Hubert Winkels: Es ist ein großartiger Raum, der allerdings durch sehr viele Elemente noch definiert wird. Es ist so, dass seit zehn Jahren auf einem mittelgroßen Gelände in der Nähe der schon bekannten Insel Hombroich - auf diesem Gelände gibt es, glaube ich, acht Gebäude von Erwin Heerich, eine riesige Skulptur von Chillida und einige andere Gebäude. Von Tadao Ando steht seit Jahren ein Bogen auf diesem Gelände, es ist halb Brache, halb Kunstwerk, halb Stipendienhaus für Künstler und ein Rest der alten Militäranlage der Belgier, die dort Kurzstreckenwaffen bewacht haben, steht noch.
In dieses Ensemble hinein hat jetzt Tadao Ando ein Museum gebaut, dass tatsächlich noch mal in diesem Ort exterritorial ist. Es ist nämlich umgeben von einem hufeisenförmigen Wall. Dieser Wall stand vorher schon teilweise, um startende Raketen vor dem Wind zu schützen. Jetzt schützt dieser Wall das Museum und diesen Gebäudekomplex, der aus hauptsächlich Beton, das Markenzeichen von Tadao Ando, und einem Glaskörper besteht. Es ist umgebaut, halb versenkt in die Erde, auch das erinnert ein bisschen an die versenkten Raketen und trotzdem ist es Lichtdurchflossen, auch hell. Die Innenräume befinden sich unter der Erde, aber die Lichtregie, die Lichtführung ist ganz wunderbar.
Wenn man das Gelände einfach nur als Spaziergänger betritt, kann es durchaus sein, dass man das Museum gar nicht findet. Es ist wunderbar angepasst. Wenn man dann aber einmal rein geht, ist es geradezu groß, nicht überwältigend. Es ist kein riesen Museum, aber es ist doch auch großvolumig. Es hat relativ wenige Kunstwerke und wie so oft in letzter Zeit, kann man sagen, der Architekt, das Museum, das Gebäude selber ist wirklich der Star und dann kommt noch das, womit es bespielt ist. Das ist aber im Falle eines großen Gelingens, wie in diesem Fall eigentlich auch in Ordnung so.
Fischer: Das Museum ist aus rein privaten Mitteln finanziert worden, hat rund 10 Millionen Euro gekostet und beherbergt nun eben die Sammlung von Viktor und Marianne Langen, einem Sammlerehepaar, das zwei Schwerpunkt hatte, die klassische Moderne einerseits, aber auch 500 Werke japanischer Kunst. Was genau wird denn wie zur Eröffnung jetzt dort gezeigt?
Winkels: Ja, man kannte die Sammlung Langen, die wurde einmal in Auszügen gezeigt im Rautenstrauch-Joest Museum, die Japoniker dieses Sammlerehepaars und auch quasi wieder vergessen. Jetzt sieht man, es ist eine große Sammlung. Das sieht man an einem Katalog, der auch da ausgestellt ist. Tatsächlich werden aber vielleicht 50 Werke aus dieser Sammlung in dem zentralen ersten Raum, in einem Betonnukleus gezeigt. Das ist ein ungefähr 50 Meter lange Halle und da hängen eigentlich sehr filigrane, teils alte religiöse Kultbilder, noch aus dem japanischen Mittelalter. Teils Kalligraphien, teils auch Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert, aus Japan, die sich alle auszeichnen, wie die japanische Kunst in der Tradition sowieso, durch den sparsamen Gebrauch von Farbe. Durch die sehr ins Abstrakte spielenden Zeichen. Es ist sehr zart. An diesem rauen Beton, sehr kompakt in dieser langen, schmalen Halle. Es hat etwas Zeremoniöses.
Man hat gar nicht das Gefühl, man geht in ein Museum und guckt sich einzelne Werke an, sondern man hat den Eindruck eines Raumes, der einem eine gewisse Andacht und tiefe Achtung abverlangt. An diesem geht man relativ rasch vorbei - ich sage quasi voraus, was mit Besuchern passiert, man konnte es heute an den Pressevertretern sehen - und sucht eigentlich die, die man kennt, also die Cézannes, die Picassos und so weiter. Dazu muss man aber wirklich in einen anderen Raum, in zwei andere Räume, die im 45 Gradwinkel dazu zu diesem Nukleus aus japanischer Kunst gebaut sind und dort trifft man dann auf eine Sammlung, die ein wenig disparat wirkt, große Namen aus allen Kunststilen des zwanzigsten Jahrhunderts sind versammelt, nicht unbedingt mit den herausragenden Exponaten. Es sind auch mal Zeichnungen dabei.
Die großen Namen sind versammelt. Man hat aber auch da den Eindruck - man kann von einer Empore auf diese sechs Meter hohen Säle runter gucken, wenn man reinkommt - dass im Grunde der Raum atmen will und die Bilder hängen eigentlich als Perforierung des Raumes von Tadao Ando da. Es ist ein großartiges Gefühl, den Überblick zu haben. Nähert man sich den Bildern, verliert sich ein wenig das Großartigkeitsgefühl. Die Sammlung wirkt ein wenig zufällig. Allerdings gibt es ein Thema, nämlich die Stille und Siegfried Gohr hat für den Katalog einen langen Text geschrieben in dem er jedes Bild auf die Stille bezieht und man hat eher den Eindruck, das funktioniert fast mit aller Kunst. Entweder über das Motive oder über die Raumbehandlung, über die Materialbehandlung. Es ist ein wenig willkürlich, aber es stört, angesichts dieses Gesamtereignisses in dieser Kunstlandschaft, dieses Museum, dieser Inszenierung dann auch nicht wirklich und ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der Sammlung. Es werden andere Ausschnitte zu sehen sein und es wird Wechselausstellungen geben, die auch andere Sammlungen von außerhalb eingespeist werden. Von daher ist eine Vielfalt gewährleistet.
