Das "neue Gesicht der Al-Qaida" soll vor allem einem Mann gehören, dessen Name fast wöchentlich bei Anschlägen im Irak auftaucht: Abu Mussab al-Sarkawi. Sarkawi gilt inzwischen neben Osama Bin Laden als der meistgesuchte Mann weltweit. 25 Millionen Dollar hat die US-Regierung für seine Ergreifung ausgesetzt. Der Krieg gegen den Irak wurde unter anderem mit der Anwesenheit Sarkawis in diesem Land begründet.
"Das Antlitz des Feindes hat sich gewandelt. Mit dem allmählichen Verschwinden Osama Bin Ladens im Anschluss an die amerikanischen Bombenangriffe auf Afghanistan ist Zug um Zug die Gestalt Sarkawis in den Blickpunkt des Zeitgeschehens gerückt."
Schreibt Jean-Charles Brisard in seiner Biografie des Terroristen Sarkawi, dieses, wie der Verlag plakativ hinzufügt, "zweiten Mannes hinter Bin Laden". Allerdings stehen hinter der Figur Sarkawi ähnlich viele Fragezeichen wie hinter der von Bin Laden. Sogar, ob er noch lebt, wird spekuliert.
Was weiß man über den Mann? Sarkawi ist 39 Jahre alt und Jordanier. Er wuchs in der Stadt Sarka in bescheidenen Verhältnissen auf, zusammen mit neun Geschwistern. Nach der Schule blieb er ohne Ausbildung, war alles andere als religiös, hing rum, trank Alkohol. 1989 ging er, wie viele andere Araber und Muslime, nach Afghanistan, um gegen die sowjetischen Besatzer zu kämpfen.
" Diese erste Reise nach Afghanistan ist für Sarkawi buchstäblich eine Initiation. Er entdeckt ein Land, das in Trümmern liegt und sucht den Kontakt zu anderen, allen voran den vielen arabischen und afghanischen Kriegsherren."
Als die "Afghanistan-Kämpfer" Anfang der 1990er Jahre in ihre Heimatländer zurückkehrten, begannen sich die nach den großen weltpolitischen Umbrüchen von 1989/90 zu verändern. Jordanien schloss ein Friedensabkommen mit Israel. Wiederholt kam es zu Anschlägen auf Touristen in Jordanien. Auch Sarkawi bildete eine Terrorgruppe, der allerdings so gut wie nichts gelang und die ein paar Monate später bereits zerschlagen war. Für Jean-Charles Brisard war der Sarkawi von damals ein "Gelegenheitsterrorist". Dennoch wurde er zu 15 Jahren Haft verurteilt. Nach dem Tod König Husseins 1999 kam er im Zuge einer Generalamnestie nach fünf Jahren frei.
Noch im selben Jahr ging Sarkawi wieder nach Kabul, wo inzwischen die Taliban regierten. Er schloss sich der Islamistenbewegung Al-Qaida an und soll bereits wenige Wochen später dem operativen Führungsstab, der zweiten Ebene der Organisation, angehört haben. Ein Aufstieg, der ein bisschen schnell erscheint, zumal für jemanden, der allen Schilderungen nach Bin Laden nie persönlich getroffen hat. Im Auftrag von Al-Qaida leitete Sarkawi das Trainingslager in Herat im Osten Afghanistans. Dann aber, so der Autor, habe er begonnen, sein eigenes Netzwerk aufzubauen. Jean-Charles Brisard erwähnt an dieser Stelle den Verdacht führender Al-Qaida-Leute, Sarkawi arbeite für den jordanischen Geheimdienst GID.
"Geografisch entfernt sich Sarkawi von der Kommandozentrale Al-Qaidas. Auf der Führungsebene der Organisation kommen diesbezüglich auch Zweifel auf, steht er doch bei einigen Würdenträgern schon seit Monaten in Verdacht, während seiner fünfjährigen Haftzeit vom jordanischen Geheimdienst ’umgekrempelt’ worden zu sein."
