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Das Schweizer Gesundheitssystem

Müller: Wie gut ist denn in der Schweiz das Gesundheitssystem? Darüber wollen wir nun reden mit Werner Bosshardt, Deutschlandkorrespondent des in Zürich erscheinenden Tagesanzeigers. Herr Bosshardt, wie funktioniert denn die Grundsicherung in der Schweiz?

    Bosshardt: Die Grundsicherung funktioniert als Pflichtversicherung, das heißt, für alle Personen, die in der Schweiz leben, müssen Prämien bezahlt werden. Für Kinder und junge Erwachsene gibt es ermäßigte Beiträge, aber im Prinzip handelt es sich um eine Pflichtversicherung für alle ohne Ausnahme.

    Müller: Das heißt eine Pflichtversicherung für alle, und das heißt auch, jeder bezahlt dieselbe Summe?

    Bosshardt: Nein, nicht jeder bezahlt dieselbe Summe. Da gibt es eben gewisse Ermäßigungen für Kinder und junge Erwachsene bis 25 Jahren. Daneben gibt es gewisse Erweiterungen zwischen den Kassen, also da funktioniert in einem bestimmten Ausmaß auch der Wettbewerb.

    Müller: Eine Grundsicherung für jeden, bedeutet das auch, dass dies ausreicht, um die Leistungen, die man haben will, auch abzudecken?

    Bosshardt: Also die Grundversicherung ist recht umfassend, also es ist ein sehr guter, finde ich, Leistungskatalog, der durch Grundversicherung abgedeckt wird. Ich muss allerdings vor dem Hintergrund der deutschen Diskussion beifügen, Zahnbehandlungen sind im Leistungskatalog der Grundversicherung nicht inbegriffen, auch nicht Unfälle außerhalb des Betriebes.

    Müller: Und das stößt auf der anderen Seite auf Kritik in der Schweiz?

    Bosshardt: Das ist nicht Gegenstand von Kritik.

    Müller: Das heißt, man ist grundlegend zufrieden mit dem, was die Schweizer Politiker an Gesundheitspolitik auf den Weg gebracht haben?

    Bosshardt: Man ist zufrieden mit dem Leistungskatalog. Man ist eher weniger zufrieden mit den Kosten. Die Kosten sind relativ hoch - das muss man schon sehen -, und die Prämien, also die Beiträge, die von jedem einzelnen zu entrichten sind, wachsen jedes Jahr, manchmal auch im zweistelligen%bereich für ein Jahr.

    Müller: Reden wir über die Kosten, die insgesamt auch auf den Staat zukommen, um das Gesundheitssystem am Leben zu halten, oder auch ganz über die privaten Kosten?

    Bosshardt: Also die Gesundheitskosten generell steigen rasant an. Entsprechend steigen natürlich dann auch die Leistungen, die der einzelne zu erbringen hat über die Versicherung sehr schnell an. Wir haben übrigens in der Schweiz auch, was wiederum vor dem Hintergrund der deutschen Diskussion nicht ganz unerheblich ist, eine relativ hohe Kostenbeteiligung, also da können auf den einzelnen an Eigenbeteiligung für Inanspruchnahme von Leistungen durchaus Beiträge von bis zu 550 Euro im Jahr zukommen.

    Müller: Vielen Dank für das Gespräch.