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"Das Thema heißt einfach Bildung, Ausbildung, Weiterbildung, Fortbildung!"

Einstellen, entlassen und Gehalt auszahlen - das reicht schon lange nicht mehr: Human Ressource Management - oder auf deutsch Personalwesen - bedeutet heute mehr als nur Verwaltungsarbeit. Was Personaler von heute können müssen, was sie wollen und was sie an Dienstleistungen und Produkten für ihren Job brauchen - das erkundet die Branche noch bis übermorgen in Köln.

Von Sebastian Halm |
    "Man trifft hier viele unglaublich gut angezogene und gut aussehende Leute und fühlt sich wohl, dass man zu denen gehört. Das ist eine selbstbewusste Branche und man sieht, dass man in einer Gemeinschaft ist, die die gleichen Probleme und Ziele offensichtlich hat."

    Der Arbeitssoziologe und Messen-Gastredner Holger Rust bringt es auf den Punkt: In schweren Zeiten sind Branchentreffs wie die "Zukunft Personal" auch immer ein Stück weit Balsam: Man ist unter sich und versteht sich. Doch welche Probleme sind es, die Personaler fast ein Jahr nach dem Beginn der Finanzkrise in den drei ausladenden Kölner Messehallen teilen? Wo drückt der Branche der Schuh? Antworten von einigen der insgesamt 500 Aussteller in Köln:

    "Bezogen auf unser Unternehmen kann ich eigentlich nur sagen, dass dieses Jahr keine Krise war - wir hoffen natürlich, dass es weiter so positiv vorangeht."

    "Unternehmen die unter der Krise leiden, müssen sich leider mit den Themen Personalkosten und Kurzarbeit auseinandersetzen, und die Kehrseite ist, dass erfolgreiche Unternehmen leider dabei sind, ihren Personalbereich komplett anders aufzustellen, als das in der Vergangenheit der Fall war."

    "Es ist für die Personalleiter in diesem Lande immer das gleiche Thema, wir haben das Problem, dass wir zu wenig Fachkräfte in Deutschland haben - und global, mal von der Messe weg: Das Thema heißt einfach Bildung, Ausbildung, Weiterbildung, Fortbildung!"

    Dieses Thema scheinen die Veranstalter jedoch erkannt zu haben: Fast eine ganze Halle ist exklusiv mit Dienstleistern aus dem Sektor Training, Weiterbildung, E-Learning und Seminaren gefüllt. Alexander Petsch, Geschäftsführer des Messe-Veranstalters Spring-Messe Management, glaubt: Heute wollen Firmenchefs mehr als je zuvor konkrete Ergebnisse sehen, wenn sie ihren Mitarbeitern eine Weiterbildung finanzieren.

    "Happiness-Seminare sage ich mal, sind out - da werden Lösungen gefragt, die einen hohen Return-of-Investment haben, die meine Führungskräfte befähigen, ohne die Hilfe von externen Beratern die Herausforderungen zu lösen."

    Neben der ergebnisorientierten Weiterbildung sind weitere Messe-Schwerpunkte vor allem Personalsoftware, Arbeitszeiterfassung - und die Herausforderung, vor die Personalchefs durch die immer größeren Anteile von Zeitarbeitern in der Belegschaft gestellt werden:

    "Zum Beispiel ist bei der Personalsoftware natürlich Thema Kurzarbeitergeldabwicklung-, -verwaltung. Auch Bewerbermanagement: wenn ich eine größere Fülle an Bewerbern habe, wie kriege ich diese Fülle an Bewerbern in einen ordentlichen Workflow?"

    Vergangenes Jahr hatte die Zukunft Personal über 8000 Fachbesucher aus aller Welt - damit trägt sie auch zum Austausch internationaler Personalmanagement-Kultur bei, hofft Jürgen Seifert. Der Human-Ressources-Chef des Expressdienstleisters TNT hält das auch für bitter nötig. Denn was Personalpolitik angeht, schmoren die Deutschen für seinen Geschmack etwas zu sehr im eigenen Saft. Im Ausland dagegen prägen internationale Weiterbildungen und nationenübergreifende Lebensläufe die Human-Ressources-Manager, sagt Seifert.

    "Wohingegen ich sehr starke Trends in Deutschland sehe, dass man möglichst eher im eigenen Land bleiben möchte und Karriere auch eher auf das eigene Land fokussiert. Ich glaube, wir werden damit im internationalen Vergleich ein Stück weit aus der deutschen Sicht ins Hintertreffen geraten und wir sollten uns hier stärker dem Wettbewerb stellen und versuchen auch hier Mobilitäten sehr viel stärker zu intensivieren."

    Ideen, um diesen Schiefstand zu beseitigen, lassen sich hervorragend auf einer Messe generieren, glaubt Arbeitssoziologe Holger Rust. Denn die Begegnung mit den gutangezogenen und gutaussehenden Leuten ist für ihn nur ein Benefit der Zukunft Personal. Ein anderer liegt in der kreativen, dem Termindruck enthobenen Auszeit, die die Messe den Besuchern bieten kann:

    "Es gibt unglaublich viele Kleinigkeiten, die Inspirationen für den Alltag bieten. Es gibt diese Gespräche, es gibt das, was wir in den Unternehmen immer weniger haben - nämlich sich beim Kaffee zusammenzusetzen. Und sozusagen die konviviale Kultur zu pflegen, die Kaffeehauskultur zu pflegen und darüber das Thema Nummer eins, das wir haben, ins Zentrum zu stellen - und das ist unser Unternehmen!"