"Don Giovanni", Joseph Loseys erster und letzter Opernfilm mit Gesangsstar Ruggero Raimondi in der Titelrolle, spaltete die Kritik. Für "Le Figaro" war es eine "Offenbarung", für "Les Cahiers du Cinéma" das "Machwerk eines Hochmütigen, eines Demagogen".
Tatsache ist, dass der siebzigjährige Losey mit seiner Verfilmung in den Renaissance-Villen von Andrea Palladio in der Umgebung von Vicenza und in Venedig ein neues Filmgenre aus der Taufe hob: die Filmoper. Was der Pariser Opernchef Rolf Liebermann als Ansatz zur Demokratisierung lobte.
Das war ganz im Sinne des am 14. Januar 1909 in La Crosse, Wisconsin, geborenen Joseph Walton Losey, der nicht gerade der geborene Filmemacher war. Er studierte zuerst Medizin, machte seinen Literaturabschluss in Harvard und fing 1930 als Theaterkritiker an.
Nach Regieassistenzen in Amerika und England, Filmstudien bei Eisenstein in Moskau, betätigte er sich im Amerika als politisch engagierter Theaterregisseur. Er verehrte Bertolt Brecht und brachte 1947 "Galileo Galilei" als erste US-Inszenierung des Dramatikers mit Charles Laughton in Los Angeles heraus.
Die Kriegsjahre verbrachte Losey in der Filmabteilung der "Rockefeller Foundation", ab 1942 produzierte er Radioprogramme für "World At War". Loseys erster 1948 gedrehter Spielfilm "The Boy With the Green Hair" wurde ein Plädoyer gegen Krieg und Intoleranz.
"Mir, der ich vor allem ein Theatermann war, kam es so vor, dass sich das Theater immer mehr auf das Kino zu bewegte. Als ich dann anfing, Filme zu drehen und wieder zum Theater zurückkehrte, fand ich wiederum, dass das Theater eine Menge zum Kino beizutragen hatte. Mit anderen Worten: Sie haben viel miteinander zu tun, sie sind keine getrennten Einheiten."
Losey blieb dem Kino treu, kam jedoch 1951 nach vier Hollywoodfilmen auf McCarthys Schwarze Liste und zog es vor, sich nach Europa abzusetzen. Dort konnte er nur unter Pseudonym arbeiten, schlug sich mit Werbefilmen für Suppen und Zigaretten durch, wurde aus Italien, wo er einen Film drehte, sogar abgeschoben.
Gebührende Anerkennung fand der sozialkritische Joseph Losey erst mit seinem Spätwerk in den sechziger Jahren. Der internationale Durchbruch kam 1963 mit der Verfilmung von "The Servant" mit Dirk Bogarde in der Titelrolle, dem Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit Harold Pinter.
Losey verband psychologischen Tiefgang mit den Prinzipien des epischen Theaters. Filme wie "Eve", "Accident", "The Romantic Englishwoman", die das Thema des "Eindringlings” variieren, waren Welterfolge. Mit seiner klaustrophobischen Atmosphäre gilt das Spätwerk "Monsieur Klein" mit Alain Delon in der Titelrolle des Doppelgängers als der beste Film über die deutsche Besatzungszeit.
"Also, da gibt es einen Mann mit dem gleichen Namen wie du, einen Juden, der verschwunden ist und dir sein Problem aufgehalst hat."
"Wie ist der nur auf mich gekommen?"
"Hör mal, Paris ist voll von deinen Visitenkarten."
"Das ergibt doch keinen Sinn. Was erhofft der sich, dass ich seinen Platz einnehme und schweige? Nein, jemand muss auf mich böse sein. Er will mir Ärger machen, mich provozieren."
"Und warum sollte jemand auf dich böse sein?"
"Und warum nicht?"
Der als schwierig geltende Joseph Losey gehört zu den Regisseuren mit den meisten unrealisierten Projekten. Erst 1974 gelang es, "Galileo" noch ins Kino bringen. Sein lebenslanger Traum, Proust zu verfilmen, blieb bis zu seinem Tod am 22. Juni 1984 in London unerfüllt. Sein Lebenswerk sei einer beispiellosen Demütigung abgerungen, heißt es in einem Nachruf.
