Beim alteingesessenes Pharmaunternehmen Merck läuft in der Forschungsabteilung ohne die Gentechnik nichts mehr. Und auch außerhalb der Labore hat sie längst Fuß gefasst, meint Merck-Wissenschaftler Professor Siegfried Neumann: "Die Zukunft hat längst angefangen. Wer von Ihnen heute zum Arzt geht und gegen Hepatitis immunisiert wird, der bekommt mit hoher Wahrscheinlichkeit einen rekombinanten Impfstoff gegen Hepatitis A und B. Wir sind alle schon Nutznießer dieser Entwicklungen."
Von Bakterien produzierte Wirkstoffe sind aber erst der Anfang. Inzwischen sind schon zwölf therapeutische Antikörper zugelassen, die ganz gezielt in die molekulare Details der Krankheitsprozesse eingreifen und so beispielsweise bei bestimmen Formen des Brustkrebses oder der Leukämie die Überlebenschancen deutlich steigern. Geld verdient wird damit allerdings in den USA, Deutschland ist beim Run auf die Genpatente zu spät gestartet, um hier wirklich mithalten zu können. In der nächsten Forschungsphase, wenn es um die Analyse der Genfunktion geht, werden die Karten aber neu gemischt.
Trotz aller Vorschusslorbeeren für die Genomforschung, ganz neuartige Wirkstoffe werden noch 10 bis 15 Jahre auf sich warten lassen. Viel schneller schreitet die Entwicklung von Gentests voran, die eine Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten vorhersagen können. Menschen mit entsprechendem Risiko können dadurch gezielt beraten werden. Gentests können aber auch ein zweischneidige Sache sein. Was macht der Patient, der erfährt, dass sein Tumor nicht auf die Behandlung ansprechen wird? Wie geht ein Zwanzigjähriger mit dem Wissen um, dass er mit 60-prozentiger Wahrscheinlichkeit früh an Alzheimer erkranken wird? Professor André Rosenthal, der selbst am Genomprojekt beteiligt war und inzwischen die Firma Metagen leitet, fordert die Gesellschaft auf, sich der Herausforderung Gentechnologie zu stellen: "Wir müssen lernen, über die Prophylaxe mit diesen Wahrscheinlichkeitsaussagen umzugehen. Hier ist eine grundsätzliche Neuorientierung von Bildung erforderlich." Davon ist man nach seiner Einschätzung in Deutschland weit entfernt. Schon die Gentechnik wurde nur zögernd angenommen, die Genomforschung ist nach wie vor umstritten und jetzt sieht der Genforscher bei der Diskussion um die embryonalen Stammzellen das gleiche Verhaltensmuster. Rosenthal wiest auf die wirtschaftlichen Folgen hin: "Wenn wir zwei bis drei Jahre für eine öffentliche Diskussion brauchen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir in zehn, 20 oder 30 Jahren milliardenschwere Lizenzen zahlen müssen."
Deutschland diskutiert, während andere verdienen. Diese Einschätzung wurde von allen Vertretern der Biotechnologiebranche auf dem Podium in Berlin geteilt. Im Publikum allerdings gab es Protest. Der Streit um neue Technologien lässt sich nicht vermeiden, meint auch Professor Hubert Markl, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft: "Wenn es diesen Streit nicht gibt, dann würde auch der Konsens, der erreicht werden wird, nicht tragfähig sein."
[Quelle: Volkart Wildermuth]
Von Bakterien produzierte Wirkstoffe sind aber erst der Anfang. Inzwischen sind schon zwölf therapeutische Antikörper zugelassen, die ganz gezielt in die molekulare Details der Krankheitsprozesse eingreifen und so beispielsweise bei bestimmen Formen des Brustkrebses oder der Leukämie die Überlebenschancen deutlich steigern. Geld verdient wird damit allerdings in den USA, Deutschland ist beim Run auf die Genpatente zu spät gestartet, um hier wirklich mithalten zu können. In der nächsten Forschungsphase, wenn es um die Analyse der Genfunktion geht, werden die Karten aber neu gemischt.
Trotz aller Vorschusslorbeeren für die Genomforschung, ganz neuartige Wirkstoffe werden noch 10 bis 15 Jahre auf sich warten lassen. Viel schneller schreitet die Entwicklung von Gentests voran, die eine Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten vorhersagen können. Menschen mit entsprechendem Risiko können dadurch gezielt beraten werden. Gentests können aber auch ein zweischneidige Sache sein. Was macht der Patient, der erfährt, dass sein Tumor nicht auf die Behandlung ansprechen wird? Wie geht ein Zwanzigjähriger mit dem Wissen um, dass er mit 60-prozentiger Wahrscheinlichkeit früh an Alzheimer erkranken wird? Professor André Rosenthal, der selbst am Genomprojekt beteiligt war und inzwischen die Firma Metagen leitet, fordert die Gesellschaft auf, sich der Herausforderung Gentechnologie zu stellen: "Wir müssen lernen, über die Prophylaxe mit diesen Wahrscheinlichkeitsaussagen umzugehen. Hier ist eine grundsätzliche Neuorientierung von Bildung erforderlich." Davon ist man nach seiner Einschätzung in Deutschland weit entfernt. Schon die Gentechnik wurde nur zögernd angenommen, die Genomforschung ist nach wie vor umstritten und jetzt sieht der Genforscher bei der Diskussion um die embryonalen Stammzellen das gleiche Verhaltensmuster. Rosenthal wiest auf die wirtschaftlichen Folgen hin: "Wenn wir zwei bis drei Jahre für eine öffentliche Diskussion brauchen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir in zehn, 20 oder 30 Jahren milliardenschwere Lizenzen zahlen müssen."
Deutschland diskutiert, während andere verdienen. Diese Einschätzung wurde von allen Vertretern der Biotechnologiebranche auf dem Podium in Berlin geteilt. Im Publikum allerdings gab es Protest. Der Streit um neue Technologien lässt sich nicht vermeiden, meint auch Professor Hubert Markl, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft: "Wenn es diesen Streit nicht gibt, dann würde auch der Konsens, der erreicht werden wird, nicht tragfähig sein."
[Quelle: Volkart Wildermuth]