Doch wie wird geredet im "Who's who peinlicher Personen"? – Übel, sarkastisch, oft ein bißchen plump und meist zu ausschweifend. Im echten "Who's who" kommt niemand über vierzig Zeilen hinaus, hier sind derart pointierte Glossen selten, etwa wenn der Spiegel-Redakteur Reinhard Mohr als jemand geoutet wird, der eigene, anonym verfaßte Kabarettexte öffentlich lobt. Das ist genau der Klatsch, den man eigentlich lesen möchte, und der nimmt nur acht Zeilen ein. Die Methode Kraus, Zitate sich selbst entlarven zu lassen, wird leider allzu häufig durch die Methode Biller ersetzt, schaumschlägerisch mit Adjektiven um sich zu werfen. Nur haarscharf schrammt der Beitrag über Biller an der Methode Biller vorbei – Polemik ist ein zweischneidiges Schwert, weswegen die Autorengruppe des Bandes Anonymität vorzieht. Zwar versammelt Klaus Bittermann als Herausgeber einen "wissenschaftlichen Beirat", aber wem welche bösen Worte entfleuchten, bleibt unkenntlich. Mindestens zwei aus dem Kreis, Wiglaf Droste und Roger Willemsen, hätten gute Karten, selbst ins Lexikon Eingang zu finden, und eigentlich ... eigentlich gehört Bittermann als erster hinein. Peinlichkeiten zu bündeln und als Buch zu verkaufen, ist – peinlich. Brigade Bittermann – üben Sie Selbstkritik!
Das Who's who peinlicher Personen
Die deutsche Publizistik hat einen Übervater, dessen Name lautet: Karl Kraus. Um genau zu sein: die deutsche Kolumnistik. Wer immer hierzulande ein Revier in Zeitungen oder Zeitschriften beansprucht, in dessen Gemarkungen er regelmäßig zum Rundumschlag anheben kann, der steht – bewußt oder unbewußt – in der Tradition des intellektuellen Wiener Schmäh. Bloß: Wiener sind sie alle nicht, die Gremlitzas und Billers dieser Welt, weswegen ihre Verbalinjurien meist tatsächlich wie ebensolche klingen, der Beschimpfung näher als dem Schmäh, und Schmäh ist etwas Besonderes. Ganz oben auf jede Beleidigung packt er eine so große Portion Schlagsahne, daß darunter jede Gegenwehr erstickt. Die deutsche Kolumnistik hat also nicht nur einen Übervater, sondern auch ein Problem. Es ist ihre ungebremste Aggressivität, die nicht milder wird, wenn man sie mit dem Wörtchen "Polemik" verziert. Irgendwie klappt der Sex nicht; will sich hierzulande Humor mit Empörungslust paaren, kommt immer Empörung raus.
Doch wie wird geredet im "Who's who peinlicher Personen"? – Übel, sarkastisch, oft ein bißchen plump und meist zu ausschweifend. Im echten "Who's who" kommt niemand über vierzig Zeilen hinaus, hier sind derart pointierte Glossen selten, etwa wenn der Spiegel-Redakteur Reinhard Mohr als jemand geoutet wird, der eigene, anonym verfaßte Kabarettexte öffentlich lobt. Das ist genau der Klatsch, den man eigentlich lesen möchte, und der nimmt nur acht Zeilen ein. Die Methode Kraus, Zitate sich selbst entlarven zu lassen, wird leider allzu häufig durch die Methode Biller ersetzt, schaumschlägerisch mit Adjektiven um sich zu werfen. Nur haarscharf schrammt der Beitrag über Biller an der Methode Biller vorbei – Polemik ist ein zweischneidiges Schwert, weswegen die Autorengruppe des Bandes Anonymität vorzieht. Zwar versammelt Klaus Bittermann als Herausgeber einen "wissenschaftlichen Beirat", aber wem welche bösen Worte entfleuchten, bleibt unkenntlich. Mindestens zwei aus dem Kreis, Wiglaf Droste und Roger Willemsen, hätten gute Karten, selbst ins Lexikon Eingang zu finden, und eigentlich ... eigentlich gehört Bittermann als erster hinein. Peinlichkeiten zu bündeln und als Buch zu verkaufen, ist – peinlich. Brigade Bittermann – üben Sie Selbstkritik!