Manfred Kloiber: Marcus Schuler in San Francisco, sie haben diese größte Internet-Konferenz zum Web 2.0 die vergangenen Tage für uns verfolgt. Was war Ihr Eindruck? Welche Spuren hat die Rezession hinterlassen?
Marcus Schuler: Laut Tim O'Reilly, dem Gründer und Mit-Veranstalter der Web 2.0 Expo hatte die Krise keinen Einfluss auf Ausstellung und Konferenz. Trotzdem hat man sich schon beim Titel angepasst. Denn der lautete in diesem Jahr: The Power Of Less - also frei übersetzt: Die Kraft von weniger Besucherzahlen nannte Tim O'Reilly freilich nicht, ich schätze aber, dass pro Tag sicherlich zwischen zwei- und dreitausend Besuchern da waren. Alle Panels, alle Diskussionsveranstaltungen schienen mir sehr gut besucht. Ein Besucher, der bereits im dritten Jahr dabei ist, erzählte mir, dass in etwa gleich viele Menschen da gewesen seien wie in den vergangenen Jahren, die Stimmung sei aber nicht mehr so ausgelassen gewesen. Es sei alles etwas ernster, konzentrierter zugegangen.
Kloiber: Angeblich hat Google großes Interesse am Microblogging-Dienst Twitter, der in den vergangenen Monaten enorm gewachsen ist, fast sieben Millionen Mitglieder hat er. Was ist an dem Gerücht dran?
Schuler: Dieses Gerücht hat Michael Arrington gestern in die Welt gesetzt, das ist einer der angesehensten Technologie-Blogger hier an der Westküste. Er und sein Team schreiben ausschließlich über neue Start-Ups. Dass Google mehr als nur ein wenig Interesse an Twitter hat, das ist klar. Denn Twitter ist ja nichts anderes als ein Echtzeitdienst, in den Millionen von Menschen gleichzeitig Status-Updates eingeben können. Und dank offener Schnittstellen lassen sich diese Updates auch durchsuchen. Das heißt: Möchte man wissen, was viele Menschen in diesen Minuten besonders beschäftigt, gibt einem die Twitter-Suche Auskunft darüber. Und Suche ist ja genau das Feld von Google. Ich konnte gestern mit dem Chefentwickler von Google, Vic Gundotra sprechen. Wie zu erwarten war, wollte er aber zu diesem Thema nichts sagen und verschwand nach unserem Gespräch direkt in eine Telefonkonferenz mit Google-Gründer Larry Page. Wenn Twitter tatsächlich verkauft werden sollte, dann mit Sicherheit nicht unter einer Milliarde Dollar, so hört man.
Kloiber: Welche Themen waren beherrschend? Über was wurde am meisten diskutiert?
Schuler: Hauptthema war natürlich Twitter. Viele, vor allem kleinere Unternehmen, arbeiten an Schnittstellen an so genannten APIs zu Twitter. Dadurch lassen sich die Tweets, die Nachrichten in andere Netzwerke, zum Beispiel in Facebook, MySpace oder LinkedIn automatisch einbinden. Es spielte aber auch das Thema Handy eine sehr große Rolle. Das kalifornische Start-Up Phonegap, direkt hier aus San Francisco hat den Innovationspreis gewonnen. Dank Phonegap können Entwickler Applikationen für Mobil-Telefone schreiben, die dann auf allen Handy-Plattformen, also vom Android-System über das iPhone bis zum Symbian oder Blackberry, die grundlegenden Funktionen ansprechen können. Der viel gerühmte und sehr erfolgreich App-Store von Apple, der sich an die iPhone Nutzer richtet, scheint für den Handy-Hersteller Nokia ein Vorbild zu sein. Nokia startete zur Web 2.0 Expo einen neuen Online-Store. Ovi nennt er sich. Und dort soll man sich in Zukunft jede Menge Zusatzsoftware für sein Handy herunterladen können. Unterm Strich muss man allerdings konstatieren, dass das Thema Web 2.0 sicherlich ausgereizt ist. Die Marktanteile sind vergeben, große neuartige Entwicklungen -- siehe Twitter -- die wird es wohl so schnell nicht mehr geben.
Kloiber: Auch deutsche Unternehmen, vor allem Start-Ups waren auf der Web 2.0 Expo. Wie haben die sich präsentiert?
Schuler: Außergewöhnlich selbstbewusst und sehr professionell muss man sagen. Neben den amerikanischen Unternehmen war kein anderes Land so stark präsent wie Deutschland. So hat hier die zur Axel Springer AG gehörende Internet-Vermarktungsplattform Zanox angekündigt, ihr Geschäft auf die USA stärker ausdehnen zu wollen. Das Berliner Start-Up Twinitty warb für sein virtuelles Online-Spiel, das dieser Tage aus der Beta-Phase kommt. Im Unterschied zu Second Life bewegt man sich hier mit seinem Avatar in nachgebauten realen Städten. In der Anfangsphase ist das bislang nur in Berlin möglich, später sollen London und Singapur folgen. Auch das Bundeswirtschaftsministerium sowie Berlin Partners waren mit eigenen Ständen vor Ort. Die Herren vom Bundeswirtschaftsministerium waren vor allem daran zu erkennen, dass sie als einzige weit und breit immer mit Krawatte herumliefen. Daneben sah man aber auch viele Webunternehmer aus Deutschland. So war CoreMedia aus Hamburg vertreten. CoreMedia stellt ein so genanntes Content Management System her, mit dem sich große, aufwendige Internetauftritte administrieren lassen. Aber auch so bekannte Internet-Unternehmer wie Cellity-Chef Sarik Weber, ebenfalls aus Hamburg, kamen hierher um Kontakte aufzufrischen.
