Kompresse, bitte ... Da blutet's ein bisschen ...
Es blutet sogar ziemlich, wenn auch nur auf der Leinwand. Denn diese Operation wird live in den Hörsaal des Klinikums rechts der Isar in München übertragen.
... Pinzette ... So, und der letzte Stich, da sticht es etwas. Gut.
Hans-Henning Eckstein ist zufrieden. Der Professor für Gefäßchirurgie an der TU München hat einen Routineeingriff vorgeführt, der in Deutschland jedes Jahr etwa 20.000 Mal vorgenommen wird. Er hat die Halsschlagader eines Patienten geöffnet, der 73 Jahre alt und starker Raucher ist. Vor wenigen Wochen hatte den Mann ein "Schlägle" getroffen, wie man im Schwäbischen sagt: Für eine halbe Stunde hing ein Mundwinkel herunter, und auch seine geliebte Kaffeetasse konnte der Rentner nicht festhalten. In der Ultraschall-Untersuchung zeigte sich dann: Die Halsschlagader, fast so dick wie ein kleiner Finger, war nahezu völlig durch Kalk-Ablagerungen verstopft. Und heute liegt der ältere Herr, nur örtlich betäubt, unter dem Messer.
Es werden Gefäßklemmen gesetzt, dann wird es eröffnet und der Kalk ausgeschält. Eine Eigenschaft kranker Gefäße hilft uns, nämlich, dass die Schlagadern tapetenartig aus verschiedenen Wänden bestehen. Und man kann die inneren aufgebrochenen verdickten Tapeten sozusagen, die die Verengung machen, ausschälen, und die äußere Gefäßwandschicht bleibt stehen und dann gibt es verschiedene Techniken, das Gefäß wieder zu vernähen: durch einen Kunststoffflicken oder einen Venenflicken ...
... so dass das Blut wieder ungehindert in Richtung Gehirn strömt. Anderenfalls hätte die Gefahr bestanden, dass sich die Halsschlagader in der nächsten Zeit ganz zusetzt. Dann wäre die Versorgung des Gehirns unterbrochen gewesen - und der Patient hätte einen richtigen Schlaganfall erlitten.
Wir wissen, dass Patienten, die höhergradige Verengungen haben, ein höheres Risiko haben. Wir wissen auch, dass Patienten, die bereits ein "Schlägle" oder eine vorübergehende Erblindung erlitten haben, ein erhöhtes Risiko haben. Und das sind Patienten, die man unter dem Blickwinkel einer möglichen Operation oder ggf. auch einer Stent-Behandlung noch genauer untersuchen muss.
Die Behandlung mit einem Stent, also einer Gefäßstütze, ist die Alternative zur Operation an der offenen Halsschlagader.
Es wird mit einem Ballonkatheter diese Verengung aufgedehnt und das Ganze mit einem Stent geschützt und im aufgedehnten Zustand gehalten. Das wird auch in örtlicher Betäubung durchgeführt. Und hierzu wird in der Leiste die Schlagader punktiert und unter Röntgenkontrolle ein feiner Draht und ein Katheter hoch geführt bis zur Halsschlagader. Dann wird das noch mal geröntgt, und man kann unter Röntgenkontrolle die Stenose passieren mit dem Draht und dann das aufdehnen.
Die Stenose ist die verengte Stelle im Blutgefäß. Bei dieser Technik besteht aber die Gefahr, dass kleinere Kalkstückchen in den Blutstrom gelangen. Dagegen gibt es neuerdings eigene Schutzsysteme.
