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DDR-Doping
SED-Hardliner soll Thüringer Skiverband leiten

Mit dem dreimaligen DDR-Olympiasieger in der Nordischen Kombination, Ulrich Wehling, wird ein schwer belasteter Altkader neuer Geschäftsführer des Thüringer Skiverbandes. Wehling war in das staatliche Dopingsystem der DDR eingebunden und arbeitete mit der Stasi zusammen. Anti-Doping-Kämpfer und der Doping-Opfer-Hilfe-Verein sind entsetzt.

Von Thomas Purschke |
    Ulrich Wehling wird zum 1. Dezember 2016 neuer Geschäftsführer des Thüringer Skiverbandes.
    Ulrich Wehling wird zum 1. Dezember 2016 neuer Geschäftsführer des Thüringer Skiverbandes. (imago - Kosecki)
    Der 64-jährige dreimalige DDR-Olympiasieger in der Nordischen Kombination, Ulrich Wehling, wird zum 1. Dezember neuer Geschäftsführer des Thüringer Skiverbandes. Die Chefpersonal-Fluktuation im Landes-Skiverband ist derzeit hoch. Wehlings Vorgänger Tobias Grosse, der erst seit Februar den Job angetreten hatte, bat aus privaten Gründen um die Aufhebung seines Vertrages.
    Erst im September war der seit einem Jahr im Amt befindliche Präsident des Thüringer Skiverbandes, Gerd Siegmund, aus beruflichen und privaten Gründen zurückgetreten.
    Ins staatliche Dopingsystem eingebunden
    Der SED-Hardliner Wehling, der in der DDR zum stellvertretenden Generalsekretär des Skiverbandes aufstieg, war als Verantwortlicher für den Leistungssport in das staatliche Dopingsystem eingebunden. Er trug Repressionen gegen Trainer und Sportler mit, die sich weigerten, Dopingmittel zu verabreichen beziehungsweise einzunehmen.
    Nach dem Mauerfall wurde Wehling Ostbeauftragter des Deutschen Skiverbandes. 1992 wechselte er zum Weltverband FIS, weil er im Deutschen Skiverband wegen der öffentlichen Dopingvorwürfe "nicht mehr zu halten" war, wie der damalige DSV-Sportdirektor Helmut Weinbuch einräumte.
    Der couragierte frühere Thüringer Langlauftrainer und Anti-Doping-Kämpfer Henner Misersky hält es "für eine skandalöse und ignorante Entscheidung, einen hochbelasteten DDR-Sportfunktionär ausgerechnet in Thüringen zu beschäftigen".
    Stasivergangenheit wurde 2007 bekannt
    Bei der am Modell des DDR-Sports erfolgenden Neuausrichtung des im Abwärtstrend befindlichen steuerfinanzierten Sports in Deutschland sei es symptomatisch, diesen Ex-Funktionär wieder in Position zu bringen. 2007 wurde zudem Wehlings Stasi-Vergangenheit bekannt.
    Laut den Akten hatte Wehling einige Jahre bereitwillig und ohne Zwang, willentlich und wissentlich mit der Stasi zusammengearbeitet und auch über Personen informiert, was er vehement abstritt. 2012 schied Wehling beim Weltskiverband als Renndirektor aus.
    Die Vorsitzende des Doping-Opfer-Hilfe-Vereines in Berlin, Ines Geipel, kritisiert die Personalentscheidung pro Wehling heftig: "Es reicht mit dem sportpolitischen Absurdistan in Thüringen, wo ja schon genug belastete Leute, allen voran der Hauptgeschäftsführer des Landessportbundes, Rolf Beilschmidt, unterwegs sind. Wo soll das noch hinführen?"