Rund 60 Tote werden jährlich gefunden, die nicht auf Anhieb identifiziert werden können. Hier beginnt die Arbeit der Forensiker. Anhand der Fingerabdrücke, des Fundortes oder persönlicher Gegenstände des oder der Toten kommt die Polizei in den meisten Fällen - früher oder später - auf eine heiße Spur. So Jürgen Stock, Vizepräsident des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden:
"Aber es gibt eine Reihe von Fällen, wo wir mit diesem klassischen Handwerkszeug auf Grenzen stoßen. Und dort beginnen die Anwendungen der Gesichtsweichteilrekonstruktion. Sozusagen als ultima ratio der Fahndung."
Wie zum Beispiel im Falle eines Schädelfundes aus einem Wald in der Nähe von Celle. Der beinahe komplette Schädel ist gut erhalten, ein wenig braun und fleckig. Aber außer ihm wurden keine weiteren Knochen oder Gegenstände entdeckt. Die Identität des Toten, von dem der Schädel stammt, soll nun in einem ungewöhnlichen Projekt geklärt werden. 23 Arbeitsgruppen aus der ganzen Welt haben ein 1:1-Modell des Schädels aus Kunststoff erhalten, um damit dem Verstorbenen ein Gesicht zu verleihen. Die Ergebnisse wurden heute miteinander verglichen. Denn letztendlich gibt es keine hundertprozentig sichere Methode. Das Resultat hängt davon ab, wer das Gesicht modelliert und mit welcher Methode.
"Die Methoden spannen sich im Moment von den handwerklich forensischen, also den Arbeiten mit dem Wachs und dem Ton auf dem Schädel oder einer Kopie des Schädels bis hin zu den modernen Verfahren, die jetzt gerade in der Entwicklung sind, weil die Computer immer besser werden natürlich, und hier ist es so, dass man eintaucht auch in virtuelle Welten,"
sagt Professor Thorsten Buzug vom Rhein-Ahr-Campus Remagen, wo die Fäden des Projektes zusammenlaufen. Den Arbeitsgruppen von Neuseeland bis Finnland hatte man freigestellt, ob sie klassisch oder mit Computermodellen arbeiten. Aber egal wie: Allen Rekonstruktionsversuchen geht eine anthropologische Studie voraus. Um das Geschlecht, Alter und besondere Merkmale zu bestimmen. In diesem speziellen Fall aus Celle handelt es sich um einen Mann in den Fünfzigern. Spuren am Schädel weisen darauf hin, dass er eine gebrochene Nase hatte. Dann beginnt die eigentliche Arbeit: Man bildet das Gesicht anhand von charakteristischen Punkten in der "Gesichtslandschaft" nach, den sogenannten Landmarken. Für diese Punkte versucht man, die Dicke der Weichteile abzuschätzen. Anhand von Erfahrungswerten, die für Menschen eines bestimmten Alters, Geschlechts oder Herkunft tabelliert wurden. Diese Zahlen unterliegen gewissen Schwankungen. Und allein daher überrascht es nicht, dass die Rekonstruktionen einander überhaupt nicht ähneln, wie aus dem Gesicht geschnitten. Man hat eher das Gefühl, mit unzählig verschiedenen Menschen zu tun zu haben. Modelle aus Ton stehen neben solchen aus Plastik. Kahlköpfig oder mit Haaren versehen, einfarbig oder bemalt. Mal mit maskenartigen Gesichtszügen, mal bis hin zu einzelnen Fältchen fein geformt. Dr. Kerstin Kreutz von der Universität Hildesheim zu ihrem Modell:
"Die meisten Merkmale sind direkt vom Schädel abzuleiten, geben den ersten Eindruck des Gesichts wider. Aber alles, was darüber hinaus geht, ist Erfahrungssache. Und man arbeitet eben mit Bildmaterial von Personen vergleichbaren Alters, um sich die Alterungsmerkmale anzusehen."
So sehr sich die verschiedenen Rekonstruktionen im Detail unterscheiden, so zeigen sie doch alle zumindest denselben Gesichtstypus. Das betont auch Ursula Witwer-Backofen, Professorin für biologische Anthropologie an der Universität Freiburg. Sie hat ein Computerverfahren gewählt, um dem Toten wiedererstehen zu lassen. Das Bild auf dem Monitor sieht so lebensecht aus wie eine Schwarz-Weiß-Fotografie:
"Wir haben ausgehend von dem Schädel, der ja seine individuellen Besonderheiten zeigt, mit der Datenbank des Bundeskriminalamtes gearbeitet. Das heißt, dort haben Kollegen einzelne Gesichtselemente geholfen heraus zu wählen, die auf unseren Schädel passen. Und wir haben dann auf dem Computerbild regelrecht das Bild aus einer Vielzahl von anderen Gesichtern wie ein Mosaik zusammengesetzt."
