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Das PISA - Jahr 2002

Die Resultate des 'Programme for International Students Assessment', kurz: PISA-Studie, veröffentlicht am 4. Dezember 2001, haben neben Entsetzen auch Erleichterung gebracht: Endlich ein nicht zu verleugnender Anlass für eine gesamtgesellschaftliche Bildungsdiskussion! Wie groß das Bedürfnis ist, mitzureden und mitzutun, spüren wir an der Reaktion auf unsere Sendung. Hörer denken über die Gründe der PISA-Misere nach, etwa Frau Kuczewski aus Jena:

Moderation: Jürgen Wiebicke |
    Gesellschaftlicher Einfluss auf die Familien: Scheidungskinder. Schlechte Integration der Ausländerkinder durch mangelnde Integration von deren Eltern. Die Lehrer werden für ihr Dasein und nicht für ihre Leistung entlohnt - falsche Anreize für Lehrer...

    Oder Herr Sommer aus Bayern:

    Es wird dauernd gesagt, Eltern müssten noch größeren Einfluss bekommen. Aber gerade die Pisa-Studie zeigt doch, dass das deutsche Problem zum Teil darin besteht, dass der Bildungserfolg der Schüler zu sehr vom Elternhaus abhängig ist....

    Herr Schulze aus Dresden ergänzt:

    Sinnvoll wäre es aber auch, mit gleicher Intention über den Bildungswillen der Schüler zu diskutieren...

    Eine beträchtliche Anzahl Hörer und Hörerinnen schickte uns umfangreiche Ideen-Entwürfe, ganze Bildungsentwicklungsprogramme, wie Herr Moeckel aus Freital:

    ... Können Sie nicht mehr den Kultuspolitikern auf den Zahn fühlen, auf welche wirklichen Veränderungen sie sich nach Pisa einlassen oder gar geeinigt haben und sie mit echten Fachleuten konfrontieren. Diese Bitte hat einen Grund: Schon seit Januar versuche ich hier in Sachsen ein Modellprojekt zu starten. Es soll ein Netzwerk der Veränderungswilligen aus allen Institutionen geschaffen werden, die in der Stadt mit Kindern arbeiten, so dass im pädagogischen Alltag diejenigen gestärkt und unterstützt werden, die nicht so weitermachen wollen wie bisher.

    Wir haben uns für die Sendereihe "Forum PISA" vorgenommen, die allgemeine Misere in ihren alltäglichen Facetten zu diskutieren, Erfahrungen von Kindern, Eltern, Großeltern, Lehrern und Wissenschaftlern zu bündeln. Gerade das darf uns aber nicht daran hindern, am Ende des PISA-Jahres 2002 zurückzuschauen: Was ist eigentlich mit den vielen guten Ideen geworden, was passiert mit den Hunderten von Aufsätzen und Dutzenden von Büchern zum Thema? Wurden all die Reden um ihrer Kurzzeitwirkung willen gehalten - oder ist in diesem einem Jahr ein Ruck durchs Land gegangen...?

    Sind schnelle Erfolge erwünscht - oder nicht doch eher gefährlich? Heilt das kranke Schulwesen mittels antibiotischer Geldspritzen - oder sind homöopathische Dosen an Einsicht in das Wesen einer Gesellschaft notwendig, in der der Klügere am Ende der Dumme ist und der Schlaue triumphiert?

    Gesprächspartner:

    Prof. Dr. Hans Brügelmann Leiter des Fachbereichs Grundschuldidaktik der Universität Siegen http://www.uni-siegen.de/

    Dr. Konrad Adam Tageszeitung "Die Welt", Autor des Buches "Die deutsche Bildungsmisere"(Propyläen) Besprechung unter: http://www.dradio.de/

    Christopher Lauer Abiturient

    Weitere Literatur zum Thema:

    Donata Elschenbroich Weltwissen der Siebenjährigen Kunstmann 2001

    Susanne Gaschke Die Erziehungskatastrophe. Kinder brauchen starke Eltern. DVA Stuttgart/München 2001

    Petra Gerster/Christian Nürnberger Der Erziehungsnotstand Rowohlt Berlin 2002

    Allan Guggenbühl Die PISA-Falle. Schulen sind keine Lernfabriken. Herder Freiburg i.B. 2002

    Gerd Lehmkuhl/Wolfgang Oelsner Schulangst Walter Düsseldorf/Zürich 2002

    Marga Bayerwaltes Große Pause! Nachdenken über Schule Kunstmann 2002

    Bernd D. Hadeler Die Nation verlässt Ihre Kinder Eichborn 1996

    Jutta Wilhelmi Schule: Protokoll eines Notstands Orell Füssli 1992

    Ihre Fragen und Meinungen erwarten wir während der Sendung unter:

    Hörertelefon: 00800 44 64 44 64 Hörerfaxnummer: 00800 44 64 44 65 E-Mail: forumpisa@dradio.de

    Die nächste Sendung:

    Freitag, 3. Januar 2003, 10.10 Uhr bis 11.30 Uhr Angstfach Mathematik? Moderation: Mirko Smiljanic

    Von allen Sendungen können Sie einen Kassettenmitschnitt bestellen. Senden Sie einen Verrechnungsscheck über EUR 10,- an:

    DeutschlandRadio Marketing GmbH Raderberggürtel 40 50968 Köln

    Außerhalb der Sendung erreichen Sie die Redaktion unter: 0221/345 1527/1503