Auf dem kleinen Sportplatz hinter dem Institut Hartheim, dem Kompetenzzentrum für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung, treffen sich Jugendliche aus dem Dorf. Jugendzentrum gibt es keines, also verabredet man sich hier, zu Fußball, Tennis und zum Plaudern. Vor dem plötzlich aufziehenden Gewitter flüchtet die Gruppe auf einen überdachten Sitzplatz am Rande des Fußballfeldes.
Ein Handy klingelt. "Ja... na. Schaust vielleicht noch vorbei?"
Rainer ist 15 Jahre alt, ein großgewachsener dunkelhaariger Junge, ruhig und bedacht. Auf seinem Geländemoped gibt er schon mal Gas. Der Elektrikerlehrling wohnt unmittelbar neben dem Schloss.
"Ein Mal war i so drinn für privat, ja, da war i mal drinn. Wollt mirs einfach mal anschaun, wie sie es hergericht ham. Und ham’s sehr schön hergericht wie des war, sehr viel Bilder hams drinn. Der Steg gefallt mer, mer sollts nit unbedingt betreten wie des war. Die müssn arm geweng sein da drinnen, sans durchkemmen in die Gaskammer eini, dann san die verbrennt wordn."
Am Fest des Heiligen Martin zogen die Kinder von Hartheim mit der Laterne durch den Schlosshof. Damals wohnten noch Leute im Schloss, erinnert sich der 15-jährige Matthias. Er besucht die Höhere Technische Lehranstalt in Linz.
"I bin daneben aufgewachsen eigentlich und halt die grausamen Geschichten hab i erst voriges Jahr gehört. I finds a richtig, dass mer einfach wissen sollt, des is a Teil von unserer Geschichte, von unserer Welt und man sollt auch wissen wie des damals passiert is, wie’s dann zu Tod gericht wordn san."
Freund Max wohnt auch in der Nähe des Schlosses. Der Gymnasiast mit dem langen lockigen Haar hat schon als Kind von den Morden in Hartheim erfahren.
"Von meiner Oma, da war ich zehn Jahre alt, immer Rauch und des Süßliche, das Süßliche, wenn Leut verbrennt wordn sind, den süßlichen Geruch hat sie, man hats immer rausrauchen gesehn. I find es gut die Erinnerung daran, dass das nie wieder passiert. Dass es so is, aber dass es nie wieder passiert. Genau des is des Wichtige dran."
Zwei Mädchen stoßen noch zu der Gruppe, Theresa fährt das Geländemoped, Steffi sitzt hinten. Die zwei 15-jährigen Freundinnen gehen auf das Stiftgymnasium im benachbarten Wilhering. Die zierliche Steffi mischt sich gleich in die Diskussion ein. Was einmal wirklich war bleibt ewig möglich: Der philosophische Standpunkt Theodor Adornos ist ihr nahe.
"Weil wanns amal passiert is - i wünsch des nit - aber warum sollt es nit noch mal passieren, denk i mir. Natürlich wissen wir jetzt wie arg des is, des weiß jeder, aber geschafft hams doch dass es passiert is."
"Und das nächste arge is, da san so viel Leut umgebracht wordn und dann hats da wirklich Leut gegeben, die ham dort gewohnt einfach wo früher die ganzen Leut warn, untergebracht warn und umbracht wordn san, und des find i viel arg."
Steffi, Theresa, Rainer, Max, Matthias - sie alle begreifen Schloss Hartheim als einen Ort der lebendigen Auseinandersetzung. Erst die Enkel- und Urenkelgeneration setzt sich mit der Vergangenheit des Schlosses richtig auseinander. Christoph, Sohn eines Bauern, hat seinen Freunden bislang aufmerksam zugehört. Ihn hat die Dauerausstellung "Wert des Lebens" über den Umgang mit Behinderung tief beeindruckt.
"Dass die Behinderten immer hergebracht wordn san, genau die, weil der Hitler hat gesagt, die zähln für ihn nicht, es zähln nur die wos arbeiten können, und die wos irgendwas gehabt ham bei die Füß oder die Händ, die hams sofort dahergebracht weil die für die nix mehr zählt ham."
"Des Schlimmste find i eigentlich des Schweigen, dass nit drüber geredt wird und wann drüber geredt wird nur so ganz oberflächlich."
"I find des schlimm dass die Regierung so unverantwortlich damit umgangen is, es hättet schon viel früher aussi kommen müssen, gleich zugeben hättens sollen was da passiert ist und gleich viel solche Gedenkstättn hättens machen sollen."
