DDR-Außenminister Oskar Fischer
Zu den Realitäten "gehört die Existenz zweier souveräner deutscher Staaten"

29. September 1989. DDR-Außenminister Oskar Fischer vor der UNO:

    Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (r) und DDR-Außenminister Oskar Fischer (l) begrüßen sich per Handschlag am Rande der UNO-Vollversammlung am 27.09.1989
    Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (r) und DDR-Außenminister Oskar Fischer (l) am Rande der UNO-Vollversammlung am 27.09.1989 (picture alliance/dpa/epa)
    "Nicht die Unterschiedlichkeit der sozialen Systeme macht den Bau des europäischen Hauses problematisch. Das Wettrüsten, die aufrecht erhaltene militärische Bedrohung und neuerdings verstärkte Versuche, den Sozialismus als Gesellschaftsordnung zu beseitigen, behindern dies. Das Deutsche Reich ist als Folge seiner Aggressionspolitik 1945 untergegangen. Zu den europäischen Realitäten gehört seither die Existenz zweier souveräner deutscher Staaten. Grenzen in Zweifel zu ziehen oder sich unter dem Deckmantel der Humanität unter Verletzung der Hoheitsrechte anderer Staaten eine sogenannte Obhutspflicht für deren Bürger anzumaßen, muss Konflikte provozieren, die Zusammenarbeit im Herzen Europas untergraben, sogar den Frieden gefährden."