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Dem Image nicht förderlich

Ein ehemaliger Betreuer des Team Telekom, Jef d`Hont, hat den Radsportlern des Teams um Jan Ullrich vorgeworfen, verbotene Substanzen genommen zu haben. Beteiligt seien auch zwei Ärzte der Freiburger Uni-Klinik gewesen - der dortigen, renommierten Sportmedinzischen Abteilung.

Von Wolfgang Hoerster |
    Zwei Ärzte der Freiburger Uni-Klinik, die das Team Telekom betreut haben, sollen zwischen 1992 und 1996 das verbotene Doping-Mittel Epo für die Radsportler besorgt haben. Unter den Konsumenten soll auch Jan Ulrich gewesen sein. Zitat aus dem Nachrichtenmagazin Spiegel: Die Ärzte seien es gewesen, die das Epo heranschafften, spritzten und dosierten. Der Spiegel beruft sich dabei auf den ehemaligen Masseur und Teambetreuer Jef D'Hont, der ein Enthüllungsbuch geschrieben hat. Die Interview-Anfragen zu den Doping-Vorwürfen beantwortet an der Freiburger Uni-Klinik nur noch der leitende ärztliche Direktor Matthias Brandis. Die Vorwürfe gegen die zwei Ärzte seiner Klinik hatte ihm am Montag vor einer Woche gleich mal den Appetit verdorben:

    " In der Badischen Zeitung stand es morgens beim Frühstück. Und da wusste ich: das wird ein unruhiger Tag. Dann habe ich den "Spiegel" besorgt und den Artikel nachgelesen. Innerhalb von zwei Stunden haben wir dann an der Klinik die Entscheidung gefällt: Das können nur Experten von außerhalb machen. Und wir haben angefangen die Kommission zusammenzustellen."

    Eine externe Kommission soll jetzt klären, was an den Vorwürfen dran ist. Sie soll unter Leitung eines Juristen und zwei Wissenschaftlern arbeiten und von der Klinik völlig unabhängig sein. Die Klinik-Leitung erhält von der Kommission keinerlei Informationen - erst am Ende den Abschlussbericht. So will die Uni-Klinik zeigen, dass man an einer neutralen Aufklärung interessiert ist. Denn der Druck der Öffentlichkeit beim Thema Doping ist groß. Pressesprecher Rudolf-Werner Dreier:

    " Wir wurden überschüttet mit Anfragen. Auf uns kamen vor allem die regionalen Medien zu: Hörfunk, Fernsehen, Presse und auch Online-Medien. Aber auch die großen überregionalen Tageszeitungen. Erstaunlicherweise gab es von den Sport-Fachzeitschriften keinen Ansturm. Ich nehme an, denen hat unsere Pressemitteilung ausgereicht."

    Doch auch die Sportmedien könnten noch einmal auf die Klinik zukommen. Dann, wenn es Beweise geben sollte für die Vorwürfe des Teambetreuers. Bislang sind es nämlich nur Anschuldigungen, der die Staatsanwaltschaft nachgehen muss. Doch solange nichts bewiesen ist, bleiben die Ärzte normal an der Uni-Klinik beschäftigt. Bei den Medizin-Studenten sind die Vorwürfe ein Thema:

    "Es wird schon gekichert und gelacht unter den Studenten. Und man fragt sich welche Köpfe rollen werden. Von der Reputation her, glaube ich schon, dass das ein Schaden ist, weil die Bevölkerung auf Doping allergisch reagiert.

    Mitbekommen hat am Rande schon jeder. Aber in meinem Freundeskreis wird nicht besonders darüber geredet, weil wir auch mit Sportmedizin nicht so viel zu tun haben.

    Imageschaden? Ich weiß nicht. Es zieht halt die Aufmerksamkeit auf die Uni. Aber es ist eben doch nur die eine Abteilung. Und die Ärzte waren ja auch beim Radsportteam angestellt, deswegen ist die Frage, in wieweit man das mit der Uni assoziieren kann.

    Für die Sportmedizin ist das sicher schlecht. Aber für die Uni-Klinik, denk ich, ist das kein großes Problem."

    Einen Imageschaden will auch der Leitende Ärztliche Direktor der Uni-Klinik nicht sehen. Das renommierte Sportmedizinische Institut, das zahlreiche prominente Sportler wie Boris-Becker oder Steffi Graf betreute, hat seit 2002 einen neuen Leiter. Und er habe der Klinik-Leitung versichert, dass unter seiner Ägide es kein Doping gäbe:

    " Natürlich ist so eine öffentliche Diskussion über solche Vorfälle keine angenehme Situation. Wenn es Methoden gegeben hat bis 1996, die nach heutigen Gesichtspunkten anzufechten sind, dann wird man versuchen das rauszukriegen. Und dann wird man Konsequenzen ziehen. Aber einen langfristigen Image-Schaden an der Leistungsfähigkeit dieses Instituts bezweifle ich."

    Bis die externe Untersuchungs-Kommission einen Abschluss-Bericht vorlegen kann, wird mindestens ein Jahr vergehen.