Für ein paar Informationen, wenige Euro oder Bonuspunkte geben wir unsere Daten sogar freiwillig her, und schon sind wir hilflose Opfer der allgegenwärtigen Datenkraken. Ein besonders hinterhältiges Konzept hat die von Marc Elsberg erdachte Internetfirma Freeme entwickelt. Sie gibt vor, ihren Nutzern die Macht über ihre Daten zurückzugeben. Indem sie den Wert der persönlichen Daten offenlegt, schafft sie eine neue Hierarchie. Wer unten steht, dessen Daten sind nicht viel wert. Aber das lässt sich ändern, denn Freeme bietet eine hilfreiche Ratgeber-App an. Auf dem Mobiltelefon oder gleich auf der Datenbrille, teilt sie dem User mit, wie er sich am besten verhalten soll. Vor allem junge Menschen machen freiwillig mit und folgen gerne den Ratschlägen zur „Selbstverbesserung". Sie lassen sich via App von Freeme fernsteuern.
Marc Elsberg hat in seinem Thriller „Zero" den Big Brother von 1984 neu erfunden. Statt einem alles überwachenden Staat sind es die Herrscher des Internets, die das Leben kontrollieren. Und die Welt, die er beschreibt, scheint der unsrigen gar nicht so fern. Google weiß, wie sich die Grippe ausbreitet, Amazon gibt vor, welchen Film ich unbedingt sehen muss, und Facebook empfiehlt mir, mit wem ich mich anfreunden sollte. Zum Glück aber gibt es „Zero", eine kleine Gemeinschaft von Internetaktivisten, die den Kampf mit den Datenkraken aufnimmt.
Marc Elsberg beschreibt ein Szenario, dass längst begonnen hat. Dennoch scheinen einige Einzelheiten unrealistisch. So erinnern die Live-Schalten im Internet eher an eine überdrehte Fernsehshow. Alle schauen anscheinend die gleichen Bilder, dabei ist genau das seit dem Siegeszug des Internets vorbei. Das Buch drängt Richtung Verfilmung. Die Charaktere werden nur grob umrissen, und einige Orte wirken wie Filmkulissen. Die Stakkato-Sprache, die das Buch auch jenseits der Internetzitate prägt, ist gewöhnungsbedürftig und manche Sprachbilder äußerst schräg. Sprachästheten dürfen sich über Firmen wundern, die „wie Pilze aus dem Internet schießen." Aber bei einem Internet-Thriller ist das verzeihlich. Auf die Spannung kommt es an – und die bietet Marc Elsberg nicht zu knapp.