Archiv


Das neue Sportmekka am Golf

Eine Sportstadt für mehr als 10.000 Menschen mit Mehrzweckstadion, Kricket-, Hockey- und Golfplatz soll in Dubai entstehen. Noch stehen fast nur Kräne auf dem riesigen Areal, doch bald könnten die Wüstenstadt zum neuen Zentrum der Sportwelt werden.

Von Florian Bauer |
    Wenn man mit dem Auto durch Dubai fährt, ist das ein bisschen wie Spielzeugland. Das höchste Gebäude der Welt gibt es hier, das größte Einkaufszentrum; künstliche Inseln in Palmenformat oder das einzige Sieben-Sterne-Hotel.

    In Dubai sagen sie: "This is very Dubai" - "Etwas ist sehr Dubai": sehr schnell, sehr groß, oder sehr hoch. Und bald wollen sie hier auch ein neues Sportmekka sein - Inshallah - so Gott will.

    Wir sind am Rande von Dubai, einer Wunderwelt im Rohzustand. Noch erkennt man wenig von dem, was sie hier Dubai Sports City nennen, dem wohl größten Sportprojekt der Welt. Eine Sportstadt, 1000 Fußballfelder groß, mehrere 10.000 Menschen sollen hier mal wohnen: ein Sportparadies, mit Olympiastadion, das noch nicht so heißen darf, und noch kaum zu erkennen ist, mit Hockeystadion und Mehrzweckarena, Olympiabewerbung mehr als denkbar. Fertig bisher nur das Kricketstadion. Dort treffen wir Uma Balasubramaniam, den Vorstandsvorsitzenden der Dubai Sports City.

    "Die Dubai Sports City wird ein Sportzentrum für die Stadt und für die Region, vielleicht nicht ganz die Sporthauptstadt der Welt, aber na ja: Hier findet man alle Sportmöglichkeiten auf einem Fleck. Und das ist weltweit ziemlich einzigartig."

    Sieben Sportakademien sollen entstehen für die Jugend der Emirate, für Araber und die 85 Prozent Ausländer in Dubai. Manchester United ist Werbepartner für die noch nicht fertige Fußballschule.

    Gesamtkosten der Dubai Sports City: vier Milliarden US-Dollar. Nur wer hier eigentlich Sport treiben oder zuschauen soll und warum überhaupt in den Sport investiert wird, das sagt keiner wirklich.

    Acht Golfplätze gibt es in Dubai, und natürlich braucht auch die Sports City einen. Eine Oase in der Wüste, umgeben von Baukränen. Jeder sechste Baukran weltweit steht in Dubai, sagen sie - "very Dubai" eben.
    Über 900 Villen entstehen direkt neben dem Golfplatz, Lifestyle nennt das Chris Brown, der Golfdirektor: drei Millionen Dirham pro Objekt, etwa 600.000 Euro, früher vor der Wirtschaftskrise kosteten sie drei Mal so viel. Ob das nicht verrückt sei, hier Golf zu spielen, fragen wir Chris Brown, Golfdirektor Dubai Sports City

    "Na ja, wir sind nun mal mitten in der Wüste, hier kann es 50 Grad geben, 80 bis 100 Prozent Luftfeuchtigkeit, da braucht man eben Wasser, um den Golfplatz saftig zu halten - jede Nacht etwa eine Million Gallonen Wasser."

    Eine Million Gallonen, vier Millionen Liter Wasser - pro Nacht. "Very…" - Sie wissen schon.

    Professionelle Golf- oder Tennisturniere - alles schon da in den Emiraten. Für hohe Antrittsgelder gibt's Stars wie Tiger Woods oder Roger Federer. Dubai muss sich was einfallen lassen für die Zeit nach dem Öl, schon jetzt ist der Tourismus Haupteinnahmequelle. Soll der Sport Dubai also noch bekannter machen?

    Wir treffen uns mit Dr. Ahmed Al Sharif, dem Generalsekretär des Dubai Sports Council und damit zuständig für den Sport in Dubai. Wir versuchen eine Antwort zu bekommen, warum all das Geld in den Sport fließt. Dr. Ahmed Al Sharif, Generalsekretär Dubai Sports Council: ”Der Sport sei ein Wirtschaftsfaktor geworden", sagt er, "und eben ein Teil unseres Lebens. In den anderen Emiraten, werden Sie sehen, ist das nicht so."