Eine von mehreren Fragwürdigkeiten, der Brisard allerdings nicht nachgeht, sondern mit der Bemerkung abtut, Sarkawi sei eben ein Einzelgänger gewesen und habe deshalb Verdacht auf sich gezogen. Diese Interpretation überrascht auch deshalb, weil Brisard bei einer anderen wichtigen Islamistenfigur, Al-Maqdissi, der Überzeugung ist, er arbeite mit dem jordanischen Geheimdienst zusammen. Bemerkenswert erscheint in diesem Zusammenhang außerdem, dass in den folgenden Jahren eine Reihe von Anschlägen, die in Jordanien und Israel verübt werden sollten und für die Sarkawi verantwortlich gemacht wird, allesamt scheiterten – gerade so, als sollten sie nicht gelingen. Erst die Ermordung des US-Diplomaten Laurence Foley im Oktober 2002 in Amman beendete die auffällige Serie von Fehlschlägen. Obwohl er an dem Attentat nicht direkt beteiligt war, wurde Sarkawi in Jordanien in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
Im Oktober 2001, nach der Bombardierung Afghanistans als Reaktion auf die Anschläge vom 11. September in den USA, flohen die Jihad-Kämpfer aus dem Land. Al-Sarkawi ging in den kurdischen Teil Iraks, der zum Rückzugsgebiet für Al-Qaida und andere militante Islamisten wurde. Aber auch in Europa versuchten sie sich niederzulassen. In Deutschland wurde 2002 die islamistische Gruppierung Al-Tawhid zerschlagen, die Sarkawi zugerechnet wird.
Nach dem Sturz von Saddam Hussein durch US-Truppen im Frühjahr 2003 wurden die internationalen Jihad-Brigaden im gesamten Irak aktiv. Das Land wurde zu ihrer neuen operativen Basis. Mindestens sieben islamistische Gruppen schlossen sich im Mai 2004 zu einem Waffenbündnis zusammen, dessen Führung Sarkawi beanspruchte. Mit einem mörderischen Akt soll er diese Führung auch durchgesetzt haben – mit der Hinrichtung des Amerikaners Nicholas Berg. Das Video von der Ermordung wurde ins Internet gestellt und löste weltweit Entsetzen aus. Sarkawi persönlich soll Berg enthauptet haben, allerdings war der Täter maskiert. Doch seither gilt Sarkawi als der Terrorist schlechthin.
"Sarkawi ist kein großer Stratege. (...) Er behauptet sich mit brutaler Gewalt. Seine Koalition hält außer der Barbarei nichts wirklich zusammen. Die Gruppe hat keinerlei politische Perspektive."
Jedenfalls habe es Sarkawi nach der Schwächung der Kommandospitze von Al-Qaida in den letzten Jahren geschafft, Hundertschaften von führungslosen Jihad-Kriegern hinter sich zu bringen.
"Mehrere hundert Personen, geschult im internationalen Terrorismus, sahen sich gezwungen, jegliche Verbindung zum Führungsstab von Al-Qaida abzubrechen. (...) Diskreter als Osama Bin Laden, aber mit fast ebenso viel Charisma, (...) hat sich Sarkawi der Jihadisten-Gemeinde nach dem 11. September als der neue Mann an der Spitze aufgezwungen."
Und damit gleichzeitig Al-Qaida als einigenden Faktor militanter Islamisten ersetzt.
"Al-Qaida (...) konnte die Islamisten vereinen. (...) Die Offensive der amerikanischen Koalition im Irak hat es Sarkawi ermöglicht, sich als neuer Vertreter der ’jihadistischen’ Richtung zu profilieren. In dieser Rolle ist er bereit, den ideologischen Fortbestand von Al-Qaida zu gewährleisten."
Soweit das Fazit Jean-Charles Brisards. Dennoch kann seine Darstellung nicht überzeugen, zu viele Rätsel umgeben die Figur Al-Sarkawi. Manche formuliert Brisard selber, ohne dass sie ihm aufzufallen scheinen. Beispielsweise vermutet er, dass Sarkawi bereits im Herbst 2004 den Irak verlassen hat und nun ebenso wenig zu fassen sei wie Bin Laden. Wie und wann Sarkawi inzwischen allerdings wieder in den Irak zurückgekehrt sein soll, vermag Brisard nicht zu sagen. Nach Medienberichten soll Sarkawi im Mai 2005 US-Fahndern knapp entkommen sein, bei einem Raketenangriff aber schwer verletzt und in ein Krankenhaus in den Iran gebracht worden sein. Der ehemalige Chef der Islamistengruppe Ansar al-Islam, Mullah Krekar, bezeichnet Sarkawi als "Phantom". Doch solche Aussagen tut Brisard ab.
