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Das Richtige tun gegen die Rentenlücke?

Die Riester-Rente steht für private Rentenversicherungsverträge, die vom Staat bezuschusst werden. Mit ihnen sollen sich die späteren Rentner gegen Absenkungen der gesetzlichen Rente schützen. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hat jetzt diese Form der Alterssicherung unter die Lupe genommen.

Von Verena Kemna |
    Nach acht Jahren Riester-Rente haben höchstens die Hälfte der Förderberechtigten einen Vertrag für die staatlich unterstützte private Zusatzrente abgeschlossen. Außerdem bekommen nur etwa 60 Prozent der Empfänger die maximale Zulage. Der Grund ist mangelnde Transparenz. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten, das der Verbraucherzentrale Bundesverband, in Auftrag gegeben hat. Demnach erklärt kaum ein Anbieter dem Verbraucher die Kosten für das Produkt Riesterrente. Gerd Billen vom Vorstand des vzbv, des Verbraucherzentrale Bundesverbandes:

    "Jede Tafel Schokolade, da muss der Grundpreis ausgeschrieben sein, nur bei diesen Vorsorgeprodukten scheint es die Branche nicht nötig zu haben, ganz klar auszuweisen, wie teuer das Produkt ist. Über die Zukunftsrendite, da kann man viel spekulieren, bekomme ich nun zwei Prozent oder vier oder sieben, das ist ja für den Verbraucher oft gar nicht greifbar, vor allem für die, die gebeutelt durch die Finanzkrise eher konservativ anlegen wollen, ist die Kostentransparenz deswegen ein ganz entscheidender Punkt."

    Laut Gutachten informiert nur jeder zweite Anbieter den Kunden über die Kosten der Riester-Rente. Oft sind Kosteninformationen verschleiert, werden zum Beispiel nicht in Euro ausgewiesen. Bei einem Drittel der Angebote zur Riester-Rente fehlen die Angaben zu den Kosten eines Vertragswechsels. Dorothea Mohn, Referentin für Altersvorsorge beim vzbv, hat verschiedene Angebote für die Riesterrente durchgerechnet. Mangelnder Wettbewerb ist der Grund für die extremen Unterschiede:

    "Bei einem Beispiel, wo ich 35 Jahre lang 1800 Euro pro Jahr eingezahlt habe, habe ich einen Unterschied von mehr als 11.000 Euro zwischen einem teuren und einem günstigen Anbieter, bezogen auf die garantierte Leistung. Bezogen auf die prognostizierte Leistung ist die Differenz schlappe 54.000 Euro und ich würde sagen, hätten wir einen funktionierenden Wettbewerb, dann wäre eine solche Spanne schlicht nicht denkbar."

    Solange die Verbraucher das Produkt Riester-Rente nicht verstehen, ist ein Preis- und Qualitätswettbewerb unmöglich. Deshalb fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband gesetzlich vorgegebene Standards bei den Produkt- und Kosteninformationen zur Riester-Rente:

    "Wir wollen eine Art standardisiertes Produktinformationsblatt, in dem alle für den Verbraucher wichtigen Informationen klar und verständlich, möglichst mit Verbrauchertests evaluiert, dass es tatsächlich funktioniert, an den Verbraucher getragen wird. Also eine Informationspflicht für den Anbieter, an der sich dann der Verbraucher orientieren soll."

    Gerd Billen vom Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverband ist überzeugt, dass derzeit staatliche Fördergelder vielfach nicht bei den förderberechtigten Verbrauchern landen, sondern als Provisionen bei den Anbietern. Er fordert produktunabhängige Anlageberater... .

    "..., um zu sehen, wie viel Geld können Menschen erübrigen, das sie in die Altersvorsorge stecken können. Unser Verdacht ist: Es sind viele, gerade im Niedrigeinkommensbereich, die gar nicht in der Lage sind, selbst wenn sie das für sie mögliche sparen, am Ende auf eine angemessene Rente zu kommen."

    Laut einer Postbankstudie hat im vergangenen Jahr jeder fünfte Berufstätige seine Verträge zur privaten Altersvorsorge gekürzt, oder die Zahlungen ganz eingestellt. Jeder dritte Berufstätige verfügt nach eigenen Angaben im Alter über keinerlei Einnahmen aus einer privaten Vorsorge. Viele Menschen haben kein Vertrauen zur Privatvorsorge, dabei steht das gegenwärtige System der gesetzlichen Altersvorsorge mehr denn je in Frage. Gerd Billen fordert vom CDU-geführten Bundesarbeitsministerium eine nachhaltige Alterssicherung:

    "Riester ist kein schlechtes Produkt. Es ist auch wichtig, eine private Altersvorsorge zu treiben. Aber jetzt muss man gucken, trägt das System, hilft das den Verbrauchern, ihre Vorsorge besser zu regeln und wo ist Verbesserungsbedarf."