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Debatte um die Nachfolge von Jean-Claude Juncker

Sieben Jahre lang war der Luxemburger Jean-Claude Juncker Chef der Eurogruppe. Die Suche nach einem Nachfolger gestaltet sich schwierig. Zwar ist der Posten einflussreich, doch für ein Nebenamt auch mit sehr viel Arbeit verbunden.

Von Aglaia Dane |
    Das Amt des Eurogruppenchefs ist nicht vergnügungssteuerpflichtig, hat Jean-Claude Juncker einmal gesagt. Für den Luxemburgischen Premierminister ist klar, dass er den Job nicht weitermachen will.

    "Ich habe nicht die Absicht noch mal für zweieinhalb Jahre Präsident der Eurogruppe zu sein. Ich pack' das einfach nicht mehr. So einfach ist das."

    Die Aufgaben des Eurogruppenchefs sind nicht klar umrissen. Denn: Die Eurogruppe ist ein informelles Gremium. Sie fasst keine Beschlüsse, sondern wurde gegründet, damit die Euroländer ihre Steuer- und Wirtschaftspolitik koordinieren. Außerdem kontrolliert die Gruppe die Haushaltspolitik und die öffentlichen Finanzen der Mitgliedsländer. Doch genau das ist in diesen turbulenten Zeiten eine große Herausforderung. Vier Stunden täglich widmet er der Eurogruppe, hat Juncker einmal erzählt. In zahllosen Telefonaten und Zweiergesprächen versucht er zu vermitteln: zwischen den Krisenstaaten Griechenland, Portugal, Spanien auf der einen und der Wirtschaftsmacht Deutschland auf der anderen Seite. Zwischen den Befürwortern einer strikten Sparpolitik wie Angela Merkel und denjenigen, die auf Wachstumsanreize setzen, wie Frankreichs Präsident François Hollande. Er muss nach innen moderieren und nach außen hin vertreten – auch bei strittigen Themen, wie der Einführung von Eurobonds.

    "Ich habe die Frage gestellt, wer im Raum Eurobonds will. Und niemand hat den Arm gehoben. Aber perspektivisch sind gemeinsame Anleihen eine Frage des gesunden Menschenverstands."

    Juncker ist dafür, dass die Eurogruppe als nächstes einen Vollzeit-Vorsitzenden erhält. Es könnte dazu kommen, wenn die Berichte stimmen, dass Angela Merkel und François Hollande den Posten aufwerten wollen. Zum "Super Mister Euro", wie die französische Zeitung "Le Figaro" vor wenigen Tagen schrieb. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete: Der künftige Eurogruppenchef könne zum Prototyp eines künftigen Eurofinanzministers werden. Diese Planspiele machen die Nachfolgedebatte nicht einfacher. Denn: Je mehr Macht das Amt inne hat, desto begehrter wird es.