"Es gibt da diesen Satz: Wenn es der Autoindustrie schlecht geht, geht es der Möbelindustrie gut."
Was Dirk Uwe Klaas vom Verband der Deutschen Möbelindustrie, sagen will: Die Krise kann die Möbelbranche nicht erschüttern - bisher. Lächelnd blickt man zurück auf ein sehr gutes Jahr 2008, und keineswegs hat das letzte düstere Quartal die Stimmung verdorben, und um das zu begründen, muss die Branche nur auf ein altgewohntes Bild zurückgreifen: den Rückzug in die Höhle, wenn es draußen stürmt. Die Rettung ins Häuslich-Private verbindet sich offenbar zuverlässig mit einem erneuerten Nestbautrieb.
Auf welche Sorte Einrichtung sich der im besonderen richtet, das zu erspüren ist Aufgabe einer Armada von Zeitgeist-Seismographen, die regelmäßig zu Beginn einer Möbelmesse die Trends ausruft. Es sind, im Prinzip, immer die gleichen. Die Pole, zwischen denen zu schwanken in der Konsumentennatur liegt, heißen mal "Neue Bescheidenheit" oder "Neue Prächtigkeit", mal Minimalismus oder Overstatement, mal modernes Nomadentum oder Cocooning.
Wenn aber in diesem Jahr die Messe in hübschen Installationen das Prinzip Teepee-Kultur zeigt - irgendwie mit der Natur verbunden, wie im Indianertipi eben - oder das Prinzip Extra-Much - eine klare Absage an den Gestus der Selbstbeschränkung, Extra-Much, extra viel -, dann stehen diese beiden Trends unter einem anderen Stern als ihre Vorgänger. Es ist der Stern der Ökologie, oder, im leicht zynisch angehauchten Marketing-Slang: des Öko-Hypes.
Schon sehr lange ist die Zeit schrill-verschnörkelter Extravaganzen oder bombastischer Polsterlandschaften vorbei, auch der überkandidelte Wellness-Kult ist überstanden, überhaupt ist alles kleiner, selbstverständlicher geworden, die Oberflächen sehr glatt lackiert, die Möbel klar geformt.
Der gute Geschmack hat sich mit Hilfe der stilbewussten Erbengeneration zum common sense entwickelt, das gute Design ist in alle Preislagen gesickert; wer sich heute scheußlich einrichtet, hat selber schuld. Und auch die vielen zierlichen buntfarbigen Stühle sind, so spacy sie aussehen mögen, vor allem in einer urkomischen froschgrünen Kombination mit Holz, auch sie also zeigen gern ihr Zertifikat: garantiert irgendwie ökologisch hergestellt.
Das gilt erst recht für Massivhölzer, die sich derzeit überhaupt größter Beliebtheit erfreuen.
Vieles scheint so bodenständig, als sei man endgültig auf das vernünftige, sich bescheidende Maß gekommen. Kleiner kann ein Home-Office gar nicht sein als das, das sich in der weißlackierten Skulptur eines jungen Design-Unternehmers befindet: sie klappt sich auf und enthüllt einen Schatz von herausziehbaren Fächern und Schreibunterlagen, nur der Kabelsalat des voll verkabelten Schranks bleibt angenehm unsichtbar hinter einer Klappe verborgen. So etwas ist nicht billig, aber es spart Platz.
Das Neue, das auf einer Messe unentbehrlich ist, ist schwer zu finden: Neu ist schon, dass die global agierende Klamottenkette nun auch eine globale Möbellinie hat - in der globalen Sprache anständigen Designs. Neu ist das Schlafzimmer aus Zierbenholz mit Diamantauflage - beide nicht ganz billigen Naturstoffe sollen besten Schlaf garantieren.
Ein Gefühl von Neuheit kann man herstellen, indem man Wohn-Verhaltensweisen sprachlich aufpeppt: Re-Run-Time - naja, wir haben früher auch schon mal eine alte Kaffeekanne auf ein modernes Bord gestellt -, dass man für einen Moment glauben könnte, die ständig beschworenen Prinzipien der "Wertigkeit" und "Nachhaltigkeit" stellten sich dem Marktprinzip des schnellen Warenumschlags entgegen.