Das Gewitter hat sich verzogen, allgemeiner Aufbruch. Mal schauen was so los ist im Dorf. Auch Theresa und Steffi schwingen sich auf ihr Geländemoped, stülpen den Helm über. Sie wollen ins Kino, wahrscheinlich in Linz.
Ein Handy klingelt. "Ja... na. Schaust vielleicht noch vorbei?"
Rainer ist 15 Jahre alt, ein großgewachsener dunkelhaariger Junge, ruhig und bedacht. Auf seinem Geländemoped gibt er schon mal Gas. Der Elektrikerlehrling wohnt unmittelbar neben dem Schloss.
"Ein Mal war i so drinn für privat, ja, da war i mal drinn. Wollt mirs einfach mal anschaun, wie sie es hergericht ham. Und ham’s sehr schön hergericht wie des war, sehr viel Bilder hams drinn. Der Steg gefallt mer, mer sollts nit unbedingt betreten wie des war. Die müssn arm geweng sein da drinnen, sans durchkemmen in die Gaskammer eini, dann san die verbrennt wordn."
Am Fest des Heiligen Martin zogen die Kinder von Hartheim mit der Laterne durch den Schlosshof. Damals wohnten noch Leute im Schloss, erinnert sich der 15-jährige Matthias. Er besucht die Höhere Technische Lehranstalt in Linz.
"I bin daneben aufgewachsen eigentlich und halt die grausamen Geschichten hab i erst voriges Jahr gehört. I finds a richtig, dass mer einfach wissen sollt, des is a Teil von unserer Geschichte, von unserer Welt und man sollt auch wissen wie des damals passiert is, wie’s dann zu Tod gericht wordn san."
Freund Max wohnt auch in der Nähe des Schlosses. Der Gymnasiast mit dem langen lockigen Haar hat schon als Kind von den Morden in Hartheim erfahren.
"Von meiner Oma, da war ich zehn Jahre alt, immer Rauch und des Süßliche, das Süßliche, wenn Leut verbrennt wordn sind, den süßlichen Geruch hat sie, man hats immer rausrauchen gesehn. I find es gut die Erinnerung daran, dass das nie wieder passiert. Dass es so is, aber dass es nie wieder passiert. Genau des is des Wichtige dran."
Zwei Mädchen stoßen noch zu der Gruppe, Theresa fährt das Geländemoped, Steffi sitzt hinten. Die zwei 15-jährigen Freundinnen gehen auf das Stiftgymnasium im benachbarten Wilhering. Die zierliche Steffi mischt sich gleich in die Diskussion ein. Was einmal wirklich war bleibt ewig möglich: Der philosophische Standpunkt Theodor Adornos ist ihr nahe.
"Weil wanns amal passiert is - i wünsch des nit - aber warum sollt es nit noch mal passieren, denk i mir. Natürlich wissen wir jetzt wie arg des is, des weiß jeder, aber geschafft hams doch dass es passiert is."
"Und das nächste arge is, da san so viel Leut umgebracht wordn und dann hats da wirklich Leut gegeben, die ham dort gewohnt einfach wo früher die ganzen Leut warn, untergebracht warn und umbracht wordn san, und des find i viel arg."
Steffi, Theresa, Rainer, Max, Matthias - sie alle begreifen Schloss Hartheim als einen Ort der lebendigen Auseinandersetzung. Erst die Enkel- und Urenkelgeneration setzt sich mit der Vergangenheit des Schlosses richtig auseinander. Christoph, Sohn eines Bauern, hat seinen Freunden bislang aufmerksam zugehört. Ihn hat die Dauerausstellung "Wert des Lebens" über den Umgang mit Behinderung tief beeindruckt.
"Dass die Behinderten immer hergebracht wordn san, genau die, weil der Hitler hat gesagt, die zähln für ihn nicht, es zähln nur die wos arbeiten können, und die wos irgendwas gehabt ham bei die Füß oder die Händ, die hams sofort dahergebracht weil die für die nix mehr zählt ham."
"Des Schlimmste find i eigentlich des Schweigen, dass nit drüber geredt wird und wann drüber geredt wird nur so ganz oberflächlich."
"I find des schlimm dass die Regierung so unverantwortlich damit umgangen is, es hättet schon viel früher aussi kommen müssen, gleich zugeben hättens sollen was da passiert ist und gleich viel solche Gedenkstättn hättens machen sollen."
Das Gewitter hat sich verzogen, allgemeiner Aufbruch. Mal schauen was so los ist im Dorf. Auch Theresa und Steffi schwingen sich auf ihr Geländemoped, stülpen den Helm über. Sie wollen ins Kino, wahrscheinlich in Linz.