"So Jungs, jetzt will ich aber ein bisschen Einsatz sehen. Ein paar Hechtsprünge und Paraden."
Ein blauer Ball - etwa so groß wie ein Basketball - rollt quer über das neun mal 18 Meter große Spielfeld in der Friedrichshafener Bodensee-Sporthalle. Aus seinem Inneren ist das Klingeln vieler Metallglöckchen zu hören. Die neunte Klasse des Karl-Maybach-Gymnasiums hat Sportunterricht - doch heute stehen weder Geräteturnen noch Fußball auf dem Lehrplan, sondern Goalball.
Gespielt wird drei gegen drei - und zwar blind. Die Schüler tragen von innen verklebte Skibrillen, denn Goalball ist eigentlich eine Sportart für Sehbehinderte. Dadurch, dass sie einmal selbst Behindertensportarten ausprobieren, sollen die Schülerinnen und Schüler Berührungsängste gegenüber behinderten Menschen abbauen:
"Soll ich auch mal so rüberspielen?"
""Äh, nee. Innerhalb der Mannschaft passen ist sehr gefährlich."
Schließlich sind alle Spieler beim Goalball blind und der Ball mit seiner Füllung aus Glöckchen ziemlich schwer. Aus der kurzen Distanz davon getroffen zu werden kann ziemlich schmerzhaft sein. Deswegen tragen professionelle Goalball-Spieler stets einen Mundschutz, die Herren zusätzlich einen Tiefschutz, die Damen einen Brustpanzer.
Nebenan, auf der anderen Seite der Wand, die die Bodensee-Sporthalle in zwei Teile teilt, gibt es deutlich mehr Körperkontakt. Oder vielmehr: Rollstuhlkontakt. Denn die Schülerinnen und Schüler der Parallelklasse machen heute Bekanntschaft mit der Sportart Rollstuhlbasketball - und zuweilen auch mal mit dem Linoleumboden der Sporthalle. Wie die 15-jährige Franziska:
"Ich weiß nicht, ich bin einfach rausgefallen. Der Ball ist unter den Rollstuhl und dann bin ich halt drübergefallen."
Dass ein Rollstuhlbasketballer stürzt, kommt oft vor, erklären Uli Schmölz und Florian Fischer. Die beiden sind Profi-Rollstuhlbasketballer beim Bundesligaverein USC München und spielen auch in der Nationalmannschaft. Beide sind seit mehr als zehn Jahren querschnittsgelähmt. Damit das Spiel nach einem Sturz schnell weitergehen kann, wird jeder Rollstuhl maßgefertigt - je nach Behinderung. Uli und Florian beispielsweise schnallen sich mit so genannten Straps an ihren Rollstuhl, können also nur hin-, aber nicht aus dem Rollstuhl herausfallen.
Ein paar spezielle Vorrichtungen gibt es aber standardmäßig, beispielsweise die schräg angebrachten Räder, erklärt Thomas Stephany, der Leiter des Projekts:
"Es gibt mehrere Vorteile, der erste ist, der Stuhl ist sehr beweglich dadurch. Das heißt, man kann sich in so 'nem Stuhl deutlich schneller und besser drehen. Also, das ist sehr wichtig im Spiel, man kann da ordentlich Gas geben und zack, auf der Stelle praktisch drehen. In so 'nem Alltagsstuhl wäre das deutlich schwieriger. Da ist der Wendekreis deutlich größer und auch die Gefahr, dass man umkippt, ist deutlich höher."
Und noch etwas ist anders: Eine Art Stoßstange schützt die Füße der Rollstuhlbasketballer:
"Wir haben hier unten so ein Fußbrett mit so ner Kante, dass Ihr da Eure Füße draufstellt und die Füße hinter der Kante habt, denn, wenn Euch einer reinfährt - wenn jetzt zum Beispiel der Florian mir in die Quere kommt, dann klemmt's mir vorne die Zehen ein und das tut richtig weh. Das heißt: Wenn die Füße dahinter sind, kann Euch nix passieren. da kann man ganz locker - und das kommt oft vor - ineinanderfahren und es passiert nichts. Das einzige, was passiert: Meistens pfeift der Schiedsrichter ein Foul, das ist n bisschen blöd. Also man darf es nicht einfach so machen im Spiel."
Ansonsten funktioniert Rollstuhlbasketball genauso wie gewöhnliches Basketball: Es gibt fünf Spieler pro Mannschaft, gespielt wird vier mal zehn Minuten und auch die Körbe hängen auf der gleichen Höhe.
Das Projekt "Neue Sporterfahrung" ist eine Initiative der Deutschen Telekom. Die Kinder sollen durch eigenes Ausprobieren von Behindertensportarten Berührungsängste zu behinderten Menschen abbauen. Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes, der das Projekt neben dem Deutschen Rollstuhl-Sportverband unterstützt:
"Das Verständnis für einen Rollstuhlfahrer wird um ein Vielfaches größer sein, wenn man selbst mal in einem Rollstuhl gesessen hat. das heißt, diese praktische Lebenserfahrung, sich mit Muskelkraft sitzend weiterzubewegen und das dann in Sport und Spiel und Reaktionsschnelligkeit umzusetzen, das ist eine tolle Erfahrung, die mir immer wieder Kinder und Jugendliche in Schulen bestätigt haben, so nach dem Motto: Boa, das hätte ich nicht gedacht, dass so etwas so schwer ist."
Von Berührungsängsten ist zwischen den Schülern des Karl-Maybach-Gymnasiums und den behinderten Profi-Rollstuhlbasketballern an diesem Vormittag jedenfalls nichts zu spüren.