    Der Sport als Lebensaufgabe also, mitten in der Wüste. Wir suchen weiter
    nach Antworten und fahren in die Hauptstadt der Emirate, Abu Dhabi. Mohammed bin Zayed Stadion, Meisterschaftsspiel, Al Ain gegen Al Ahli, mit einem Bekannten aus der Bundesliga.

    Seit vier Jahren ist er Trainer in den Emiraten. Heute sitzt er auf der Tribüne, zu stark aufgeregt beim letzten Spiel. Für seinen Verein Al-Ain geht es um die Ehre, für seinen ehemaligen Al-Ahli um den Titel. Das Stadion ist fast leer. 4000 sitzen in einem Prunkstück für 40.000 Zuschauer, so ist das mit dem Sport in den Emiraten.

    Am Ende steht's zwei zu zwei. Es ist die erste Saison als Profiliga. Der Fußball soll werben - für Dubai und Abu Dhabi, sagt Winfried Schäfer, Trainer Al-Ain Club, Abu Dhabi:

    "Natürlich wollen die weltweit bekannt werden. Da haben sie gemerkt: 'Oh, auch Fußball ist irgendwas, wo man Publicity haben kann, wo wir die Vermarktung machen können.'"

    Neben dem Stadion ist der Sitz des Abu Dhabi Sports Channel. Khalifa Sulaiman ist Fußballanalyst des Fernsehsenders und deshalb ein Fernseh-Star in den Emiraten, verheiratet mit einer deutschen Frau.

    "Sie sind also der Günther Netzer des Arabischen Fußballs?"

    "Ich möchte mich nicht vergleichen, aber ja, so."

    Der Fußball ist ein wichtiges Spielzeug der Scheichs. Dubai will offenbar 500 Millionen beim AC Mailand investieren, ein Scheich Abu Dhabis kaufte im letzten Jahr gleich komplett Manchester City. Und Khalifa Sulaiman sagt dazu:

    "Ich finde, das ist nicht Ordnung, dass wir einen Club in England kaufen, dass wir Rennbahn für Formel 1 haben, das ist in Ordnung. Abu Dhabi braucht Werbung, braucht Anerkennung von der ganzen Welt."

    Weltweite Anerkennung durch Sport - darum geht's also, nicht nur durch Fußball, sondern auch durch Formel 1. Vor den Toren Abu Dhabis entsteht die neue Formel-1-Strecke. 45 Millionen Dollar Lizenzkosten und schon ist Abu Dhabi Formel-1-Land, Rennen Anfang November.

    Nur bisher sieht man - wie in Dubai auch - auf der Rennstrecke hauptsächlich Baukräne. Wir fragen Yasser Mohammed Zamzam, Marketing Manager der Strecke, wie das - mal ehrlich - in fünf Monaten fertig sein soll?
    "Wir sind eine Nation, wenn wir etwas versprechen, halten wir das auch. Dieses Projekt hier wird Abu Dhabi und die Emirate international bekannt machen. Also ja, wir sind sicher, dass wir das schaffen."

    Inshallah - so Gott will. Die Boxengasse und die Tribünen der Start und Zielgeraden stehen zumindest schon. Lorenz Schneider, der deutsche Projektdirektor nimmt uns exklusiv mit auf Besichtigung.

    "Die Rennstrecke macht hier eine scharfe Linkskurve,. Sie hat hier eine Besonderheit, die Auslaufzone, wenn jemand aus der Kurve fliegt, ist er direkt unter den Fans. Die können das dann live mitverfolgen."
    250.000 Kubikmeter Beton, 9000 Arbeiter, 45 Grad Hitze, noch fünf Monate Zeit. Viel Glück, verrücktes Abu Dhabi.

    "Verrückt kann man schon sagen, ist eine technische Meisterleistung. Die geben hier schon ein Statement ab, was hier machbar ist."

    Machbar ist alles in den Emiraten, und wohin es führen soll, vielleicht wissen sie es ja selbst nicht, in Dubai und Abu Dhabi, dem vermeintlichen Sportmekka der Zukunft. Gott wird es schon wissen, Inshallah.