sich zu einem Wollknäuel verheddert und sind unbrauchbar. Damit ist die Existenz von Tausenden Fischern gefährdet. Wolfgang Gross verspricht schnelle und unbürokratische Hilfe:

    Wir haben jetzt schon angefangen, uns umzuschauen, wo wir Boote wiederbeschaffen können und auch Listen zu erstellen, welche Boote welche Fischerfamilie auch verloren hat. Und da wollen wir dazu beitragen, dass eben die Leute wieder auf eigene Beine kommen. Dann gibt es das andere Projekt langfristig sind diese einfachen Häuser, die wir zur Verfügung stellen wollen. Wir wollen schauen, dass die Leute so schnell wie möglich aus den Flüchtlingslagern wieder rauskommen, und dass sie eben mit Eigeninitiative wieder ein Dach über den Kopf bekommen.

    Die Deutschen Helfer vor der Abreise - sie bekommen ein Abschiedsständchen von den Kindern aus dem zerstörten Fischerdorf. Trotz Zerstörung, Leid und Tod haben die Menschen hier den Lebensmut nicht verloren - tragen das schwere Schicksal mit Fassung:

    Es ist halt so, die Tamilen, ich kenne Tamilen ja ganz besonders intensiv, weil ich schon sehr lange hier herkomme, zeigen ihre Gefühle nicht besonders. Das sagt nichts über den inneren Zustand aus, wenn sie Dich anlächeln. Obwohl sie ja insgesamt ja sehr freundliche Menschen sind. Also, da bin ich immer wieder begeistert davon, von der Freundlichkeit der Leute hier in Sri Lanka. Aber die Trauer ist natürlich da.

    Im Namen von Humedica wünsche ich Euch allen wirklich von ganzem Herzen, die Kraft, einfach mit den Eindrücken umzugehen und dass ihr einfach Eure Gaben, Eure Talente, Eure Erfahrungen einsetzen könnt.
    Jochen Schuppener – ist Krisenmanager von Humedica – um ihn hat sich das Grüppchen von acht Helfern gescharrt – Vier Ärzte, zwei Apotheker und zwei Rettungsassistenten – das zweite Team von Humedica das in Sri Lanka helfen soll. Kurz vor dem Abflug gibt Jochen Schuppener noch ein kurzes Briefing. Mitten im Getümmel des Frankfurter Flughafens versucht der Krisenmanager die Gruppe vorzubreiten:
    Ich mein, selbst wenn man die Bilder nur im Fernsehen sieht, denk ich, ist der normale Mensch schon oft schockiert. Wenn man dass dann natürlich live, dreidimensional mitmacht, dann ist die Gefahr, dass man wirklich ein Trauma erlebt auch als Helfer nie auszuschließen.

    Noch eine kurze Umarmung – dann verabschiedet sich das Humedica Team in die Ungewissheit: keiner weiß, was im Krisengebiet auf sie wartet – Prof. Dr. Gerhard Trabert verheimlicht seine Gefühle nicht:

    Vollkommen ungewiss, wie das sein wird, auch vollkommen ungewiss, wie ich damit umgehen kann, ja, ich war zwar schon in verschiedenen Gebieten gewesen, aber so etwas hab ich noch nie selbst so direkt dann miterlebt. Natürlich hab ich auch ein bisschen Angst, aber ich denke, man muss sich so einer Herausforderung einfach stellen.

    Einige Kaffeetassen später hebt Flug 505 von Frankfurt Richtung Colombo ab.

    Flug 505 ist normal ein Urlaubsflug – heute ist aber alles anders. Unten stapeln sich keine Koffer sondern Hilfsgüter. Oben in den Kabinen: Keine drückende Enge sondern gähnende Leere. Die Sitze sind gerade mal zu einem Drittel gefüllt: Unter den wenigen Passagieren auch Sri Lanker die von der Angst getrieben in ihre Heimat reisen.

    Nach ihrer Ankunft brechen mehrere Wagen ins Einsatzgebiet auf. Helfer und Medikamente müssen in ein Flüchtlingslager an die Küste.

