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Das Prinzip Empathie

Verhaltensforschung. - Krähen benutzen Werkzeuge, Delphine hören mit, wenn sich Wale unterhalten, Schafe sind die Einsteins auf dem Bauernhof. Dass Tiere viel intelligenter sind als der Mensch es ahnt, wird immer klarer. Also untersucht Frans de Waal in seinem neuesten Buch die evolutionären Wurzeln von Altruismus und Empathie.

Rezension: Dagmar Röhrlich | 27.03.2011
    Darin argumentiert der Forscher, dass die Gehirnregionen, die bei Empathie und Altruismus aktiv werden, schon sehr alt sind: Unsere Ahnen, die sie entwickelten, lebten vor mehr als 100 Millionen Jahren. Wer die Evolution des menschlichen Sozialverhaltens erforschen wolle, könne viel von den sozial lebenden Raubtieren lernen.

    Affen, Wale, Elefanten, Nagetiere - sie alle besitzen nach Frans de Waal "moralische Intelligenz". Und so führt der Autor Beispiele für selbstloses Verhalten an, für Kooperation und Gerechtigkeitssinn - und nicht nur im Tierreich.

    Frans de Waal will nicht glauben, dass Thomas Hobbes Recht hat und der Mensch "hässlich und brutal" ist. Für ihn ist Empathie der Klebstoff, der die Gesellschaft zusammenhält. Und deshalb hofft er auch auf ein "neues Zeitalter der Empathie". Allerdings ist de Vaal kein Schwärmer. Und so deckt er auch auf, was den Menschen gefährlich macht, warum er trotz aller Empathie Kriege führt oder nur an seinen eigenen Vorteil denkt.

    Frans de Waal: Das Prinzip Empathie: Was wir von der Natur für eine bessere Gesellschaft lernen können
    ISBN: 978-3-446-23657-8
    Carl Hanser Verlag, 352 Seiten, 24,90 Euro