Gegen Ende von Aufführung und Roman, wenn das "Reich der Tiere", die Dath in seinem Roman die Gente nennt, schon wieder untergegangen ist, tritt Cordula Späth in Erscheinung. Diese Komponistin, die seit seinem ersten Roman als fixe Chiffre durch Daths Literatur geistert, wird über den Charakter der Musik als Metasprache befragt. Man ahnt, dass Dath, der in seinen opulenten Textwucherungen Zivilisationen untergehen und neue entstehen lässt, von Tieren fabuliert, die sich mannigfaltig Gestalt geben können, in der Welt von Cordula Späth eine Erlösung sucht. Nach planetarischen Migrationsbewegungen und anderen großsprecherischen Umwälzungsprozessen und trotz aller metaphorischer und allegorischer Anspielungen und reichhaltigen Bezüglichkeiten, ist die Sprache mit sich selbst am Ende. Daths Roman, ja das wäre was, wenn er gleich Musik wäre. Der Aufbau in vier Sätzen – mit dem Allegro Moderato des Anfangs legt dies von vornherein nahe.
Auf dem Theater steht die Cellistin Boram Lie mit ihrem Zirpen, Kratzen, mit ihrem melancholischen Legato für die wortlose Sprache. Sie begleitet vier Akteure in einer absolut kindgerechten, naiv bunten Version der Tiergeschichte: Pappaufsteller in Löwen-, Wolf- und Dachsgestalt stehen vor einer bunten Comiclandschaft. In ihren Gesichtern lassen sich Aussparungen für die Akteure öffnen, die ihrerseits keine Scheu haben vor plakativem Zirp- Gurr und Gröllauten. Jörg Pose spielt dabei die zentrale Figur des Löwen Cyrus Golden:
"Es ist aus. Wenn diese Geschöpfe bei uns einfallen, diese Keramikaner, Keramikungeheuer aus dem Dschungel. Dschungelzeug, Gewürm."
Die Tiere, selbst auf Umweltverträglichkeit und Aggressionslosigkeit optimierte Produkte der eigenen Gentechnik, werden bedroht von einer neuen Spezies, einer Fusion aus Mensch und Maschine. Sie müssen auf Mars und Venus ausweichen. Von ihrer Zivilisation bleiben zwei Geschöpfe, eine Prinzessin und ein Prinz. Dass es sich bei ihnen um der Fabulierlust des Autors entsprungene Wiedergänger von Adam und Eva handeln muss, mit deren Rückkehr auf die Erde ein neuer Seins-Zyklus beginnt, lässt die Aufführung nicht im Ansatz ahnen. Ebenso wenig wie andere Metaphern, die aus dem lustig vor sich hindelirierenden Text des Autors hervorschimmern. Die lustig-fröhliche Theaterversion reduziert den Roman, aber sie erhellt ihn nicht und wer ihn nicht gelesen hat, muss im Theater ziemlich ratlos bleiben.
Die neue Dramaturgie des Deutschen Theatersbeweist seit ihrem Start in die neue erste Spielzeit einen unübersehbaren Hang zum Trendigen und zu Modethemen, der sie sich zudem mit erschütternder Naivität annähert. Sie entreißt den großen dramatischen Werken ihren poetischen Kern und verflacht sie auf dünnes Mainstream-Niveau, und sie hievt Roman-Monster auf die Bühne, ohne in ihnen dramatisches Material zu entdecken. Ein Manko vieler Literaturtheatralisierungen.