    Vorbei an Militär Jackpoints und zerbombten Häusern geht's in das ehemalige Bürgerkriegsgebiet von Sri Lanka – Seit jeher ist dieser Landstreifen benachteiligt: schlechte Infrastruktur, geringes Bruttosozialprodukt, kein Tourismus. Nach gut zwei Stunden Fahrt über holprige Pisten, vorbei an Mangrovenwäldern und Teeplantagen kommt der Konvoi an einer Schule in der Nähe von Point Petro an – Bisher war nichts von der Flutkatastrophe zu sehen – doch jetzt ändert sich alles: Drinnen im Hof sind die ersten Zeugen der Monsterwelle – Hunderte von Menschen alles Tzunamieopfer vom Küstenstreifen und mitten drin im Trubel eine handvoll Deutscher – das erste Humedica Ärzteteam und die können dringend Verstärkung brauchen:

    Dass ist ja schön, dass ihr gekommen seid jetzt.

    Das erste Team begrüßt die Ablösung herzlich, freut sich über den Nachschub an Medikamenten und Helfern – bereits wenige Stunden nach der Katastrophe ist das erste Humedica Team von Deutschland aus gestartet und behandelte seither die Opfer an der Küste. Tiefe Augenringe, Stoppelbart und paar Kilo weniger dokumentieren die Strapazen der letzten Tage. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang wird behandelt – ohne Pause und das seit mehreren Tagen. Dr. Wolfgang Seemann, einer der drei Ärzte vom ersten Helferteam:

    Also, wenn wir richtig durcharbeiten, schaffen wir 500 Patienten am Tag. Das geht natürlich unter massivem Stress. Man muss sich da sehr, sehr konzentrieren, damit das auch qualitativ akzeptabel ist. Wir können eben nicht alles machen, aber wir merken, dass wir oft an unsere Grenzen kommen.

    Arztkollege Dr. Martin Mueller bestätigt den Stress – jedoch Helfen ist positiver Stress und der schadet nicht.

    Die Tatsache, dass man gebraucht wird, dass man da sieht, dass man da helfen kann. Einerseits, andererseits, dass man sich auch als Gruppe sehr stärkt. Und das hat super geklappt, auch gerade bei diesem Einsatz. Das kompensiert, dass stärkt gemein.

    Das Flüchtlingslager ist provisorisch in einer Schule untergebracht - Auf wenige Meter zusammengepfercht leben weit über 1500 Tzunamieopfer. Ein ekliger, stinkender Geruch liegt in der Luft - Vor wenigen Stunden noch im geordneten Deutschland, verschlafen aus dem Flieger getaumelt und dann mitten in der Katastrophe aufgewacht – Eindrücke die unter die Haut gehen – Dr. Andreas Schwarze einer der Ablöseärzte vom zweiten Humedica Team traut seinen Augen kaum...

    Sieht aus, als würden die Menschen in der Altkleiderkammer wohnen. Die existieren eigentlich, von wohnen kann nicht die Rede sein.

    Schulbänke und -tische dienen als Behandlungsliege, die Medikamentenkoffer als Apotheke, Stethoskop und Blutdruckmesser sind die einzigen technischen Helfer für die Ärzte – Prof. Dr. Gerhard Trabert:

    Die Praxis ist eingerichtet. Fangen wir jetzt an. Das ist jetzt richtig Basismedizin. Das heißt, man muss immer wieder ne Anamnese über eine Dolmetscherin machen, was hoffentlich funktioniert und einfach den Patienten untersuchen. Sehen, hören, tasten, keine Computertomographie, kein Kernspint.

    Wie ein Lauffeuer spricht sich die Ankunft der Ärzte im Lager herum – Jung und alt laufen zusammen, Verletzte werden herbeigetragen. Alle stellen sich diszipliniert in die Schlange - deutsche Ordnung herrscht auch hier 8000 km entfernt der Heimat – Diagnosen im Eiltempo – für mehr ist nicht Zeit, die Schlange der Flüchtlinge einfach zu lang. Häufig werden offene Wunden versorgt – viele haben sich bei der Flutkatastrophe verletzt: Knochenbrüche, Schürfwunden und Prellungen - Aber auch Darm- und Wurmerkrankungen treten auf – das Trinkwasser ist verdreckt, die Hygiene ist schlecht. Die Flüchtlingslager eine mögliche Brutstätte für Seuchen.

