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Das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur bei den Demokraten hat begonnen

Klaus Remme: Am Telefon mitgehört hat Fred Kempe, er ist Chefredakteur von Wall Street Journal Europe, Tag, Herr Kempe.

    Fred Kempe: Schönen guten Tag.

    Remme: Herr Kempe, ich will nur einmal ein paar Namen, die wir gerade gehört haben, heraus greifen, Howard Dean, Richard Gephardt und John Edwards. Das sind alles Namen, die hier in Deutschland nicht bekannt sind. Wen, meinen Sie, sollten wir uns für die Zukunft merken?

    Kempe: Es wird sehr, sehr spannend in Iowa. Einmal jede vier Jahre ist Iowa plötzlich wichtig und dann verschwindet Iowa noch einmal. Ich glaube, man muss wirklich auf Howard Dean schauen, auch wenn er nicht gewinnt, weil er hat zum ersten Mal das Internet so stark herein gebracht, um Geld zu verdienen, Spenden zu verdienen und auch Unterstützung zu gewinnen. Aber das Problem ist, dass seine Anti-Krieg-Kampagne nicht für alle Wähler ausreicht. Und die Wähler steigen erst jetzt ein, diese Woche. Vorher war das viel Wahlkampf, war viel Rede, und die Wähler waren so bis zu 30, 40 Prozent unentschieden. Jetzt müssen die Wähler anfangen zu entscheiden, wen sie wählen und deswegen ist diese Woche so spannend.

    Remme: Ich will noch einmal bei der Person Dean bleiben. Könnte da sich etwas wiederholen, was wir aus der ersten Kampagne von Bill Clinton gelernt haben, dass da auch ein Politiker kam, den zumindest im Ausland kaum jemand kannte?

    Kempe: Ja, es kann immer passieren, bei Jimmy Carter war das auch der Fall bei Iowa, aber was man neulich sieht, ist, dass Politiker wie John Kerry, und Kerry war ein Kriegsheld so bei Vietnam, Leute wie Wes Clark, der ehemalige Nato-Militärchef von der Nato, der bei Iowa überhaupt nicht mitmacht, aber in einer Woche in New Hampshire bei den zweiten Vorwahlen mitmacht, solche Leute sind vielleicht in den Köpfen von mäßigen Wählern ein bisschen mehr willkommen als Howard Dean, der ein bisschen mehr den Ruf hat, links zu sein. Und natürlich ist in Amerika links nicht so weit links wie in Europa.

    Remme: Herr Kemp, Sie haben es eben gerade angesprochen, die Haltung Deans zum Irakkrieg und dass diese Haltung alleine nicht reicht, um einen Wahlkampf zu bestreiten und Sie spielen damit vermutlich darauf an, dass die Wirtschaft natürlich auch ein dominierendes Thema ist. Aber wie wichtig ist das Irak-Thema noch in diesem Jahr des Wahlkampfes?

    Kempe: Solange es nicht völlig schief geht im Irak und dass es allmählich ein wenig besser aussieht. Natürlich war die Festnahme von Saddam Hussein ein Schachzug für Georg Bush, wenn man auf den Wahlkampf schaut. Solange es nicht schief geht, ist die Wirtschaft die allerwichtigste Sache. Und zur Zeit sieht die Wirtschaft ziemlich gut aus in den Staaten. Das Problem ist, dass diese Wirtschaft läuft, ohne neue Arbeitsstellen mit sich zu bringen. Obwohl es viel Wachstum gibt, gibt es viele Wähler, die sich fragen, ja, aber was bekomme ich aus diesem Wachstum? Ist das immer noch nicht ein richtiger Aufschwung? Und solange der Irak nicht schief geht, dann wird die Wirtschaft am Wichtigsten sein und zur Zeit sieht die Wirtschaft gut genug aus für Georg Bush.

    Remme: Schauen wir noch einmal auf den Wahlkampf, der sich jetzt entwickeln wird. Ist die Antwort auf die Frage, wer diesen Wahlkampf gewinnen wird, der Kandidat der Demokraten oder aber Georg Bush, wirklich alleine abhängig davon, wie viel Geld der- oder diejenige sammeln kann?

    Kempe: Ohne Geld kann man nicht gewinnen. Aber auch mit Geld, wenn das Image nicht stimmt, wird man verlieren. Dean hat viel mehr Geld als alle anderen Demokraten zum Beispiel.

    Remme: Hat er auch mehr Geld als Bush?

    Kempe: Er hat weniger Geld als Bush und Bush braucht natürlich nicht alles jetzt heraus zu geben, weil er zur Zeit keinen Gegner hat bis zur Hauptwahl. Bush wird überhaupt keine Geldprobleme haben. Er hat natürlich mehr Geld als alle anderen. Aber Dean hat erstaunlich viel Geld, mehr als je zuvor bei so einer Vorwahl. Das Problem ist, er steht trotzdem an Nummer drei in Iowa. John Kerry im Vergleich hat wenig Geld, hat sechs Millionen aus seiner eigenen Tasche als Lohn, als Kredit nehmen müssen, um immer noch mitzumachen. Für Leute wie John Kerry und John Edwards ist das lebenswichtig, politisch lebenswichtig, es in Iowa gut zu machen, so dass sie mehr Geld zu sich bringen können. Für Howard Dean, er kann das überleben, wenn er in Iowa verliert.

    Remme: Noch ganz kurz, Herr Kemp, wir haben eben Aktivisten gehört, die natürlich begeistert geschrieen haben. Man könnte fast den Eindruck haben, die Amerikaner sind politikbegeistert, aber das Feld der Politikverdrossenen ist groß.

    Kempe: Die, die begeistert sind, sind sehr begeistert, aber die Mehrheit wählt nicht, so dass es wirklich im Vergleich zu Europa ganz anders ist, wo die Mehrheit wählt, aber nicht so viele sind so begeistert.

    Remme: Fred Kempe war das, Chefredakteur von Wall Street Journal Europe, vielen Dank.

    Kempe: Danke schön.