Joseph Losey rettete nicht nur die Ehre Hollywoods, sondern zählt zu den innovativsten Kräften des internationalen Autorenkinos.
Tatsache ist, dass der siebzigjährige Losey mit seiner Verfilmung in den Renaissance-Villen von Andrea Palladio in der Umgebung von Vicenza und in Venedig ein neues Filmgenre aus der Taufe hob: die Filmoper. Was der Pariser Opernchef Rolf Liebermann als Ansatz zur Demokratisierung lobte.
Das war ganz im Sinne des am 14. Januar 1909 in La Crosse, Wisconsin, geborenen Joseph Walton Losey, der nicht gerade der geborene Filmemacher war. Er studierte zuerst Medizin, machte seinen Literaturabschluss in Harvard und fing 1930 als Theaterkritiker an.
Nach Regieassistenzen in Amerika und England, Filmstudien bei Eisenstein in Moskau, betätigte er sich im Amerika als politisch engagierter Theaterregisseur. Er verehrte Bertolt Brecht und brachte 1947 "Galileo Galilei" als erste US-Inszenierung des Dramatikers mit Charles Laughton in Los Angeles heraus.
Die Kriegsjahre verbrachte Losey in der Filmabteilung der "Rockefeller Foundation", ab 1942 produzierte er Radioprogramme für "World At War". Loseys erster 1948 gedrehter Spielfilm "The Boy With the Green Hair" wurde ein Plädoyer gegen Krieg und Intoleranz.
"Mir, der ich vor allem ein Theatermann war, kam es so vor, dass sich das Theater immer mehr auf das Kino zu bewegte. Als ich dann anfing, Filme zu drehen und wieder zum Theater zurückkehrte, fand ich wiederum, dass das Theater eine Menge zum Kino beizutragen hatte. Mit anderen Worten: Sie haben viel miteinander zu tun, sie sind keine getrennten Einheiten."
Losey blieb dem Kino treu, kam jedoch 1951 nach vier Hollywoodfilmen auf McCarthys Schwarze Liste und zog es vor, sich nach Europa abzusetzen. Dort konnte er nur unter Pseudonym arbeiten, schlug sich mit Werbefilmen für Suppen und Zigaretten durch, wurde aus Italien, wo er einen Film drehte, sogar abgeschoben.
Gebührende Anerkennung fand der sozialkritische Joseph Losey erst mit seinem Spätwerk in den sechziger Jahren. Der internationale Durchbruch kam 1963 mit der Verfilmung von "The Servant" mit Dirk Bogarde in der Titelrolle, dem Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit Harold Pinter.
Losey verband psychologischen Tiefgang mit den Prinzipien des epischen Theaters. Filme wie "Eve", "Accident", "The Romantic Englishwoman", die das Thema des "Eindringlings” variieren, waren Welterfolge. Mit seiner klaustrophobischen Atmosphäre gilt das Spätwerk "Monsieur Klein" mit Alain Delon in der Titelrolle des Doppelgängers als der beste Film über die deutsche Besatzungszeit.
"Also, da gibt es einen Mann mit dem gleichen Namen wie du, einen Juden, der verschwunden ist und dir sein Problem aufgehalst hat."
"Wie ist der nur auf mich gekommen?"
"Hör mal, Paris ist voll von deinen Visitenkarten."
"Das ergibt doch keinen Sinn. Was erhofft der sich, dass ich seinen Platz einnehme und schweige? Nein, jemand muss auf mich böse sein. Er will mir Ärger machen, mich provozieren."
"Und warum sollte jemand auf dich böse sein?"
"Und warum nicht?"
Der als schwierig geltende Joseph Losey gehört zu den Regisseuren mit den meisten unrealisierten Projekten. Erst 1974 gelang es, "Galileo" noch ins Kino bringen. Sein lebenslanger Traum, Proust zu verfilmen, blieb bis zu seinem Tod am 22. Juni 1984 in London unerfüllt. Sein Lebenswerk sei einer beispiellosen Demütigung abgerungen, heißt es in einem Nachruf.
Joseph Losey rettete nicht nur die Ehre Hollywoods, sondern zählt zu den innovativsten Kräften des internationalen Autorenkinos.