    Das besonders katastrophale ist halt, dass gerade hier ja auch in Sri Lanka aber auch in den Regionen oft die Menschen betroffen sind, denen es so und so schon schlecht geht. Die also von ihrem Immunstatus dann schon schlechter gestellt sind als andere. Dann ergibt sich wirklich so etwas wie ein Teufelskreislauf.
    Cholera, Typhus und Ruhr geistern zwar durch die Köpfe der Ärzte bisher gibt es zum Glück nur Einzelfälle.

    Die sind immer akkurat gekleidet, die sind gekämmt die haben Haarspängchen, die haben frisch gebügelte Blusen. Uns ist nicht so ganz klar, wie die das machen, aber das lässt natürlich auch einen Rückschluss darauf zu, warum wir bisher zum Mindest noch keinen Hinweis auf den Ausbruch irgendeiner Seuche bekommen haben.

    Unter den klagenden Gesängen des Muiziens behandeln die Helfer weiter. Äußerlich haben die deutschen Ärzte alles im Griff – jedoch tief drinnen haben alle hier Schaden genommen. Jeder im Lager hat Angehörige verloren, viele Kinder sind Waisen. Viele unterdrücken ihre Tränen. Immer wieder klagen die Menschen ihr Leid. Schicksale wie das von Udaja Kalhema geben den nüchternen Zahlen ein Gesicht:

    Mein Mann war Fischer, er war auf dem Meer als die Welle kam gestern haben wir seine Leiche gefunden, jetzt bin ich mit meinen drei Kindern allein. Unser Haus ist total zerstört ich weiß nicht wie es weiter geht.

    Udaja zeigt uns ihre Bleibe im Flüchtlingslager: Auf dem nackten Fußboden liegen löchrige Bastmatten. Hinter umgekippten Schulbänken in einer Ecke des Klassenzimmers hat sie sich mit ihren drei Kindern eingerichtet.

    Ihr Baby schlummert friedlich neben dem weißen Plastiksack. In diesem Sack ist alles, was Udaja nach der Flut retten konnte. Jeden morgen reiht sie in die Schlange vor dem großen roten Plastikeimer ein. Eine Scheibe Brot und eine Tasse "Curry" für jeden. Im Curry schwimmen einige Kartoffeln und wenige Stücke Fleisch. An über 1.500 Kinder und Erwachsene wird hier jeden Morgen ein Frühstück verteilt. Die Schule ist das größte Flüchtlingslager in dieser Provinz Jaffna im Norden Sri Lankas: Viele hier im Lager haben furchtbares erlebt: Menschen, die vor ihren Augen starben, schrecklich entstellte Wasserleichen – Ali Sydt hat bei der Suche nach Vermissten geholfen – die Bilder haben sich eingebrannt:

    Ich hab so was schreckliches noch nie im meinen Leben gesehen, wir haben so viele Tote gefunden, wir haben sie alle verbrannt wegen der Seuchengefahr. Es ist schrecklich immer wieder kommen die Bilder hoch – ich kann nur noch schlecht schlafen, habe Alpträume – ich geh in die Kirche und bete das es aufhört.

    Die deutschen Ärzte haben zwar Koffer voller Medikamente – aber hier muss auch Prof. Dr. Gerhard Trabert passen:

    Viel tun können wir letztendlich nicht. Ich glaub allein, dass wir da sind, dass ist ja schon ne Form der Anteilnahme. Diese Wunden diese Narben, die so tief sind, die sich dann in die Psyche, in die Seele festsetzen bei diesen Menschen. Da können wir natürlich nicht viel tun.

    Das Humedica Team verabschiedet sich aus dem Flüchtlingslager. Als Abschiedsgruß singen sie ein Lied für die Menschen die hier zurückbleiben.

    Schweigend sitzt das Team im ortsüblichen Kleinbus. Langsam rollt der Wagen die Schneise der Verwüstung ab. Die Monsterwelle hat alles überrollt - mehrere Kilometer hat sie sich ins Landesinnere gefressen. Nachdenklich schaut Dr. Wolfgang Riske aus dem Autofenster auf das zerstörte Paradies:

