Am Ende angekommen, genauer da, wo der Glaube an die DDR eigentlich seinen historischen Ausgangspunkt genommen haben müsste, steht eine Atempause, ein Fragezeichen, eine Ratlosigkeit. Der Blick zurück auf 40 Jahre DDR- Geschichte ging am Gorki-Studio gegenchronologisch vor sich, erforschte also zunächst die jüngste Geschichte, um in den Anfangsjahren anzukommen, einer Zeit, die mit Johannes R. Becher im zweiten Teil des Titels des Glaube 2 Projekts gemeint war: "… Und der Zukunft zugewandt ...". Solchermaßen in die Zange genommen vom skeptisch ernüchterten Rückblick und der ratlos pathetischen Gründungslyrik des Johannes R. Becher erscheint die DDR tatsächlich historisch zu implodieren. "Ja ... DDR ... DDR ... " sagte eine der Befragten in der Videoinstallation von Sven Mundt.
Die langen Pausen zwischen den Worten markieren die Ratlosigkeit der Erinnerung gegenüber seinem sich verflüchtigenden Gegenstand. Vielleicht ist "Ostalgie" manchmal eine kollektive Verständigung auf eine Wehmut über eine doppelte Abwesenheit: Der Staat ist weg, und die Erinnerung blaß. Man darf in diesen Tagen, zumal das Gorki-Theater seine Reihe mit Texten, Veranstaltungen und Kommentaren in seine Glaubens-Trilogie gestellt hat, vermuten, dass dieser Glaube eben von ganz anderer Art war, als derjenige, den man jetzt anlässlich der Papstbegräbnisfeierlichkeiten entgegen aller säkularisierten Routinen wieder aufgeflammt sieht, befeuert von der neuen Verbindung der uralten katholischen Zeichen-Pracht mit der neuzeitlichen Macht der Massenmedien.
Ist es nicht gerade das Fehlen mächtiger konsensfähiger Zeichen und Rituale, das es der DDR so schwer macht, als Gegenstand der Erinnerung zu überleben? Das Schöne an der Versuchsreihe am Gorki-Studio war, dass sie sich in einer von Bildern beherrschten Welt an Texte und Literaturen hielt – an Erwin Strittmatter und Peter Hacks, Stefan Heym und Heiner Müller und viele anderen, die allesamt, das war die Absprache, im immer gleichen Dekor nach drei Tagen vorführungsreif sein mussten. Und durch die eben nicht ästhetisch überformten Theater-Rohstoff schimmerte umso deutlicher der Kontext ihrer Entstehungen. Wobei immer wieder in der historischen Rückschau Brüche in der Verständigung von Text und Publikum deutlich wurden. Was lachen lässt, was berührt, hat sich naturgemäß radikal verändert.
Vom Fortschrittsoptimismus in den 50er Jahren über die sogenannte Traktorenlyrik, die die Bitterfelder Konferenz von 1959 den Literaten auferlegte bis zur kruden Zensur nach dem 11. Plenum des ZK der SED 1965 führten unter anderem die drei Monate DDR-Nachlese. Die "Eiszeit" parodierte Annett Gröschner zum Start der "Glaube 2"- Reihe mit der Theaterversion ihres Romas "Moskauer Eis". Beendet wurde die 40-teilige Veranstaltung gestern Abend mit der szenischen Lesung der "Tage der Commune", die Bertolt Brecht nicht, wie gehofft zum 80. Jahretag der Pariser Commune, also 1951 inszenieren konnte, da die SED das Stück als zu "subjektivistisch" abgelehnt hatte.
Wo Autoren, in ihrem Kampf mit der DDR-Kulturpolitik, doppelte Böden einzogen, paraphrasierten, tricksten und täuschten, kann der Zuschauer einer heillos permissiven Welt der Beliebigkeiten heute natürlich nicht immer in der Retrospektive erkennen. Andererseits waren einige Abende im Gorki-Studio auch vom simplen Spaß an der einfachen Wiederbegegnung mit längst nicht mehr gespielten Autoren getragen – und also auch umhaucht von Ostalgie.