Fischer: Schwerter zu Pflugscharen, Missiles zu Museen, ein neuer Kunstort neben der Inseln Hombroich bei Neuss ist entstanden, am Sonntag wird eröffnet.
In dieses Ensemble hinein hat jetzt Tadao Ando ein Museum gebaut, dass tatsächlich noch mal in diesem Ort exterritorial ist. Es ist nämlich umgeben von einem hufeisenförmigen Wall. Dieser Wall stand vorher schon teilweise, um startende Raketen vor dem Wind zu schützen. Jetzt schützt dieser Wall das Museum und diesen Gebäudekomplex, der aus hauptsächlich Beton, das Markenzeichen von Tadao Ando, und einem Glaskörper besteht. Es ist umgebaut, halb versenkt in die Erde, auch das erinnert ein bisschen an die versenkten Raketen und trotzdem ist es Lichtdurchflossen, auch hell. Die Innenräume befinden sich unter der Erde, aber die Lichtregie, die Lichtführung ist ganz wunderbar.
Wenn man das Gelände einfach nur als Spaziergänger betritt, kann es durchaus sein, dass man das Museum gar nicht findet. Es ist wunderbar angepasst. Wenn man dann aber einmal rein geht, ist es geradezu groß, nicht überwältigend. Es ist kein riesen Museum, aber es ist doch auch großvolumig. Es hat relativ wenige Kunstwerke und wie so oft in letzter Zeit, kann man sagen, der Architekt, das Museum, das Gebäude selber ist wirklich der Star und dann kommt noch das, womit es bespielt ist. Das ist aber im Falle eines großen Gelingens, wie in diesem Fall eigentlich auch in Ordnung so.
Fischer: Das Museum ist aus rein privaten Mitteln finanziert worden, hat rund 10 Millionen Euro gekostet und beherbergt nun eben die Sammlung von Viktor und Marianne Langen, einem Sammlerehepaar, das zwei Schwerpunkt hatte, die klassische Moderne einerseits, aber auch 500 Werke japanischer Kunst. Was genau wird denn wie zur Eröffnung jetzt dort gezeigt?
Winkels: Ja, man kannte die Sammlung Langen, die wurde einmal in Auszügen gezeigt im Rautenstrauch-Joest Museum, die Japoniker dieses Sammlerehepaars und auch quasi wieder vergessen. Jetzt sieht man, es ist eine große Sammlung. Das sieht man an einem Katalog, der auch da ausgestellt ist. Tatsächlich werden aber vielleicht 50 Werke aus dieser Sammlung in dem zentralen ersten Raum, in einem Betonnukleus gezeigt. Das ist ein ungefähr 50 Meter lange Halle und da hängen eigentlich sehr filigrane, teils alte religiöse Kultbilder, noch aus dem japanischen Mittelalter. Teils Kalligraphien, teils auch Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert, aus Japan, die sich alle auszeichnen, wie die japanische Kunst in der Tradition sowieso, durch den sparsamen Gebrauch von Farbe. Durch die sehr ins Abstrakte spielenden Zeichen. Es ist sehr zart. An diesem rauen Beton, sehr kompakt in dieser langen, schmalen Halle. Es hat etwas Zeremoniöses.
Man hat gar nicht das Gefühl, man geht in ein Museum und guckt sich einzelne Werke an, sondern man hat den Eindruck eines Raumes, der einem eine gewisse Andacht und tiefe Achtung abverlangt. An diesem geht man relativ rasch vorbei - ich sage quasi voraus, was mit Besuchern passiert, man konnte es heute an den Pressevertretern sehen - und sucht eigentlich die, die man kennt, also die Cézannes, die Picassos und so weiter. Dazu muss man aber wirklich in einen anderen Raum, in zwei andere Räume, die im 45 Gradwinkel dazu zu diesem Nukleus aus japanischer Kunst gebaut sind und dort trifft man dann auf eine Sammlung, die ein wenig disparat wirkt, große Namen aus allen Kunststilen des zwanzigsten Jahrhunderts sind versammelt, nicht unbedingt mit den herausragenden Exponaten. Es sind auch mal Zeichnungen dabei.
Die großen Namen sind versammelt. Man hat aber auch da den Eindruck - man kann von einer Empore auf diese sechs Meter hohen Säle runter gucken, wenn man reinkommt - dass im Grunde der Raum atmen will und die Bilder hängen eigentlich als Perforierung des Raumes von Tadao Ando da. Es ist ein großartiges Gefühl, den Überblick zu haben. Nähert man sich den Bildern, verliert sich ein wenig das Großartigkeitsgefühl. Die Sammlung wirkt ein wenig zufällig. Allerdings gibt es ein Thema, nämlich die Stille und Siegfried Gohr hat für den Katalog einen langen Text geschrieben in dem er jedes Bild auf die Stille bezieht und man hat eher den Eindruck, das funktioniert fast mit aller Kunst. Entweder über das Motive oder über die Raumbehandlung, über die Materialbehandlung. Es ist ein wenig willkürlich, aber es stört, angesichts dieses Gesamtereignisses in dieser Kunstlandschaft, dieses Museum, dieser Inszenierung dann auch nicht wirklich und ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der Sammlung. Es werden andere Ausschnitte zu sehen sein und es wird Wechselausstellungen geben, die auch andere Sammlungen von außerhalb eingespeist werden. Von daher ist eine Vielfalt gewährleistet.
Fischer: Schwerter zu Pflugscharen, Missiles zu Museen, ein neuer Kunstort neben der Inseln Hombroich bei Neuss ist entstanden, am Sonntag wird eröffnet.