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Das Ozon-Loch und die Folgen

In Bodennähe sind erhöhte Ozonwerte unerwünscht, reizen sie doch bei vielen Menschen die Atemwege, führen zu Augenbrennen und beeinträchtigen die Gesundheit. In den oberen Luftschichten dagegen wirkt das Gas wie eine Sonnenbrille. Die Ozonmoleküle bilden eine wichtige Schicht um die Erde, die dadurch vor zuviel schädlichen ultravioletten Strahlen geschützt wird. Soweit die Theorie. In der Praxis ist dagegen schon seit langem bekannt, dass es ein Ozonloch gibt und verantwortlich dafür werden bestimmte Gase, wie zum Beispiel FCKW, so genannte Ozonkiller gemacht. Die Produktion dieser Ozon zerstörenden Gase ist zwar international verringert worden, aber bis sich das auch in den oberen Luftschichten bemerkbar macht, werden noch Jahre vergehen. Besonders betroffen vom Ozonloch sind die Antarktis und Australien. Was auch wir hierzulande beim Kauf eines Sonnenschutzmittels beispielsweise merken, wird doch der Lichtschutzfaktor oft nach dem australischen Standard angegeben. Die Industrie in Australien macht mit dem Sonnenschutz ein gutes Geschäft in Millionenhöhe. Alle Australier aber, die draußen arbeiten müssen, ärgern sich über diese Ausgaben und verlangen jetzt vom Staat, dass das Geld, das für den Sonnenschutz ausgegeben werden muss, von der Steuer abgesetzt werden kann.

Von Andreas Stummer |
    Das Büro von Landschaftsgärtner Jake Pearson ist die Natur. Doch so sehr er das "Draußen-arbeiten" auch genießt: Sonnenbrand kann lebensgefährlich sein. Denn das Ozonloch ist in Australien immer und überall.

    Ich bin jetzt schon sehr lange sehr bewusst im Umgang mit der Sonne. Lange Ärmel, Kappen, Sonnenbrille und Schutzcreme. Meine Eltern sind in ihren 70igern und müssen sich alle sechs Monate ihren Hautkrebs beim Arzt entfernen lassen. Und ich möchte nicht, dass mir dasselbe passiert.

    Trotz teuerer Aufklärungskampagnen der Regierung erkranken jedes Jahr 250.000 Australier an Hautkrebs, 1100 sterben daran. Weil aber nicht die ganze Nation ein Schattendasein führen kann ist extremer Sonnenschutz besonders für alle, die im Freien arbeiten, unerlässlich. Doch den fast neun Monate langen australischen Sommer über summieren sich die Kosten für Sonnencreme, -brillen und Hüte oder UV-Strahlen-dichte Bekleidung auf eine vierstellige Summe.

    Eine Menge Leute arbeiten, wie ich, im Freien und wir sind uns bewusst, dass uns die Sonne langfristig schaden kann", sagt Segel-Lehrerin Ruth Boydell, "Sonnenschutz ist Teil unserer Arbeit und umgekehrt. Und deshalb wollen wir die Steuererleichterungen.

    Etwa eine Million Menschen arbeiten in Australien in Berufen, die sie überwiegend draußen ausüben. Könnten sie ihren Sonnenschutz von der Steuer absetzen, so schätzen Experten, gingen dem Finanzamt jährlich bis zu zweieinhalb Milliarden Mark verloren. Trotzdem könnten dadurch sowohl der Staat, als auch die betroffenen Arbeiter ihre Haut retten.

    Die Sache ist wichtig und wird der Regierung auf lange Sicht viel Geld sparen", glaubt Landschaftsgärtner Jake Pearson, "denn unsere Steuerersparnisse sind ein niedriger Preis im Vergleich zu den hohen medizinischen Kosten, für die sie am Ende aufkommen muss.

    Die australische Krebsgesellschaft befürwortet Steuerersparnisse für Outdoor-Berufe, denn man fürchtet: ohne finanzielle Unterstützung verzichten vielleicht zu viele aus Kostengründen etwa auf teuere Sunblocker mit hohem Lichtschutzfaktor. Und da bereits jetzt Australiens Gesundheitssystem Milliarden für Hautkrebsbehandlungen verkraften muss, wären noch mehr Fälle ein Problem, das allen Australiern unter die Haut geht.

    Wir wollen keine Vergünstigungen für Sonnenschutz zulassen, weil diese Produkte jemanden nur gegen seine natürliche Umgebung schützen, erklärt Greg Soulos vom Steueramt, solche Ausgaben sind für uns rein privater Natur.

    Steuervergünstigungen für Sonnenschutz - ja oder nein ? Diese Frage werden jetzt die australischen Gerichte in einem Grundsatzurteil klären. Denn wenn schon die Regierung mit ihrer Umweltpolitik nichts gegen das Ozonloch unternimmt, dann könnte man so wenigstens verhindern, dass in Australien künftig noch mehr einheimische Bleichgesichter zu Rothäuten werden.