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Das Studienfach Jura erleben

Ein Jura-Studium, das kann ein Traum oder die Hölle sein. Beim Schüler-Campus, veranstaltet von der Zeit-Stiftung und der Bucerius Law School, können sich Schüler der 12. Klassen ein realistisches Bild vom späteren Studienalltag und den Berufsmöglichkeiten verschaffen.

Von Patric Seibel | 30.07.2008
    In diesen Tagen ist es auch in der frischluftverwöhnten Hansestadt Hamburg heiß. Sehr heiß. Trotzdem sitzen 50 junge Leute den ganzen Tag lieber drinnen, statt draußen. Beim Schülercampus Jura gibt es kaum Pausen. Das Programm ist prall, der Zeitplan eng gestrickt. Das haben die Verantwortlichen ganz bewusst so geplant: die Teilnehmer sollen innerhalb einer Woche so viel wie möglich über das Fach und seine Möglichkeiten erfahren. Frauke Hamman, Programmleiterin der Zeit-Stiftung simuliert mit den Schülerinnen und Schülern den studentischen Ernstfall:

    "Wir wollen das Jurastudium ganz konkret erfahrbar machen, wir wollen ihnen Einblicke in die Studienpraxis geben wir wollen ihnen klar zeigen, welche Anforderungen im Jurastudium auf sie zukämen..."

    Auch über die Berufsmöglichkeiten erfahren die Schülerinnen und Schüler so Einiges. Beispielsweise beim Besuch bei der renommierten Anwaltskanzlei "Allen and Overy". Nach dem Vortrag eines Anwalts ist der Lübecker Gymnasiast Fahri Can Tas beeindruckt:

    "Unheimlich interessant, viel interessanter, als ich es anfangs gedacht hätte. .. das man über Sachen reden kann, die man nicht mit jedem Anwalt reden kann, die man auch nicht in der Zeitung liest, sei es Gehalt sogar, seien es finanzielle Mittel, seien es Aufstiegsmöglichkeiten etcetera."

    Auch Pia Zimmermann aus Stuttgart ist angetan von der internationalen Atmosphäre der Kanzlei - allerdings hat sie während des Referats den Eindruck bekommen, dass sich in dieser Kanzlei später einmal Karriere und Familie nicht vereinbaren lassen:

    " Das würd mich schon reizen, allerdings ist es schon schwierig für Frauen, hier einen guten Posten zu kriegen. Weil Beruf und Kind anscheinend sehr schwer zu vereinbaren sind und weil es da oft Probleme gibt..."

    Zu den Kunden der auf Wirtschafts- und Finanzfragen spezialisierten Kanzlei zählen auch Private-Equity-Unternehmen. Schnell war in der offenen Debatte das bekannte Heuschrecken-Etikett auf dem Tisch. Doch davon hält man in hier in der noblen 7. Etage mit herrlichem Blick auf den Hamburger Hafen natürlich wenig. Den 19jährige Simon Völker hat das Plädoyer des Anwalts beeindruckt:

    " Wie private Fonds arbeiten und was für eine Position der Mann dazu vertreten hat und dass er das so offen und spontan mit uns auch besprechen kann ... ne sehr interessante Art von jemandem, der wirklich Profi ist, diese liberale Wirtschaftsmeinung auch zu hören, also das ist was anderes, als das Handelsblatt zu lesen..."

    Die Schüler gewinnen vielfältige Eindrücke. Nicht nur Profis, auch aktive Jurastudierende berichten über ihren Alltag. Der kann oft frustrierend sein. Auch ein Einserabitur ist keine Garantie für einen lockeren Durchmarsch. Das Studium der Rechte verlangt über weite Strecken eine 70 Stundenwoche, Durchhaltevermögen und eine hohe Frustrationstoleranz. Projektleiterin Dr.Tatjana Matthiesen bringt die Anforderungen auf den Punkt:

    "Was viele Schüler nicht sehen ist einfach, wie viele Texte sie lesen müssen und wie viele sie auswendig lesen müssen. Man muss mit Sprache gut umgehen können, dann über analytische Fähigkeiten verfügen, aber vor allem muss man Spaß an der Sprache haben, denn so viel wie im Jura-Studium liest man in keinem anderen Studienfach..."

    Wer an der privaten Hochschule wie der Bucerius Law School angenommen wird, genießt eine intensive Betreuung. Die Studienzeit ist relativ verschult und in drei Trimester pro Jahr unterteilt. Die Gebühr beträgt 3500 Euro pro Trimester. An den staatlichen Universitäten genießt größere Freiheiten - allerdings ist dort auch das Risiko größer- den Anschluss zu verlieren, berichten die Studierenden.

    Um sich weitere Einrücke zu verschaffen, bleibt den Teilnehmern des Schülercampus noch Zeit bis Sonntag. Auf dem weiteren Programm stehen ein Besuch des Seegerichtshofes, Vorträge von renommierten Experten, Diskussionen und Arbeitsgruppen. Dabei erfahren die Teilnehmer: Ob im auswärtiges Amt, im öffentlichen Dienst, oder in den Medien: Für Juristen öffnen sich die unterschiedlichsten Berufsfelder.

    Heute Nachmittag haben die Schüler einen Termin hinter dicken Mauern: Sie besuchen die Justizvollzugsanstalt in Neumünster. Davon verspricht sich Tatjana Matthiesen bleibende Eindrücke:

    "Ich denk mir, das ist einfach plastisch in einem Gefängnis zu sein. Es wird zu keiner Begegnung kommen mit Häftlingen, aber eine Ausstellung die dort direkt angegliedert ist, die wird ein Gefühl darüber geben.."

    Der Schülercampus Jura richtet sich in erster Linie an junge Leute, die mit ihrer Entscheidungsfindung schon sehr weit sind. Simon aus Hamburg ist sich bereits jetzt sicher- für ihn ist das Studium der Rechtswissenschaften genau das Richtige, darin hat ihn der bisherige Verlauf der Woche noch bestärkt:

    "Persönlich kann man hier gute Kontakte knüpfen, wie man gerade sieht, also wir sind hier bei Allen und Overy und bekommen hier die Visitenkarten zugesteckt das ist im Prinzip unsere Eintrittskarte, wie wir in fünf Jahren unser Berufsleben gestalten werden und das ist für jeden, der hier teilnimmt unglaublich wertvoll und das würd ich jedem ans Herz legen."