Wenn heute von einer Renaissance der Mystik die Rede ist, wird selten definiert, was genau darunter verstanden wird. Mystik zeigt sich vielgestaltig: als spiritueller Kern der großen Weltreligionen, als Modeströmung einer schummrigen "Schleudermystik"(Robert Musil), als Erkenntnisweg, in dem die Gegenwart des Göttlichen unmittelbar erfahrbar wird. Der Philosoph Plotin, Meister Eckhart oder Angelus Silesius gelten als Ikonen mystischer Erfahrungen. Weniger bekannt ist der Einfluss der Mystik auf Philosophen, Künstler und Wissenschaftlern der Moderne wie Ludwig Wittgenstein, Paul Klee, Werner Heisenberg oder Arnold Schönberg. Künstler wie Joseph Beuys zeigten, dass sich mystische Einheitserfahrung und weltzugewandter Alltag nicht widersprechen müssen: "Das Mysterium findet im Hauptbahnhof statt".
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"Das Mysterium findet im Hauptbahnhof statt"
"Rationalität und Mystik, das sind die Pole unserer Zeit" schrieb Robert Musik in seinem Roman "Der Mann ohne Eigenschaften". Und der Theologe Karl Rahner meinte: "Die Zukunft des Christentums wird mystisch oder nicht sein".