Ein Schwachpunkt sind seine Quellen. Neben Dutzenden von namentlichen Informanten gibt es auch solche aus den Geheim- und Nachrichtendiensten, die anonym bleiben. Wenn Brisard dann zum Beispiel einen unbenannten Terrorfahnder aus einem nicht näher bestimmten europäischen Land zitiert, der wiederum einen unbenannten Islamisten zitiert, erscheint das als Quelle doch etwas dürftig. Man muss Brisard glauben oder es bleiben lassen. Der Autor ist selber eine Art Privatdetektiv und im Auftrag tätig. Für die Familien der Anschlagsopfer vom 11.September in New York versucht er zusammen mit einem Recherche-Team die Hintermänner der Anschläge zu ermitteln. Vielleicht rutscht das Buch deshalb immer wieder in eine bestimmte Denkrichtung oder in eine Boulevardsprache ab, die nicht unbedingt zur Seriosität beitragen. So, wenn er Sarkawi als "Monster", "menschliche Bestie" oder "blutrünstigen Schlächter" bezeichnet, neben dem sich...
"...die Taliban fast wie ein fröhlicher Haufen von Turbanträgern ausnehmen."
Der vielleicht größte Mangel aber: Das Buch ist im Herbst 2004 in Frankreich erschienen, und jetzt wird seine deutsche Auflage vorgelegt. Die Faktenlage bewegt sich im wesentlichen aber auf dem Stand von Herbst 2004. (Die "Irakisch Patriotische Allianz", den Zusammenschluss von Islamisten und Mitgliedern der Baathpartei, erwähnt Brisard zum Beispiel nicht.) Das Buch ist so zum Teil schon veraltet, ehe es auf den Markt kommt.
Thomas Moser über Jean-Charles Brisard: Das neue Gesicht der Al-Qaida. Sarkawi und die Eskalation der Gewalt. Das Buch erscheint morgen ebenfalls bei Propyläen Berlin, es umfasst 336 Seiten und kostet 22 Euro.
"Das Antlitz des Feindes hat sich gewandelt. Mit dem allmählichen Verschwinden Osama Bin Ladens im Anschluss an die amerikanischen Bombenangriffe auf Afghanistan ist Zug um Zug die Gestalt Sarkawis in den Blickpunkt des Zeitgeschehens gerückt."
Schreibt Jean-Charles Brisard in seiner Biografie des Terroristen Sarkawi, dieses, wie der Verlag plakativ hinzufügt, "zweiten Mannes hinter Bin Laden". Allerdings stehen hinter der Figur Sarkawi ähnlich viele Fragezeichen wie hinter der von Bin Laden. Sogar, ob er noch lebt, wird spekuliert.
Was weiß man über den Mann? Sarkawi ist 39 Jahre alt und Jordanier. Er wuchs in der Stadt Sarka in bescheidenen Verhältnissen auf, zusammen mit neun Geschwistern. Nach der Schule blieb er ohne Ausbildung, war alles andere als religiös, hing rum, trank Alkohol. 1989 ging er, wie viele andere Araber und Muslime, nach Afghanistan, um gegen die sowjetischen Besatzer zu kämpfen.
" Diese erste Reise nach Afghanistan ist für Sarkawi buchstäblich eine Initiation. Er entdeckt ein Land, das in Trümmern liegt und sucht den Kontakt zu anderen, allen voran den vielen arabischen und afghanischen Kriegsherren."
Als die "Afghanistan-Kämpfer" Anfang der 1990er Jahre in ihre Heimatländer zurückkehrten, begannen sich die nach den großen weltpolitischen Umbrüchen von 1989/90 zu verändern. Jordanien schloss ein Friedensabkommen mit Israel. Wiederholt kam es zu Anschlägen auf Touristen in Jordanien. Auch Sarkawi bildete eine Terrorgruppe, der allerdings so gut wie nichts gelang und die ein paar Monate später bereits zerschlagen war. Für Jean-Charles Brisard war der Sarkawi von damals ein "Gelegenheitsterrorist". Dennoch wurde er zu 15 Jahren Haft verurteilt. Nach dem Tod König Husseins 1999 kam er im Zuge einer Generalamnestie nach fünf Jahren frei.
