Nach dem Abschicken der Bewerbungsunterlagen folgt ein standardisierter Einstellungstest, der SPI, der um einiges einfacher ist, als der Eingangstest für die Universität. Wer diesen Test mit einem guten Ergebnis besteht, für den folgen etwa ein halbes Dutzend verschiedener Gespräche mit den Abteilungsleitern der zukünftigen Firma. Das können sowohl Einzel- als auch Gruppengespräche sein. Mit jeder neuen Einladung zu einem Gespräch spricht man mit einem höheren Mitarbeiter. Am Ende sitzt man in der Regel dem Firmenleiter gegenüber. Im siebten Semester werden dann meist die Verträge unterzeichnet, obwohl noch kein Uniabschluss vorliegt. Jetzt ist die Hauptarbeit für die Studierenden erledigt. Was folgt sind hauptsächlich die Vorbereitungen auf den neuen Job, denn die Vorbereitungen auf eine Abschlussprüfung entfallen.
Weitaus komplizierter kann sich das 'gesellschaftliche' Leben an der Uni gestalten. Fast jeder japanische Studierende ist Mitglied in einem studentischen Club. Jörg Albrecht hat es zum Wanderclub "Wandervögel" gezogen. Eine Entscheidung, die ihn oft viel Zeit mit den Wanderfreunden verbringen lässt. Wöchentlich finden ein, manchmal sogar zwei Mal eine "ordentliche Mitgliederversammlungen" statt, die etwa zwei bis drei Stunden dauert. Vor einer geplanten Wanderung allerdings trifft man sich eine Woche lang jeden Tag, macht zusammen Sport, lernt Kartenlesen, Wetterbestimmung und Erste Hilfe - manchmal bis zu sechs Stunden. Diese Clubs dienen nicht nur dem einfach Freizeitvergnügen, sondern sind eine Vorbereitung auf das spätere Berufsleben. Obwohl ausschließlich Studierende Mitglieder in den Clubs sind, besteht eine sehr starre Hierarchie, der man sich als Neuling unterzuordnen hat. Der Status des einzelnen Mitglieds wird nicht durch Alter oder persönliche Voraussetzung bestimmt, sondern durch die Anzahl der Semester, bzw. Jahre an der Uni.
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Von ihren Erfahrungen als Marketing-Studentin in Japan berichtet eine Studentin im Uni-Spiegel