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Das Paradies ist verriegelt

In Frankfurt/Oder dreht sich in dieser Woche alles um Heinrich von Kleist. Der Dramatiker ist in der Grenzstadt zu Polen geboren, studierte auch hier an der Viadrina-Universität. Stadt und Hochschule feiern ihn nun schon zum 12. Mal mit den Kleist-Festtagen, in diesem Jahr unter dem Motto ''Das Paradies ist verriegelt'', einem Satz aus Kleists Aufsatz ''Über das Marionettentheater''.

01.07.2002
    Riegel müssen nicht immer ein realer Gegenstand sein, auch Sprachen können Barrieren sein. In einer Grenzstadt wie Frankfurt/Oder wird das an vielen Stellen deutlich. "Wir wissen, dass hier das deutsch-polnische Verhältnis, obwohl es so nahe und so offen ist, doch immer ein Problem ist", sagt Inge Mahn, Professorin an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. "In Polen wir immer alles auf Deutsch übersetzt, aber hier fast nichts auf Polnisch." Auf den Kleisttagen vergab die Stadt Frankfurt/Oder den Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker, einen der angehsehendsten Förderpreise im deutschsprachigen Raum. In diesem Jahr erhielt ihn Ulrike Syha für ihr Stück "Autofahren in Deutschland. "Das ist ein ganz großer Moment", freut sich die 26-Jährige, die in Leipzig studiert hat. "Ich kenne den Preis nur dem Namen nach, das hat mich jetzt eher überfallen." In diesem Jahr noch soll "Autofahren in Deutschland" im Hamburger Thalia-Theater inszeniert werden - die Inszenierung ist Teil der Auszeichnung.

    Das größte studentische Projekt im Rahmen der Kleist-Tage gestalten Studierende der Europa-Universität Viadrina. Angehende Kulturwissenschaftler wollen das belebteste Straßenstück der Stadt, die Karl-Marx-Straße, mit Hilfe von 2000 Quadratmetern Kunstrasen in ein grünes Paradies verwandeln. "Der Rasen sollte einfach etwas ganz anderes darstellen", erzählt Kerstin Erdmann, Studentin der Kulturwissenschaften. "Nicht ein typisches Straßenfest, sondern auch dazu einladen, sich auszuruhen, sich vielleicht ins Gras setzen und barfuß darüber laufen.