    Vorher glaubten wir theoretisch, warum sitzen die hier noch neben den Flüchtlingslagern. Die könnten doch jetzt mal aktiv werden und anfangen, gemeinsam Stück bei Stück Haus für Haus aufzubauen. Jeder Nachbar hilft dem anderen und so könnten sie es schaffen. Das waren unsere Gedanken, das haben wir untereinander diskutiert. Das waren wieder einmal theoretische, furchtbare Gedanken von Menschen, die aus einer anderer Situation kommen, die überhaupt nicht wissen, was hier läuft. Als wir dann vorne waren und dann das Desaster gesehen haben. Diese zerrissenen Betonklötze, die schwerer Maschinen bedürfen um sie wegzuräumen. Da haben wir erst mal unsere törichten und unsere wirklich ungerechten und unpassenden Gedanken begriffen. Der Wunsch nach vorne zu gehen wurde bestätigt. Wir hatten vorher von unseren bildgebenden Reporterkollegen furchtbare Bilder schon gesehen während wir gearbeitet haben. Die Bilder vermitteln es nicht, sondern nur allein das Dasein, das Vorortsein, dann ergreift es einen.

    Nach 10 Tagen nonstop Einsatz hat es die Crew geschafft. Zurück bleibt ein weiteres Humedica Team mit acht Helfern. Dr. Martin Müller darf jetzt Heimfahren, er ist dankbar für die Ablöse und das die Hilfe für die Tzunamieopfer weitergeht.

    Wichtig ist, dass sie sich nicht im Stich gelassen wissen und fühlen. Wichtig ist, dass man präsent ist, auch wir als Organisation. Erstens. Zweitens ist neben dieser medizinischen Versorgung selbstverständlich auch der Wiederaufbau ganz wichtig um die Existenzen, die jetzt zu Hauf verloren gegangen sind, dass man die den Menschen ersetzt und dass ich von daher sagen kann, dass hier die Spendengelder wirklich sinnvoll eingesetzt werden können, zumal das ne Organisation ist, durch die vielen ehrenamtlichen Helfer, die ihre Verwaltungskosten unter zehn Prozent noch halten kann.

    Mit einem guten Gefühl tritt das Team die Heimreise an... Auf dem Flughafen Colombo werden die deutschen Helfer gleich mal herzlich vom Flughafenpersonal begrüßt:

    Wir danken Ihnen mit unserem ganzen Herzen, dass sie von so viel weit Deutschland hierher gekommen und dann gemacht für unsere Land sehr gute Service, für unsere arme Leute. Sie haben geholfen. Sie haben so viele Mediziner hierher geholt und sie haben eine gute Sache gemacht. Also wir danken von unserem ganzen Herzen.
    In Windeseile geht dann auch die Abfertigung. Bewunderndes Schulterklopfen statt Kofferkontrolle. Ihre Taschen sind ohnehin leer – die Helfer haben fast alles verschenkt. Rettungsassistent Alexander Nikendei:

    Ich glaube, es sind noch einige Gefühlen unter einer Decke von Müdigkeiten und Erschöpfung versteckt. Ich bin selber gespannt, was da noch rauskommt. Traurigkeit, Anteilnahme auch ein Stück weit Schock. Dafür war überhaupt keine Zeit.

    Flug 577 startet durch zum Heimflug nach Deutschland – noch ein letzter kurzer Blick auf die zerstörte Küste von Sri Lanka – Dr. Wolfgang Seemann:

    Ich hab ja nun schon mehrer Einsätze gemacht und es ist jedesmal das Gleiche. Dieses Gefühl von Dankbarkeit, dass ich nach Hause fahren kann. Ich denke, die Menschen, die hier wohnen und die unter der Situation hier in diesen Flüchtlingslagern leben müssen, die können das nicht, und ich kann es.

    10 Tage Katastrophenhilfe stecken dem Helferteam in den Knochen – kurz nach dem Start sind die meisten weggenickt. 10 Tage haben die Helfer fast rund um die Uhr gearbeitet. Ein Einsatz für den die Helfer sogar ihren Urlaub geopfert haben.

    Also ich muss morgen um sieben Uhr wieder beginnen. Das heißt, ich werde morgen die erste 12 Stundenschicht des Jahres 2005 beginnen. Werde kurz vor sieben in die Umkleideräume hineinstapfen und dann vor meinem Spinnt stehen und arbeiten wie immer. Aber das ist so fremd für mich die Vorstellung, dass ich da arbeite, wie wenn nichts gewesen war. Es wird komisch werden, ganz eigenartig.