Manfred Wölfl steht hinter seinem Waldhaus bei Lam im Bayerischen Wald, unweit der Grenze zu Tschechien. Mit Antenne und Empfangsgerät, das etwa so groß ist wie ein Transistorradio, horcht der Biologe in einen bewaldeten Hang hinein:
Das ist jetzt praktisch das Sendesignal, die Wellen, die von dem Halsband abgestrahlt werden; und die können wir über einen bestimmten Empfänger hörbar machen; und wir können dann eben die Richtung feststellen, an dem eben das Signal am stärksten abstrahlt; und was wir dann machen: wir gehen nicht auf den Luchs zu und warten, bis es "miau" macht, sondern wir gehen meist an eine andere Stelle hin, nehmen noch mal eine Richtung, und dort, wo sich diese beiden Linien dann schneiden, sitzt in der Regel der Luchs - das nennt man dann im Fachjargon eben Kreuzpeilung.
Manfred Wölfl ist Luchsbeauftragter in Ostbayern. Die dortige Bezirksregierung will wissen, wie es den Luchsen im Bayerischen Wald geht: wie groß ihre Streifgebiete sind, wie viel sie von ihrer Hauptbeute, dem Rehwild reißen und wie viel Nachwuchs sie groß ziehen.
Um dies alles herauszufinden, wurden einige Tiere mit Halsbandsendern ausgerüstet. Dadurch kam zum Beispiel heraus, dass einer dieser Luchse Bayern verlassen hat und nun durch die Wälder in Böhmen streift. Die anderen "bayerischen" Luchse mit Sender werden jedoch seit geraumer Zeit vermisst - so auch "Beran":
Der ist so ein typischer Grenzgänger, zwischen Bayern und Böhmen immer unterwegs, und jetzt ist er seit Wochen verschollen. Wir wissen eben nicht, was mit ihm passiert ist. Wir werden vielleicht noch neben der Autosuche irgendwann eine Flugzeugsuche starten, damit wir endgültig sagen können, ob er noch piept oder nicht.
Manfred Wölfl ist stundenlang mit seinem VW Golf durch die böhmisch-bayerische Grenzregion gefahren und hat dabei die Sendefrequenz von Beran abgehorcht. Doch der Luchs bleibt verschollen. Wieder einer weniger:
Also, unser Projekt war auf vier Luchse ausgerichtet. Die haben wir gefangen, 2001 und 2002. Die "Andra", ein junges Weibchen, war fast zwei Jahre am Sender, ist dann auch verschollen. Über Nacht ist der Sender verstummt, hier in Bayern - es kann ein technischer Defekt sein, es kann aber auch sein, dass der Sender mutwillig zerstört ist, sprich: wir können einen Abschuss bei "Andra" nicht ausschließen.
Wer in Bayern einen Luchs schießt, muss mit bis zu fünf Jahren Gefängnis rechnen. Im benachbarten Böhmen ist das anders. Dort verjährt der Abschuss nach zwei Jahren.
Und danach - makaber aber wahr - schicken die Wilderer die Luchs-Schädel sorgfältig verpackt an die Forscher:
Auf diese Weise hat der Jaroslav Cervini, der Forschungsleiter dort, bereits etwa 50 Luchs-Schädel von illegal erbeuteten Luchsen bekommen. Es ist für die Forscher interessant zu sehen: Sind das alte oder junge Luchse, die hauptsächlich geschossen werden? Daraus kann man dann auf die Vermehrungsrate der Population, auf die Alterszusammensetzung und vielleicht auch auf die Geschlechterzusammensetzung schließen. Und zweitens sieht man, wo die vielen Luchse hingeraten - nämlich, dass sie heftig illegal bejagt werden.
Der Wildforscher Ulrich Wotschikowsky vom "Verein für Arten- und Naturschutz" in Oberammergau hat aber keinen Beweis, dass auch in Bayern Luchse geschossen werden. Bislang gibt es nur Indizien. Doch warum bloß sollten die Sender plötzlich ausgefallen sein? Bei einem natürlichen Tod würde es weiter piepen, bis die Batterie leer ist. Zeit also für Manfred Wölfl, den Kadaver aufzuspüren. Und eine Batterieschwäche kündigt sich vorher durch Frequenzschwankungen an. Alle Luchse "piepten" jedoch am Abend zuvor noch - und blieben am anderen Morgen stumm. So war es auch bei Chica, die im vergangenen Spätsommer in einer lauen Vollmondnacht verschwand:
Junge Luchse müssen abwandern, wenn sie erwachsen werden. Und Chica ist etwa 60 Kilometer weg von der Grenze gewandert nach Westen, in sehr offene Kulturlandschaften, war zum Schluss tagsüber sehr viel in Maisfeldern im Sommer, auch ihr Halsband ist über Nacht verstummt, wo wir auch nicht wissen, was passiert ist. Auch hier könnte Abschuss die Ursache gewesen sein.