Noch im selben Jahr ging Sarkawi wieder nach Kabul, wo inzwischen die Taliban regierten. Er schloss sich der Islamistenbewegung Al-Qaida an und soll bereits wenige Wochen später dem operativen Führungsstab, der zweiten Ebene der Organisation, angehört haben. Ein Aufstieg, der ein bisschen schnell erscheint, zumal für jemanden, der allen Schilderungen nach Bin Laden nie persönlich getroffen hat. Im Auftrag von Al-Qaida leitete Sarkawi das Trainingslager in Herat im Osten Afghanistans. Dann aber, so der Autor, habe er begonnen, sein eigenes Netzwerk aufzubauen. Jean-Charles Brisard erwähnt an dieser Stelle den Verdacht führender Al-Qaida-Leute, Sarkawi arbeite für den jordanischen Geheimdienst GID.
"Geografisch entfernt sich Sarkawi von der Kommandozentrale Al-Qaidas. Auf der Führungsebene der Organisation kommen diesbezüglich auch Zweifel auf, steht er doch bei einigen Würdenträgern schon seit Monaten in Verdacht, während seiner fünfjährigen Haftzeit vom jordanischen Geheimdienst ’umgekrempelt’ worden zu sein."
Eine von mehreren Fragwürdigkeiten, der Brisard allerdings nicht nachgeht, sondern mit der Bemerkung abtut, Sarkawi sei eben ein Einzelgänger gewesen und habe deshalb Verdacht auf sich gezogen. Diese Interpretation überrascht auch deshalb, weil Brisard bei einer anderen wichtigen Islamistenfigur, Al-Maqdissi, der Überzeugung ist, er arbeite mit dem jordanischen Geheimdienst zusammen. Bemerkenswert erscheint in diesem Zusammenhang außerdem, dass in den folgenden Jahren eine Reihe von Anschlägen, die in Jordanien und Israel verübt werden sollten und für die Sarkawi verantwortlich gemacht wird, allesamt scheiterten – gerade so, als sollten sie nicht gelingen. Erst die Ermordung des US-Diplomaten Laurence Foley im Oktober 2002 in Amman beendete die auffällige Serie von Fehlschlägen. Obwohl er an dem Attentat nicht direkt beteiligt war, wurde Sarkawi in Jordanien in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
Im Oktober 2001, nach der Bombardierung Afghanistans als Reaktion auf die Anschläge vom 11. September in den USA, flohen die Jihad-Kämpfer aus dem Land. Al-Sarkawi ging in den kurdischen Teil Iraks, der zum Rückzugsgebiet für Al-Qaida und andere militante Islamisten wurde. Aber auch in Europa versuchten sie sich niederzulassen. In Deutschland wurde 2002 die islamistische Gruppierung Al-Tawhid zerschlagen, die Sarkawi zugerechnet wird.
Nach dem Sturz von Saddam Hussein durch US-Truppen im Frühjahr 2003 wurden die internationalen Jihad-Brigaden im gesamten Irak aktiv. Das Land wurde zu ihrer neuen operativen Basis. Mindestens sieben islamistische Gruppen schlossen sich im Mai 2004 zu einem Waffenbündnis zusammen, dessen Führung Sarkawi beanspruchte. Mit einem mörderischen Akt soll er diese Führung auch durchgesetzt haben – mit der Hinrichtung des Amerikaners Nicholas Berg. Das Video von der Ermordung wurde ins Internet gestellt und löste weltweit Entsetzen aus. Sarkawi persönlich soll Berg enthauptet haben, allerdings war der Täter maskiert. Doch seither gilt Sarkawi als der Terrorist schlechthin.
"Sarkawi ist kein großer Stratege. (...) Er behauptet sich mit brutaler Gewalt. Seine Koalition hält außer der Barbarei nichts wirklich zusammen. Die Gruppe hat keinerlei politische Perspektive."
