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Degression statt Deckel

Trotz klirrender Kälte sind Deutschlands Stromnetze auch nach diversen AKW-Stilllegungen stabil. Deutschland exportiert sogar Strom: Das schöne Wetter und die vielen neuen Solaranlagen machen es möglich. Doch der Streit um die richtige Förderungsform der Sonnenenergie dauert an.

Von Verena Kemna | 06.02.2012
    Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von mehreren Gigawatt errichtet. Ein enormer Zubau von etwa 60 Prozent, den selbst Brancheninsider so nicht erwartet haben. Ein großer Erfolg, meint Eicke Weber vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg. Würden die bisherigen Förderungen durch das Erneuerbare Energien Gesetz sowie die Einspeisevergütung gekürzt, so wie es der liberale Bundeswirtschaftsminister offenbar plant, es wäre das falsche Signal, erklärt der Leiter eines der größten Solarforschungsinstitute Europas.

    "Ohne das EEG wäre der Strom aus der Photovoltaik ähnlich teuer wie der Strom aus der Steckdose, aber es gäbe keinen Anreiz. Warum sollte jemand sich Geld von der Bank leihen, um den Strom zum selben Preis zu bekommen. Man muss ja einen wirtschaftlichen Anreiz bieten und das sollte ja Herr Rösler ganz besonders gut verstehen, dass man einen Anreiz braucht, einen Return on Investment, um Investitionen zu machen."

    Die Vergütung für die Betreiber von Solaranlagen variiert je nach Anlagengröße. Im Jahr 2012 liegt sie zwischen 18 und 24 Cent pro Kilowattstunde. Eine Förderung, die sich noch immer lohnt, zumal auch die Preise für Solaranlagen in den vergangenen Jahren deutlich gesunken sind. Eicke Weber vom Fraunhofer Institut Freiburg.

    "Heute bei den niedrigen Preisen und den etwas teureren der deutschen Module, sagen selbst Kunden die eigentlich lieber deutsche Module kaufen würden, wenn ich damit kein Geschäft mehr machen kann, greif ich doch zu den chinesischen Modulen. Also, die rasche Absenkung der Einspeisetarife hatte nicht nur zur Folge, dass die Preise purzelten. Es hatte auch zur Folge, dass die Billigprodukte aus China bei uns rascher in den Markt gekommen sind, als es hätte der Fall sein müssen."

    Zweimal im Jahr werden die Einspeisevergütungen um jeweils 15 Prozent gekürzt. Nach einer Absenkung der Vergütung im Januar, folgt eine weitere Degression im Juli. Trotz dieser bereits vorgesehenen Kürzungen, plant Bundeswirtschaftsminister Philip Rösler FDP weitere Einschnitte für die Solarenergie. Michael Kauch, Umweltexperte der FDP verteidigt die Pläne des Bundeswirtschaftsministers.

    "Also wir finanzieren mit der Umlage Anlagen, die betrieben werden von Eigenheimbesitzern und Investoren in große Solarparks und bezahlt wird das auch von der Kassiererin an der Ladentheke. Wir haben inzwischen etwa die Hälfte der Förderung für die Erneuerbaren Energien für die Photovoltaik obwohl die Photovoltaik am Ökostrom nur etwa 15 Prozent Anteil hat."
    Von den 3,5 Cent pro Kilowattstunde, die Stromkunden durch das Erneuerbare Energien Gesetz zahlen, gehen zwei Cent als Förderung an die Photovoltaik. Eine Energiequelle, die gerade einmal vier Prozent des Gesamtstroms liefert. Uneingeschränkte Förderung bei immensen Zuwachsraten lehnt Kauch ab.

    "Ich gehe davon aus, dass die Minister einen einvernehmlichen Vorschlag machen werden der darauf hinaus läuft, dass die Photovoltaik Förderung wieder Schritt hält mit der Kostensenkung die der Markt hergibt. Wir haben massiv sinkende Anlagenpreise und dementsprechend muss auch die Vergütung sinken. Wenn die Erneuerbaren Energien billiger werden, dann muss der Verbraucher auch etwas davon haben."
    Nach den Plänen von Bundeswirtschaftsminister Rösler, FDP, sollen neue Solaranlagen nur noch so lange gefördert werden, bis eine Gesamtleistung von 34.000 Megawatt erreicht ist. Das würde bedeuten, dass bis zum Jahr 2020 jährlich nur noch 1000 Megawatt gefördert würden.

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