Das ist jetzt praktisch das Sendesignal, die Wellen, die von dem Halsband abgestrahlt werden; und die können wir über einen bestimmten Empfänger hörbar machen; und wir können dann eben die Richtung feststellen, an dem eben das Signal am stärksten abstrahlt; und was wir dann machen: wir gehen nicht auf den Luchs zu und warten, bis es "miau" macht, sondern wir gehen meist an eine andere Stelle hin, nehmen noch mal eine Richtung, und dort, wo sich diese beiden Linien dann schneiden, sitzt in der Regel der Luchs - das nennt man dann im Fachjargon eben Kreuzpeilung.
Manfred Wölfl ist Luchsbeauftragter in Ostbayern. Die dortige Bezirksregierung will wissen, wie es den Luchsen im Bayerischen Wald geht: wie groß ihre Streifgebiete sind, wie viel sie von ihrer Hauptbeute, dem Rehwild reißen und wie viel Nachwuchs sie groß ziehen.
Um dies alles herauszufinden, wurden einige Tiere mit Halsbandsendern ausgerüstet. Dadurch kam zum Beispiel heraus, dass einer dieser Luchse Bayern verlassen hat und nun durch die Wälder in Böhmen streift. Die anderen "bayerischen" Luchse mit Sender werden jedoch seit geraumer Zeit vermisst - so auch "Beran":
Der ist so ein typischer Grenzgänger, zwischen Bayern und Böhmen immer unterwegs, und jetzt ist er seit Wochen verschollen. Wir wissen eben nicht, was mit ihm passiert ist. Wir werden vielleicht noch neben der Autosuche irgendwann eine Flugzeugsuche starten, damit wir endgültig sagen können, ob er noch piept oder nicht.
Manfred Wölfl ist stundenlang mit seinem VW Golf durch die böhmisch-bayerische Grenzregion gefahren und hat dabei die Sendefrequenz von Beran abgehorcht. Doch der Luchs bleibt verschollen. Wieder einer weniger:
Also, unser Projekt war auf vier Luchse ausgerichtet. Die haben wir gefangen, 2001 und 2002. Die "Andra", ein junges Weibchen, war fast zwei Jahre am Sender, ist dann auch verschollen. Über Nacht ist der Sender verstummt, hier in Bayern - es kann ein technischer Defekt sein, es kann aber auch sein, dass der Sender mutwillig zerstört ist, sprich: wir können einen Abschuss bei "Andra" nicht ausschließen.
Wer in Bayern einen Luchs schießt, muss mit bis zu fünf Jahren Gefängnis rechnen. Im benachbarten Böhmen ist das anders. Dort verjährt der Abschuss nach zwei Jahren.
Und danach - makaber aber wahr - schicken die Wilderer die Luchs-Schädel sorgfältig verpackt an die Forscher:
Auf diese Weise hat der Jaroslav Cervini, der Forschungsleiter dort, bereits etwa 50 Luchs-Schädel von illegal erbeuteten Luchsen bekommen. Es ist für die Forscher interessant zu sehen: Sind das alte oder junge Luchse, die hauptsächlich geschossen werden? Daraus kann man dann auf die Vermehrungsrate der Population, auf die Alterszusammensetzung und vielleicht auch auf die Geschlechterzusammensetzung schließen. Und zweitens sieht man, wo die vielen Luchse hingeraten - nämlich, dass sie heftig illegal bejagt werden.
Der Wildforscher Ulrich Wotschikowsky vom "Verein für Arten- und Naturschutz" in Oberammergau hat aber keinen Beweis, dass auch in Bayern Luchse geschossen werden. Bislang gibt es nur Indizien. Doch warum bloß sollten die Sender plötzlich ausgefallen sein? Bei einem natürlichen Tod würde es weiter piepen, bis die Batterie leer ist. Zeit also für Manfred Wölfl, den Kadaver aufzuspüren. Und eine Batterieschwäche kündigt sich vorher durch Frequenzschwankungen an. Alle Luchse "piepten" jedoch am Abend zuvor noch - und blieben am anderen Morgen stumm. So war es auch bei Chica, die im vergangenen Spätsommer in einer lauen Vollmondnacht verschwand:
Junge Luchse müssen abwandern, wenn sie erwachsen werden. Und Chica ist etwa 60 Kilometer weg von der Grenze gewandert nach Westen, in sehr offene Kulturlandschaften, war zum Schluss tagsüber sehr viel in Maisfeldern im Sommer, auch ihr Halsband ist über Nacht verstummt, wo wir auch nicht wissen, was passiert ist. Auch hier könnte Abschuss die Ursache gewesen sein.