Auch am Deutschen Theater setzt sich mit der "Abschaffung der Arten" Dietmar Daths kuriose Theaterkarriere fort. Offensichtlich erscheint vielen deutschen Theatermachern seine mit Erkenntnissen aus Naturwissenschaften angereicherte, nunmehr auf Suhrkamp-Niveau hochgejazzte Subkultur als Garantie für Gegenwartshaltigkeit: Da wir uns offensichtlich an einer Zeitenwende befinden, will man den intellektuellen Aufbruch in neue disziplinenüberschreitende Weltdarstellungsmodelle nicht verpassen, ruft ihn als neuen Rainald Goetz aus, als literarischen Schamanen. Dabei scheinen Daths Texte wie Lehman-Zertifikate zu Beginn des letzten Booms zu funktionieren: Sie sind hoch spekulativ, zu kompliziert, um sie völlig zu begreifen, und versprechen dank ihrer ungehemmt wuchernder Zeichensysteme ungeahnten Zugewinn.
Auf dem Theater steht die Cellistin Boram Lie mit ihrem Zirpen, Kratzen, mit ihrem melancholischen Legato für die wortlose Sprache. Sie begleitet vier Akteure in einer absolut kindgerechten, naiv bunten Version der Tiergeschichte: Pappaufsteller in Löwen-, Wolf- und Dachsgestalt stehen vor einer bunten Comiclandschaft. In ihren Gesichtern lassen sich Aussparungen für die Akteure öffnen, die ihrerseits keine Scheu haben vor plakativem Zirp- Gurr und Gröllauten. Jörg Pose spielt dabei die zentrale Figur des Löwen Cyrus Golden:
"Es ist aus. Wenn diese Geschöpfe bei uns einfallen, diese Keramikaner, Keramikungeheuer aus dem Dschungel. Dschungelzeug, Gewürm."
Die Tiere, selbst auf Umweltverträglichkeit und Aggressionslosigkeit optimierte Produkte der eigenen Gentechnik, werden bedroht von einer neuen Spezies, einer Fusion aus Mensch und Maschine. Sie müssen auf Mars und Venus ausweichen. Von ihrer Zivilisation bleiben zwei Geschöpfe, eine Prinzessin und ein Prinz. Dass es sich bei ihnen um der Fabulierlust des Autors entsprungene Wiedergänger von Adam und Eva handeln muss, mit deren Rückkehr auf die Erde ein neuer Seins-Zyklus beginnt, lässt die Aufführung nicht im Ansatz ahnen. Ebenso wenig wie andere Metaphern, die aus dem lustig vor sich hindelirierenden Text des Autors hervorschimmern. Die lustig-fröhliche Theaterversion reduziert den Roman, aber sie erhellt ihn nicht und wer ihn nicht gelesen hat, muss im Theater ziemlich ratlos bleiben.
Die neue Dramaturgie des Deutschen Theatersbeweist seit ihrem Start in die neue erste Spielzeit einen unübersehbaren Hang zum Trendigen und zu Modethemen, der sie sich zudem mit erschütternder Naivität annähert. Sie entreißt den großen dramatischen Werken ihren poetischen Kern und verflacht sie auf dünnes Mainstream-Niveau, und sie hievt Roman-Monster auf die Bühne, ohne in ihnen dramatisches Material zu entdecken. Ein Manko vieler Literaturtheatralisierungen.
Auch am Deutschen Theater setzt sich mit der "Abschaffung der Arten" Dietmar Daths kuriose Theaterkarriere fort. Offensichtlich erscheint vielen deutschen Theatermachern seine mit Erkenntnissen aus Naturwissenschaften angereicherte, nunmehr auf Suhrkamp-Niveau hochgejazzte Subkultur als Garantie für Gegenwartshaltigkeit: Da wir uns offensichtlich an einer Zeitenwende befinden, will man den intellektuellen Aufbruch in neue disziplinenüberschreitende Weltdarstellungsmodelle nicht verpassen, ruft ihn als neuen Rainald Goetz aus, als literarischen Schamanen. Dabei scheinen Daths Texte wie Lehman-Zertifikate zu Beginn des letzten Booms zu funktionieren: Sie sind hoch spekulativ, zu kompliziert, um sie völlig zu begreifen, und versprechen dank ihrer ungehemmt wuchernder Zeichensysteme ungeahnten Zugewinn.