Ein blauer Ball - etwa so groß wie ein Basketball - rollt quer über das neun mal 18 Meter große Spielfeld in der Friedrichshafener Bodensee-Sporthalle. Aus seinem Inneren ist das Klingeln vieler Metallglöckchen zu hören. Die neunte Klasse des Karl-Maybach-Gymnasiums hat Sportunterricht - doch heute stehen weder Geräteturnen noch Fußball auf dem Lehrplan, sondern Goalball.
Gespielt wird drei gegen drei - und zwar blind. Die Schüler tragen von innen verklebte Skibrillen, denn Goalball ist eigentlich eine Sportart für Sehbehinderte. Dadurch, dass sie einmal selbst Behindertensportarten ausprobieren, sollen die Schülerinnen und Schüler Berührungsängste gegenüber behinderten Menschen abbauen:
"Soll ich auch mal so rüberspielen?"
""Äh, nee. Innerhalb der Mannschaft passen ist sehr gefährlich."
Schließlich sind alle Spieler beim Goalball blind und der Ball mit seiner Füllung aus Glöckchen ziemlich schwer. Aus der kurzen Distanz davon getroffen zu werden kann ziemlich schmerzhaft sein. Deswegen tragen professionelle Goalball-Spieler stets einen Mundschutz, die Herren zusätzlich einen Tiefschutz, die Damen einen Brustpanzer.
Nebenan, auf der anderen Seite der Wand, die die Bodensee-Sporthalle in zwei Teile teilt, gibt es deutlich mehr Körperkontakt. Oder vielmehr: Rollstuhlkontakt. Denn die Schülerinnen und Schüler der Parallelklasse machen heute Bekanntschaft mit der Sportart Rollstuhlbasketball - und zuweilen auch mal mit dem Linoleumboden der Sporthalle. Wie die 15-jährige Franziska:
"Ich weiß nicht, ich bin einfach rausgefallen. Der Ball ist unter den Rollstuhl und dann bin ich halt drübergefallen."
Dass ein Rollstuhlbasketballer stürzt, kommt oft vor, erklären Uli Schmölz und Florian Fischer. Die beiden sind Profi-Rollstuhlbasketballer beim Bundesligaverein USC München und spielen auch in der Nationalmannschaft. Beide sind seit mehr als zehn Jahren querschnittsgelähmt. Damit das Spiel nach einem Sturz schnell weitergehen kann, wird jeder Rollstuhl maßgefertigt - je nach Behinderung. Uli und Florian beispielsweise schnallen sich mit so genannten Straps an ihren Rollstuhl, können also nur hin-, aber nicht aus dem Rollstuhl herausfallen.
Ein paar spezielle Vorrichtungen gibt es aber standardmäßig, beispielsweise die schräg angebrachten Räder, erklärt Thomas Stephany, der Leiter des Projekts:
"Es gibt mehrere Vorteile, der erste ist, der Stuhl ist sehr beweglich dadurch. Das heißt, man kann sich in so 'nem Stuhl deutlich schneller und besser drehen. Also, das ist sehr wichtig im Spiel, man kann da ordentlich Gas geben und zack, auf der Stelle praktisch drehen. In so 'nem Alltagsstuhl wäre das deutlich schwieriger. Da ist der Wendekreis deutlich größer und auch die Gefahr, dass man umkippt, ist deutlich höher."
Und noch etwas ist anders: Eine Art Stoßstange schützt die Füße der Rollstuhlbasketballer:
"Wir haben hier unten so ein Fußbrett mit so ner Kante, dass Ihr da Eure Füße draufstellt und die Füße hinter der Kante habt, denn, wenn Euch einer reinfährt - wenn jetzt zum Beispiel der Florian mir in die Quere kommt, dann klemmt's mir vorne die Zehen ein und das tut richtig weh. Das heißt: Wenn die Füße dahinter sind, kann Euch nix passieren. da kann man ganz locker - und das kommt oft vor - ineinanderfahren und es passiert nichts. Das einzige, was passiert: Meistens pfeift der Schiedsrichter ein Foul, das ist n bisschen blöd. Also man darf es nicht einfach so machen im Spiel."
Ansonsten funktioniert Rollstuhlbasketball genauso wie gewöhnliches Basketball: Es gibt fünf Spieler pro Mannschaft, gespielt wird vier mal zehn Minuten und auch die Körbe hängen auf der gleichen Höhe.
Das Projekt "Neue Sporterfahrung" ist eine Initiative der Deutschen Telekom. Die Kinder sollen durch eigenes Ausprobieren von Behindertensportarten Berührungsängste zu behinderten Menschen abbauen. Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes, der das Projekt neben dem Deutschen Rollstuhl-Sportverband unterstützt:
"Das Verständnis für einen Rollstuhlfahrer wird um ein Vielfaches größer sein, wenn man selbst mal in einem Rollstuhl gesessen hat. das heißt, diese praktische Lebenserfahrung, sich mit Muskelkraft sitzend weiterzubewegen und das dann in Sport und Spiel und Reaktionsschnelligkeit umzusetzen, das ist eine tolle Erfahrung, die mir immer wieder Kinder und Jugendliche in Schulen bestätigt haben, so nach dem Motto: Boa, das hätte ich nicht gedacht, dass so etwas so schwer ist."
Von Berührungsängsten ist zwischen den Schülern des Karl-Maybach-Gymnasiums und den behinderten Profi-Rollstuhlbasketballern an diesem Vormittag jedenfalls nichts zu spüren.