Was Dirk Uwe Klaas vom Verband der Deutschen Möbelindustrie, sagen will: Die Krise kann die Möbelbranche nicht erschüttern - bisher. Lächelnd blickt man zurück auf ein sehr gutes Jahr 2008, und keineswegs hat das letzte düstere Quartal die Stimmung verdorben, und um das zu begründen, muss die Branche nur auf ein altgewohntes Bild zurückgreifen: den Rückzug in die Höhle, wenn es draußen stürmt. Die Rettung ins Häuslich-Private verbindet sich offenbar zuverlässig mit einem erneuerten Nestbautrieb.
Auf welche Sorte Einrichtung sich der im besonderen richtet, das zu erspüren ist Aufgabe einer Armada von Zeitgeist-Seismographen, die regelmäßig zu Beginn einer Möbelmesse die Trends ausruft. Es sind, im Prinzip, immer die gleichen. Die Pole, zwischen denen zu schwanken in der Konsumentennatur liegt, heißen mal "Neue Bescheidenheit" oder "Neue Prächtigkeit", mal Minimalismus oder Overstatement, mal modernes Nomadentum oder Cocooning.
Wenn aber in diesem Jahr die Messe in hübschen Installationen das Prinzip Teepee-Kultur zeigt - irgendwie mit der Natur verbunden, wie im Indianertipi eben - oder das Prinzip Extra-Much - eine klare Absage an den Gestus der Selbstbeschränkung, Extra-Much, extra viel -, dann stehen diese beiden Trends unter einem anderen Stern als ihre Vorgänger. Es ist der Stern der Ökologie, oder, im leicht zynisch angehauchten Marketing-Slang: des Öko-Hypes.
Schon sehr lange ist die Zeit schrill-verschnörkelter Extravaganzen oder bombastischer Polsterlandschaften vorbei, auch der überkandidelte Wellness-Kult ist überstanden, überhaupt ist alles kleiner, selbstverständlicher geworden, die Oberflächen sehr glatt lackiert, die Möbel klar geformt.
Der gute Geschmack hat sich mit Hilfe der stilbewussten Erbengeneration zum common sense entwickelt, das gute Design ist in alle Preislagen gesickert; wer sich heute scheußlich einrichtet, hat selber schuld. Und auch die vielen zierlichen buntfarbigen Stühle sind, so spacy sie aussehen mögen, vor allem in einer urkomischen froschgrünen Kombination mit Holz, auch sie also zeigen gern ihr Zertifikat: garantiert irgendwie ökologisch hergestellt.
Das gilt erst recht für Massivhölzer, die sich derzeit überhaupt größter Beliebtheit erfreuen.
Vieles scheint so bodenständig, als sei man endgültig auf das vernünftige, sich bescheidende Maß gekommen. Kleiner kann ein Home-Office gar nicht sein als das, das sich in der weißlackierten Skulptur eines jungen Design-Unternehmers befindet: sie klappt sich auf und enthüllt einen Schatz von herausziehbaren Fächern und Schreibunterlagen, nur der Kabelsalat des voll verkabelten Schranks bleibt angenehm unsichtbar hinter einer Klappe verborgen. So etwas ist nicht billig, aber es spart Platz.
Das Neue, das auf einer Messe unentbehrlich ist, ist schwer zu finden: Neu ist schon, dass die global agierende Klamottenkette nun auch eine globale Möbellinie hat - in der globalen Sprache anständigen Designs. Neu ist das Schlafzimmer aus Zierbenholz mit Diamantauflage - beide nicht ganz billigen Naturstoffe sollen besten Schlaf garantieren.
Ein Gefühl von Neuheit kann man herstellen, indem man Wohn-Verhaltensweisen sprachlich aufpeppt: Re-Run-Time - naja, wir haben früher auch schon mal eine alte Kaffeekanne auf ein modernes Bord gestellt -, dass man für einen Moment glauben könnte, die ständig beschworenen Prinzipien der "Wertigkeit" und "Nachhaltigkeit" stellten sich dem Marktprinzip des schnellen Warenumschlags entgegen.