Bronfen: Ich denke, sie war peinlich und sie war ein Problem für uns. Also, ein Problem, weil sie derartig eigenwillig an ihrer Version der Geschichte, also auch ihrer, ich nenne es jetzt einfach mal Kollaboration mit den Nationalsozialisten festgehalten hat, sich einfach überhaupt nicht von irgendwelchen Fakten, die an sie herangetragen wurden, beirren ließ, weil sie schlicht und ergreifend nie verstehen wollte, was Menschen meinten, wenn sie sagten, ja, aber sie hätte doch auch Schuld gehabt, ja? Und sie hat das dann immer so umgedreht, dass man eigentlich gar nicht dagegen reden konnte, wie man eigentlich sehr schön in dem Film von dem Müller zu Riefenstahl sehen konnte. Und deswegen war sie, wie gesagt, einerseits peinlich, weil man immer wieder sagen wollte, ja, aber wie kann denn diese Frau so uneinsichtig sein. Aber ich habe eben auch argumentiert, sie ist auch ein Problem, weil dadurch, dass sie so hartnäckig an ihrer Version festhalten wollte, erlaubte sie uns eigentlich nicht, dieses ganze Kapitel, nämlich Faschismus, faschistische Ästhetik, Verhältnis zum Dokumentarfilm im totalitären politischen System, dieses Thema einfach abzuhaken. Sie war sozusagen immer da und erinnerte uns und zwang uns, weil wir ja mit ihrer Geschichte nicht übereinstimmen wollten und, finde ich, auch nicht dürfen, zwang uns einfach, immer wieder noch mal neu nachzudenken.
Fischer: Aber warum hat man sie denn dann nicht einfach sozusagen links liegen lassen können? Sie war ja in den letzten Jahren wieder auf der Bühne, Frankfurter Buchmesse - ganz legendär, und zu ihrer Ikonisierung beitragen wird auch ein Film, der mit Jodie Foster in der Hauptrolle demnächst über sie in Babelsberg gedreht wird. Was macht denn diese Figur Leni Riefenstahl zu so was wie einer Pop-Ikone?
Bronfen: Also ich denke schon auch, dass sie eine der ersten wirklich massenerfolgreichen Filmmacherinnen war, also nicht die Tänzerin und auch weniger die Schauspielerin, sondern richtig Filmemacherin. Jetzt egal, ob man diese Filme mag oder nicht, muss man einfach auch zugeben, dass sie einen bestimmten Stil aufgegriffen und dann interpretiert und insofern auch sehr vieles, was danach kam, ob das jetzt Star Wars ist oder einige von Copollas Filmen oder auch Walt Disney beispielsweise, auch geprägt hat. Und dann würde ich schon sagen, diese Art, wie sie einfach immer darauf bestanden hat, ihre Position zu verteidigen, auch alle Leute verklagt hat, die Sachen erzählt haben, von denen sie fand, dass die nicht richtig sind, und das wirklich so unermüdlich gemacht hat, bis in so ein spätes Alter dann immer wieder noch neue Sachen produziert hat, also diese Nuba-Fotografien, dann später auch diese Unterwasser-Fotografien. Auch wieder ist gar nicht so wichtig, ob man das jetzt gut findet oder nicht, sondern man muss ja doch irgendwo auch eine gewisse Achtung vor dieser unglaublichen Betriebsamkeit und Arbeitsfähigkeit und Arbeitslust haben. Und ich denke, dadurch verschwand sie einfach nicht aus unserem Bewusstsein und sicherlich aber auch deswegen nicht, weil sie weiterhin so ein gewisses Problem darstellt, grade im Umfeld Frauen-Macht-Politik-Kunst.
Fischer: Vielen Dank. Das war die Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen zum Tod von Leni Riefenstahl.
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1859.html
Fischer: Aber warum hat man sie denn dann nicht einfach sozusagen links liegen lassen können? Sie war ja in den letzten Jahren wieder auf der Bühne, Frankfurter Buchmesse - ganz legendär, und zu ihrer Ikonisierung beitragen wird auch ein Film, der mit Jodie Foster in der Hauptrolle demnächst über sie in Babelsberg gedreht wird. Was macht denn diese Figur Leni Riefenstahl zu so was wie einer Pop-Ikone?
Bronfen: Also ich denke schon auch, dass sie eine der ersten wirklich massenerfolgreichen Filmmacherinnen war, also nicht die Tänzerin und auch weniger die Schauspielerin, sondern richtig Filmemacherin. Jetzt egal, ob man diese Filme mag oder nicht, muss man einfach auch zugeben, dass sie einen bestimmten Stil aufgegriffen und dann interpretiert und insofern auch sehr vieles, was danach kam, ob das jetzt Star Wars ist oder einige von Copollas Filmen oder auch Walt Disney beispielsweise, auch geprägt hat. Und dann würde ich schon sagen, diese Art, wie sie einfach immer darauf bestanden hat, ihre Position zu verteidigen, auch alle Leute verklagt hat, die Sachen erzählt haben, von denen sie fand, dass die nicht richtig sind, und das wirklich so unermüdlich gemacht hat, bis in so ein spätes Alter dann immer wieder noch neue Sachen produziert hat, also diese Nuba-Fotografien, dann später auch diese Unterwasser-Fotografien. Auch wieder ist gar nicht so wichtig, ob man das jetzt gut findet oder nicht, sondern man muss ja doch irgendwo auch eine gewisse Achtung vor dieser unglaublichen Betriebsamkeit und Arbeitsfähigkeit und Arbeitslust haben. Und ich denke, dadurch verschwand sie einfach nicht aus unserem Bewusstsein und sicherlich aber auch deswegen nicht, weil sie weiterhin so ein gewisses Problem darstellt, grade im Umfeld Frauen-Macht-Politik-Kunst.
Fischer: Vielen Dank. Das war die Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen zum Tod von Leni Riefenstahl.
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