Vielleicht ist die DDR, eingefasst von der Bibelkunde im ersten Teil und der nun anstehenden Fundamentalismusreflexion im "Glauben 3" am Gorki-Theater - quasi als der protestantisch unsinnliche und vertextete Part der Trilogie - für heutige Glaubenssehnsüchte nicht bunt genug, um in die Gegenwart hineinzustrahlen. Aber jeder, der heute Alternativen sucht zur fatalen Macht des Gegenwärtigen, konnte immerhin die Gewissheit in die Erosion selbst bleischwerer Verhältnisse wiedergewinnen. Was bleibt, ist für die Meisten, das Private. "Was bedeutete ihnen die DDR" fragte Sven Mundt: "Eigentlich mein Zuhause" lautet die Antwort im zeitgenössischen Interview.
Die langen Pausen zwischen den Worten markieren die Ratlosigkeit der Erinnerung gegenüber seinem sich verflüchtigenden Gegenstand. Vielleicht ist "Ostalgie" manchmal eine kollektive Verständigung auf eine Wehmut über eine doppelte Abwesenheit: Der Staat ist weg, und die Erinnerung blaß. Man darf in diesen Tagen, zumal das Gorki-Theater seine Reihe mit Texten, Veranstaltungen und Kommentaren in seine Glaubens-Trilogie gestellt hat, vermuten, dass dieser Glaube eben von ganz anderer Art war, als derjenige, den man jetzt anlässlich der Papstbegräbnisfeierlichkeiten entgegen aller säkularisierten Routinen wieder aufgeflammt sieht, befeuert von der neuen Verbindung der uralten katholischen Zeichen-Pracht mit der neuzeitlichen Macht der Massenmedien.
Ist es nicht gerade das Fehlen mächtiger konsensfähiger Zeichen und Rituale, das es der DDR so schwer macht, als Gegenstand der Erinnerung zu überleben? Das Schöne an der Versuchsreihe am Gorki-Studio war, dass sie sich in einer von Bildern beherrschten Welt an Texte und Literaturen hielt – an Erwin Strittmatter und Peter Hacks, Stefan Heym und Heiner Müller und viele anderen, die allesamt, das war die Absprache, im immer gleichen Dekor nach drei Tagen vorführungsreif sein mussten. Und durch die eben nicht ästhetisch überformten Theater-Rohstoff schimmerte umso deutlicher der Kontext ihrer Entstehungen. Wobei immer wieder in der historischen Rückschau Brüche in der Verständigung von Text und Publikum deutlich wurden. Was lachen lässt, was berührt, hat sich naturgemäß radikal verändert.
Vom Fortschrittsoptimismus in den 50er Jahren über die sogenannte Traktorenlyrik, die die Bitterfelder Konferenz von 1959 den Literaten auferlegte bis zur kruden Zensur nach dem 11. Plenum des ZK der SED 1965 führten unter anderem die drei Monate DDR-Nachlese. Die "Eiszeit" parodierte Annett Gröschner zum Start der "Glaube 2"- Reihe mit der Theaterversion ihres Romas "Moskauer Eis". Beendet wurde die 40-teilige Veranstaltung gestern Abend mit der szenischen Lesung der "Tage der Commune", die Bertolt Brecht nicht, wie gehofft zum 80. Jahretag der Pariser Commune, also 1951 inszenieren konnte, da die SED das Stück als zu "subjektivistisch" abgelehnt hatte.
Wo Autoren, in ihrem Kampf mit der DDR-Kulturpolitik, doppelte Böden einzogen, paraphrasierten, tricksten und täuschten, kann der Zuschauer einer heillos permissiven Welt der Beliebigkeiten heute natürlich nicht immer in der Retrospektive erkennen. Andererseits waren einige Abende im Gorki-Studio auch vom simplen Spaß an der einfachen Wiederbegegnung mit längst nicht mehr gespielten Autoren getragen – und also auch umhaucht von Ostalgie.
Vielleicht ist die DDR, eingefasst von der Bibelkunde im ersten Teil und der nun anstehenden Fundamentalismusreflexion im "Glauben 3" am Gorki-Theater - quasi als der protestantisch unsinnliche und vertextete Part der Trilogie - für heutige Glaubenssehnsüchte nicht bunt genug, um in die Gegenwart hineinzustrahlen. Aber jeder, der heute Alternativen sucht zur fatalen Macht des Gegenwärtigen, konnte immerhin die Gewissheit in die Erosion selbst bleischwerer Verhältnisse wiedergewinnen. Was bleibt, ist für die Meisten, das Private. "Was bedeutete ihnen die DDR" fragte Sven Mundt: "Eigentlich mein Zuhause" lautet die Antwort im zeitgenössischen Interview.