Wie ein Sieb, in dem kleinere Gerinnsel und Bröckelchen hängen bleiben. Man kann sich das ja vorstellen, wenn in einem Kalkrelief ein Ballon aufgedehnt wird, dass da auch Kalk absprengen kann. Der würde natürlich ungehindert ins Gehirn verschleppt werden. Das kann einen Schlaganfall verursachen, das wollen wir natürlich verhindern. Also da gibt es diese Protektionssysteme, die noch nicht von allen eingesetzt werden, weil sie sagen, das hat auch ein Risiko, weil man das Protektionssystem wieder durch die Stenose führen muss. Also da ist sehr viel Bewegung, was die technischen Fragen angeht, und da ist sicherlich in den nächsten Jahren einiges an Verbesserung zu erwarten.
Ebenso hoffen die Chirurgen auf Zahlen zum Verhältnis von Nutzen und Risiko der beiden Techniken. Die gibt es bisher gibt es nur für den chirurgischen Eingriff an der Halsschlagader, der Carotis, sagt Hans-Henning Eckstein.
Es ist so, dass die Carotis-Operation zu den am besten untersuchten Operationen überhaupt gehört mittlerweile, auch was die Langzeit-Wirksamkeit angeht. Wir wissen, dass diese Operation, wenn sie erfolgreich verlaufen ist, in weit über 90 Prozent der Fälle den Schlaganfall verhindert. Und zwar nicht nur für zwei Jahre, sondern es gibt Daten für zehn Jahre und noch länger.
Es besteht allerdings ein geringes Risiko, während der Operation einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu erleiden. Es liegt bei drei bis vier Prozent, in manchen Krankenhäusern auch deutlich höher. Ob die Behandlung mit einem Stent ähnlich oder gar besser abschneidet, ist derzeit noch offen. Einen Vorteil hat die Operation auf jeden Fall: Der Chirurg kann dem Patienten zeigen, wovon er ihn befreit hat.
Es ist erstaunlich viel. In der Regel hat das Kalkpräparat eine Länge von zwei bis vier Zentimetern und einen Durchmesser von sieben, acht Millimetern. Es ist eine ganze Menge, und wenn man das dem Patienten zeigt, was wir häufig tun, dann sind die ganz erschrocken. Und es fällt ihnen sehr viel leichter, aufzuhören mit dem Rauchen beispielsweise.
Es blutet sogar ziemlich, wenn auch nur auf der Leinwand. Denn diese Operation wird live in den Hörsaal des Klinikums rechts der Isar in München übertragen.
... Pinzette ... So, und der letzte Stich, da sticht es etwas. Gut.
Hans-Henning Eckstein ist zufrieden. Der Professor für Gefäßchirurgie an der TU München hat einen Routineeingriff vorgeführt, der in Deutschland jedes Jahr etwa 20.000 Mal vorgenommen wird. Er hat die Halsschlagader eines Patienten geöffnet, der 73 Jahre alt und starker Raucher ist. Vor wenigen Wochen hatte den Mann ein "Schlägle" getroffen, wie man im Schwäbischen sagt: Für eine halbe Stunde hing ein Mundwinkel herunter, und auch seine geliebte Kaffeetasse konnte der Rentner nicht festhalten. In der Ultraschall-Untersuchung zeigte sich dann: Die Halsschlagader, fast so dick wie ein kleiner Finger, war nahezu völlig durch Kalk-Ablagerungen verstopft. Und heute liegt der ältere Herr, nur örtlich betäubt, unter dem Messer.
Es werden Gefäßklemmen gesetzt, dann wird es eröffnet und der Kalk ausgeschält. Eine Eigenschaft kranker Gefäße hilft uns, nämlich, dass die Schlagadern tapetenartig aus verschiedenen Wänden bestehen. Und man kann die inneren aufgebrochenen verdickten Tapeten sozusagen, die die Verengung machen, ausschälen, und die äußere Gefäßwandschicht bleibt stehen und dann gibt es verschiedene Techniken, das Gefäß wieder zu vernähen: durch einen Kunststoffflicken oder einen Venenflicken ...