Ob all diese Rekonstruktionsversuche aber tatsächlich helfen werden, die Identität des Schädelbesitzers zu klären, werden die nächsten Monate zeigen müssen.
"Aber es gibt eine Reihe von Fällen, wo wir mit diesem klassischen Handwerkszeug auf Grenzen stoßen. Und dort beginnen die Anwendungen der Gesichtsweichteilrekonstruktion. Sozusagen als ultima ratio der Fahndung."
Wie zum Beispiel im Falle eines Schädelfundes aus einem Wald in der Nähe von Celle. Der beinahe komplette Schädel ist gut erhalten, ein wenig braun und fleckig. Aber außer ihm wurden keine weiteren Knochen oder Gegenstände entdeckt. Die Identität des Toten, von dem der Schädel stammt, soll nun in einem ungewöhnlichen Projekt geklärt werden. 23 Arbeitsgruppen aus der ganzen Welt haben ein 1:1-Modell des Schädels aus Kunststoff erhalten, um damit dem Verstorbenen ein Gesicht zu verleihen. Die Ergebnisse wurden heute miteinander verglichen. Denn letztendlich gibt es keine hundertprozentig sichere Methode. Das Resultat hängt davon ab, wer das Gesicht modelliert und mit welcher Methode.
"Die Methoden spannen sich im Moment von den handwerklich forensischen, also den Arbeiten mit dem Wachs und dem Ton auf dem Schädel oder einer Kopie des Schädels bis hin zu den modernen Verfahren, die jetzt gerade in der Entwicklung sind, weil die Computer immer besser werden natürlich, und hier ist es so, dass man eintaucht auch in virtuelle Welten,"
sagt Professor Thorsten Buzug vom Rhein-Ahr-Campus Remagen, wo die Fäden des Projektes zusammenlaufen. Den Arbeitsgruppen von Neuseeland bis Finnland hatte man freigestellt, ob sie klassisch oder mit Computermodellen arbeiten. Aber egal wie: Allen Rekonstruktionsversuchen geht eine anthropologische Studie voraus. Um das Geschlecht, Alter und besondere Merkmale zu bestimmen. In diesem speziellen Fall aus Celle handelt es sich um einen Mann in den Fünfzigern. Spuren am Schädel weisen darauf hin, dass er eine gebrochene Nase hatte. Dann beginnt die eigentliche Arbeit: Man bildet das Gesicht anhand von charakteristischen Punkten in der "Gesichtslandschaft" nach, den sogenannten Landmarken. Für diese Punkte versucht man, die Dicke der Weichteile abzuschätzen. Anhand von Erfahrungswerten, die für Menschen eines bestimmten Alters, Geschlechts oder Herkunft tabelliert wurden. Diese Zahlen unterliegen gewissen Schwankungen. Und allein daher überrascht es nicht, dass die Rekonstruktionen einander überhaupt nicht ähneln, wie aus dem Gesicht geschnitten. Man hat eher das Gefühl, mit unzählig verschiedenen Menschen zu tun zu haben. Modelle aus Ton stehen neben solchen aus Plastik. Kahlköpfig oder mit Haaren versehen, einfarbig oder bemalt. Mal mit maskenartigen Gesichtszügen, mal bis hin zu einzelnen Fältchen fein geformt. Dr. Kerstin Kreutz von der Universität Hildesheim zu ihrem Modell:
"Die meisten Merkmale sind direkt vom Schädel abzuleiten, geben den ersten Eindruck des Gesichts wider. Aber alles, was darüber hinaus geht, ist Erfahrungssache. Und man arbeitet eben mit Bildmaterial von Personen vergleichbaren Alters, um sich die Alterungsmerkmale anzusehen."
So sehr sich die verschiedenen Rekonstruktionen im Detail unterscheiden, so zeigen sie doch alle zumindest denselben Gesichtstypus. Das betont auch Ursula Witwer-Backofen, Professorin für biologische Anthropologie an der Universität Freiburg. Sie hat ein Computerverfahren gewählt, um dem Toten wiedererstehen zu lassen. Das Bild auf dem Monitor sieht so lebensecht aus wie eine Schwarz-Weiß-Fotografie:
"Wir haben ausgehend von dem Schädel, der ja seine individuellen Besonderheiten zeigt, mit der Datenbank des Bundeskriminalamtes gearbeitet. Das heißt, dort haben Kollegen einzelne Gesichtselemente geholfen heraus zu wählen, die auf unseren Schädel passen. Und wir haben dann auf dem Computerbild regelrecht das Bild aus einer Vielzahl von anderen Gesichtern wie ein Mosaik zusammengesetzt."
Ob all diese Rekonstruktionsversuche aber tatsächlich helfen werden, die Identität des Schädelbesitzers zu klären, werden die nächsten Monate zeigen müssen.