Marcus Schuler: Laut Tim O'Reilly, dem Gründer und Mit-Veranstalter der Web 2.0 Expo hatte die Krise keinen Einfluss auf Ausstellung und Konferenz. Trotzdem hat man sich schon beim Titel angepasst. Denn der lautete in diesem Jahr: The Power Of Less - also frei übersetzt: Die Kraft von weniger Besucherzahlen nannte Tim O'Reilly freilich nicht, ich schätze aber, dass pro Tag sicherlich zwischen zwei- und dreitausend Besuchern da waren. Alle Panels, alle Diskussionsveranstaltungen schienen mir sehr gut besucht. Ein Besucher, der bereits im dritten Jahr dabei ist, erzählte mir, dass in etwa gleich viele Menschen da gewesen seien wie in den vergangenen Jahren, die Stimmung sei aber nicht mehr so ausgelassen gewesen. Es sei alles etwas ernster, konzentrierter zugegangen.
Kloiber: Angeblich hat Google großes Interesse am Microblogging-Dienst Twitter, der in den vergangenen Monaten enorm gewachsen ist, fast sieben Millionen Mitglieder hat er. Was ist an dem Gerücht dran?
Schuler: Dieses Gerücht hat Michael Arrington gestern in die Welt gesetzt, das ist einer der angesehensten Technologie-Blogger hier an der Westküste. Er und sein Team schreiben ausschließlich über neue Start-Ups. Dass Google mehr als nur ein wenig Interesse an Twitter hat, das ist klar. Denn Twitter ist ja nichts anderes als ein Echtzeitdienst, in den Millionen von Menschen gleichzeitig Status-Updates eingeben können. Und dank offener Schnittstellen lassen sich diese Updates auch durchsuchen. Das heißt: Möchte man wissen, was viele Menschen in diesen Minuten besonders beschäftigt, gibt einem die Twitter-Suche Auskunft darüber. Und Suche ist ja genau das Feld von Google. Ich konnte gestern mit dem Chefentwickler von Google, Vic Gundotra sprechen. Wie zu erwarten war, wollte er aber zu diesem Thema nichts sagen und verschwand nach unserem Gespräch direkt in eine Telefonkonferenz mit Google-Gründer Larry Page. Wenn Twitter tatsächlich verkauft werden sollte, dann mit Sicherheit nicht unter einer Milliarde Dollar, so hört man.
Kloiber: Welche Themen waren beherrschend? Über was wurde am meisten diskutiert?
Schuler: Hauptthema war natürlich Twitter. Viele, vor allem kleinere Unternehmen, arbeiten an Schnittstellen an so genannten APIs zu Twitter. Dadurch lassen sich die Tweets, die Nachrichten in andere Netzwerke, zum Beispiel in Facebook, MySpace oder LinkedIn automatisch einbinden. Es spielte aber auch das Thema Handy eine sehr große Rolle. Das kalifornische Start-Up Phonegap, direkt hier aus San Francisco hat den Innovationspreis gewonnen. Dank Phonegap können Entwickler Applikationen für Mobil-Telefone schreiben, die dann auf allen Handy-Plattformen, also vom Android-System über das iPhone bis zum Symbian oder Blackberry, die grundlegenden Funktionen ansprechen können. Der viel gerühmte und sehr erfolgreich App-Store von Apple, der sich an die iPhone Nutzer richtet, scheint für den Handy-Hersteller Nokia ein Vorbild zu sein. Nokia startete zur Web 2.0 Expo einen neuen Online-Store. Ovi nennt er sich. Und dort soll man sich in Zukunft jede Menge Zusatzsoftware für sein Handy herunterladen können. Unterm Strich muss man allerdings konstatieren, dass das Thema Web 2.0 sicherlich ausgereizt ist. Die Marktanteile sind vergeben, große neuartige Entwicklungen -- siehe Twitter -- die wird es wohl so schnell nicht mehr geben.
Kloiber: Auch deutsche Unternehmen, vor allem Start-Ups waren auf der Web 2.0 Expo. Wie haben die sich präsentiert?
Schuler: Außergewöhnlich selbstbewusst und sehr professionell muss man sagen. Neben den amerikanischen Unternehmen war kein anderes Land so stark präsent wie Deutschland. So hat hier die zur Axel Springer AG gehörende Internet-Vermarktungsplattform Zanox angekündigt, ihr Geschäft auf die USA stärker ausdehnen zu wollen. Das Berliner Start-Up Twinitty warb für sein virtuelles Online-Spiel, das dieser Tage aus der Beta-Phase kommt. Im Unterschied zu Second Life bewegt man sich hier mit seinem Avatar in nachgebauten realen Städten. In der Anfangsphase ist das bislang nur in Berlin möglich, später sollen London und Singapur folgen. Auch das Bundeswirtschaftsministerium sowie Berlin Partners waren mit eigenen Ständen vor Ort. Die Herren vom Bundeswirtschaftsministerium waren vor allem daran zu erkennen, dass sie als einzige weit und breit immer mit Krawatte herumliefen. Daneben sah man aber auch viele Webunternehmer aus Deutschland. So war CoreMedia aus Hamburg vertreten. CoreMedia stellt ein so genanntes Content Management System her, mit dem sich große, aufwendige Internetauftritte administrieren lassen. Aber auch so bekannte Internet-Unternehmer wie Cellity-Chef Sarik Weber, ebenfalls aus Hamburg, kamen hierher um Kontakte aufzufrischen.