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Daseinszweck gesucht

Forschungspolitik. – Die 15 deutschen Großforschungseinrichtungen befinden sich in einem langwierigen und mitunter selbstquälerischen Prozess der Neuorientierung. Derzeit machen die Zentren mit ihren unzähligen Forschungsfeldern und Instituten eine erneute Evaluierung durch, diesmal allerdings themenorientiert. Zwei Themenschwerpunkte der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren haben diese Prüfung auf Herz und Nieren bereits überstanden: Energietechnik sowie Erde und Umwelt.

    Von allen deutschen Forschungsorganisationen hat die Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren wohl den meisten Gegenwind zu verkraften. Der Grund liegt schlicht darin, dass viele der Zentren mit den Jahren ihren ursprünglichen Forschungsauftrag verloren haben und sich auf der Suche nach Alternativen in Gemischtwarenläden der Wissenschaft verwandelt haben. So wird die Nukleartechnik und –wissenschaft, die an der Wiege einer ganzen Reihe von Zentren stand, inzwischen geradezu verleugnet. Manche Einrichtungen wie die das GKSS-Forschungszentrum in Geesthacht bei Hamburg haben immer noch kein richtiges Ersatzkonzept gefunden, andere wie das Forschungszentrum Jülich bietet eine Palette, die an Breite kaum noch zu überbieten ist.

    Nicht zuletzt auf Druck des Bundesforschungsministeriums hat daher eine Inspektion der HGF eingesetzt. Erstes Resultat ist eine Umgestaltung der Organisation von einem losen Verbund souveräner Forschungszentren zu einem straffer organisierten Verband, der insgesamt definiert, auf welchen Feldern man tätig wird. Zwei dieser Felder haben jetzt die zweite Stufe der Evaluierung abgeschlossen. In den Feldern Energie sowie Erde und Umwelt haben externe Experten jetzt die Spreu vom Weizen getrennt. HGF-Präsident Professor Walter Kröll: "Diese Evaluation hat den Programmen exzellente Qualität und Relevanz bescheinigt, mit den gewünschten Differenzierungen." So hat beispielsweise der Teilbereich regenerative Energien einen Mittelzuwachs von 20 Prozent bewilligt bekommen, während das Großprojekt der Fusionsforschung abspecken muss. Eins ist jedoch jetzt schon klar: auch die Evaluierung wird die HGF nicht davor bewahren, unter den Zwängen der bundesdeutschen Finanzpolitik zu leiden. Beispiel ist das Höhenflugzeug Halo, das von Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn bereits bewilligt war und jetzt wegen der plötzlichen Forderung des Ministeriums nach einer Finanz-Beteiligung der HGF zumindest von Verzögerungen bedroht ist.

    [Quelle: Frank Grotelüschen]