Jedenfalls habe es Sarkawi nach der Schwächung der Kommandospitze von Al-Qaida in den letzten Jahren geschafft, Hundertschaften von führungslosen Jihad-Kriegern hinter sich zu bringen.
"Mehrere hundert Personen, geschult im internationalen Terrorismus, sahen sich gezwungen, jegliche Verbindung zum Führungsstab von Al-Qaida abzubrechen. (...) Diskreter als Osama Bin Laden, aber mit fast ebenso viel Charisma, (...) hat sich Sarkawi der Jihadisten-Gemeinde nach dem 11. September als der neue Mann an der Spitze aufgezwungen."
Und damit gleichzeitig Al-Qaida als einigenden Faktor militanter Islamisten ersetzt.
"Al-Qaida (...) konnte die Islamisten vereinen. (...) Die Offensive der amerikanischen Koalition im Irak hat es Sarkawi ermöglicht, sich als neuer Vertreter der ’jihadistischen’ Richtung zu profilieren. In dieser Rolle ist er bereit, den ideologischen Fortbestand von Al-Qaida zu gewährleisten."
Soweit das Fazit Jean-Charles Brisards. Dennoch kann seine Darstellung nicht überzeugen, zu viele Rätsel umgeben die Figur Al-Sarkawi. Manche formuliert Brisard selber, ohne dass sie ihm aufzufallen scheinen. Beispielsweise vermutet er, dass Sarkawi bereits im Herbst 2004 den Irak verlassen hat und nun ebenso wenig zu fassen sei wie Bin Laden. Wie und wann Sarkawi inzwischen allerdings wieder in den Irak zurückgekehrt sein soll, vermag Brisard nicht zu sagen. Nach Medienberichten soll Sarkawi im Mai 2005 US-Fahndern knapp entkommen sein, bei einem Raketenangriff aber schwer verletzt und in ein Krankenhaus in den Iran gebracht worden sein. Der ehemalige Chef der Islamistengruppe Ansar al-Islam, Mullah Krekar, bezeichnet Sarkawi als "Phantom". Doch solche Aussagen tut Brisard ab.
Ein Schwachpunkt sind seine Quellen. Neben Dutzenden von namentlichen Informanten gibt es auch solche aus den Geheim- und Nachrichtendiensten, die anonym bleiben. Wenn Brisard dann zum Beispiel einen unbenannten Terrorfahnder aus einem nicht näher bestimmten europäischen Land zitiert, der wiederum einen unbenannten Islamisten zitiert, erscheint das als Quelle doch etwas dürftig. Man muss Brisard glauben oder es bleiben lassen. Der Autor ist selber eine Art Privatdetektiv und im Auftrag tätig. Für die Familien der Anschlagsopfer vom 11.September in New York versucht er zusammen mit einem Recherche-Team die Hintermänner der Anschläge zu ermitteln. Vielleicht rutscht das Buch deshalb immer wieder in eine bestimmte Denkrichtung oder in eine Boulevardsprache ab, die nicht unbedingt zur Seriosität beitragen. So, wenn er Sarkawi als "Monster", "menschliche Bestie" oder "blutrünstigen Schlächter" bezeichnet, neben dem sich...
"...die Taliban fast wie ein fröhlicher Haufen von Turbanträgern ausnehmen."
Der vielleicht größte Mangel aber: Das Buch ist im Herbst 2004 in Frankreich erschienen, und jetzt wird seine deutsche Auflage vorgelegt. Die Faktenlage bewegt sich im wesentlichen aber auf dem Stand von Herbst 2004. (Die "Irakisch Patriotische Allianz", den Zusammenschluss von Islamisten und Mitgliedern der Baathpartei, erwähnt Brisard zum Beispiel nicht.) Das Buch ist so zum Teil schon veraltet, ehe es auf den Markt kommt.
Thomas Moser über Jean-Charles Brisard: Das neue Gesicht der Al-Qaida. Sarkawi und die Eskalation der Gewalt. Das Buch erscheint morgen ebenfalls bei Propyläen Berlin, es umfasst 336 Seiten und kostet 22 Euro.