... so dass das Blut wieder ungehindert in Richtung Gehirn strömt. Anderenfalls hätte die Gefahr bestanden, dass sich die Halsschlagader in der nächsten Zeit ganz zusetzt. Dann wäre die Versorgung des Gehirns unterbrochen gewesen - und der Patient hätte einen richtigen Schlaganfall erlitten.
Wir wissen, dass Patienten, die höhergradige Verengungen haben, ein höheres Risiko haben. Wir wissen auch, dass Patienten, die bereits ein "Schlägle" oder eine vorübergehende Erblindung erlitten haben, ein erhöhtes Risiko haben. Und das sind Patienten, die man unter dem Blickwinkel einer möglichen Operation oder ggf. auch einer Stent-Behandlung noch genauer untersuchen muss.
Die Behandlung mit einem Stent, also einer Gefäßstütze, ist die Alternative zur Operation an der offenen Halsschlagader.
Es wird mit einem Ballonkatheter diese Verengung aufgedehnt und das Ganze mit einem Stent geschützt und im aufgedehnten Zustand gehalten. Das wird auch in örtlicher Betäubung durchgeführt. Und hierzu wird in der Leiste die Schlagader punktiert und unter Röntgenkontrolle ein feiner Draht und ein Katheter hoch geführt bis zur Halsschlagader. Dann wird das noch mal geröntgt, und man kann unter Röntgenkontrolle die Stenose passieren mit dem Draht und dann das aufdehnen.
Die Stenose ist die verengte Stelle im Blutgefäß. Bei dieser Technik besteht aber die Gefahr, dass kleinere Kalkstückchen in den Blutstrom gelangen. Dagegen gibt es neuerdings eigene Schutzsysteme.
Wie ein Sieb, in dem kleinere Gerinnsel und Bröckelchen hängen bleiben. Man kann sich das ja vorstellen, wenn in einem Kalkrelief ein Ballon aufgedehnt wird, dass da auch Kalk absprengen kann. Der würde natürlich ungehindert ins Gehirn verschleppt werden. Das kann einen Schlaganfall verursachen, das wollen wir natürlich verhindern. Also da gibt es diese Protektionssysteme, die noch nicht von allen eingesetzt werden, weil sie sagen, das hat auch ein Risiko, weil man das Protektionssystem wieder durch die Stenose führen muss. Also da ist sehr viel Bewegung, was die technischen Fragen angeht, und da ist sicherlich in den nächsten Jahren einiges an Verbesserung zu erwarten.
Ebenso hoffen die Chirurgen auf Zahlen zum Verhältnis von Nutzen und Risiko der beiden Techniken. Die gibt es bisher gibt es nur für den chirurgischen Eingriff an der Halsschlagader, der Carotis, sagt Hans-Henning Eckstein.
Es ist so, dass die Carotis-Operation zu den am besten untersuchten Operationen überhaupt gehört mittlerweile, auch was die Langzeit-Wirksamkeit angeht. Wir wissen, dass diese Operation, wenn sie erfolgreich verlaufen ist, in weit über 90 Prozent der Fälle den Schlaganfall verhindert. Und zwar nicht nur für zwei Jahre, sondern es gibt Daten für zehn Jahre und noch länger.
Es besteht allerdings ein geringes Risiko, während der Operation einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu erleiden. Es liegt bei drei bis vier Prozent, in manchen Krankenhäusern auch deutlich höher. Ob die Behandlung mit einem Stent ähnlich oder gar besser abschneidet, ist derzeit noch offen. Einen Vorteil hat die Operation auf jeden Fall: Der Chirurg kann dem Patienten zeigen, wovon er ihn befreit hat.
Es ist erstaunlich viel. In der Regel hat das Kalkpräparat eine Länge von zwei bis vier Zentimetern und einen Durchmesser von sieben, acht Millimetern. Es ist eine ganze Menge, und wenn man das dem Patienten zeigt, was wir häufig tun, dann sind die ganz erschrocken. Und es fällt ihnen sehr viel leichter, aufzuhören mit dem Rauchen beispielsweise.