Die Opfer sind meist jünger als zehn Jahre. Aber auch vor Erwachsenen macht dieser Täter nicht halt. Wer auch immer er ist: Er beginnt sein zerstörerisches Werk stets in einer Hirnhälfte und führt dort eine starke Entzündungsreaktion herbei. Dabei geht nach und nach immer mehr Nervengewebe zu Grunde. Im schlimmsten Fall verlieren die zuvor völlig gesunden Patienten so eine komplette Hirnhälfte. Rasmussen-Enzephalitis nennt sich diese schwere Hirnerkrankung, von der in Deutschland nur etwa zehn bis 50 Fälle pro Jahr auftauchen. Christian Bien hat im Bonner Epilepsiezentrum einige dieser Patienten untersucht:
"Meistens beginnt die Erkrankung damit, dass die Patienten Anfälle erleiden, epileptische Anfälle auf einer Seite des Körpers, meistens Zuckungen..., und in den folgenden Monaten entwickelt sich auf der betroffenen Körperseite eine Schwäche, eine Halbseitenlähmung. Wenn die sprachdominante Hirnhälfte betroffen ist, kommt es auch zu einer Verschlechterung der Sprachleistungen und es kann auch zu einem Ausfall des Gesichtsfeldes kommen."
Nach dem Auslöser dieser schweren Erkrankung suchen Experten schon seit ihrer Entdeckung. Der Neurologe Theodore Rasmussen, der sie als erster Ende der 1950er Jahre beschrieb, hielt ein Virus für die Ursache der schweren Hirnentzündung. Seit 15 Jahren glauben die meisten Experten allerdings, dass bei der Rasmussen-Enzephalitis das eigene Immunsystem die Nervenzellen angreift, es sich also um eine Autoimmunerkrankung handelt. Christian Bien hält nicht viel von dieser These.
"Es bleibt doch eine Schwierigkeit, sich vorzustellen, wieso eine Autoimmunerkrankung nur eine Hirnhälfte befallen sollte. Deswegen neigen wir doch immer stärker zu der Annahme, dass es doch eine Virusenzephalitis sein könnte. Dafür sprechen vor allem zwei Argumente. Zum einen könnte man sich bei einer Viruserkrankung sehr gut vorstellen, dass sich die Viren in einer Hirnhälfte gewissermaßen von Zelle zu Zelle fortpflanzen und damit den Untergang einer Hirnhälfte erklären könnte. Und zum anderen ist die Entzündungsreaktion geprägt durch T-Lymphozyten, die eine Attacke gegen Nervenzellen ausführen und genau dasselbe Bild sieht man bei nachweislich durch Virusinfektionen hervorgerufene Enzephalitiden."
Dass es T-Zellen sind, die die Nervenzellen angreifen, konnte Christian Bien zusammen mit Kollegen aus Wien nachweisen. Dazu untersuchten die Forscher Hirngewebe, das Rasmussen-Patienten entnommen worden war, um ihre epileptischen Anfälle zu stoppen. In diesem Hirngewebe waren unter dem Mikroskop seltsame Einschlüsse zu erkennen, die sich immer in den Zellkernen befanden. Nähere Analysen zeigten, dass diese Einschlüsse aus dem Protein HSP70 bestanden. Bien:
"Das ist das Protein HSP70, ein Enzym, das dazu führt, dass Proteine gefaltet werden können und damit große Mengen an Protein auf kleinem Raum zusammengehalten werden können und bei Virusinfektionen braucht man dieses HSP70, denn ohne das kann die massive Virusproduktion von der Zelle gar nicht räumlich aufgefangen werden."
Welches Virus da in den Zellen vermehrt wird, wissen die Forscher noch nicht. Da es in den Zellkernen produziert wird, handelt es sich sehr wahrscheinlich um ein DNA-Virus. Der Verlauf der Hirnentzündung zeigt außerdem, dass es sich - wie auch das Masern-Virus - von Zelle zu Zelle ausbreitet. Seit wenigen Tagen liegt Christian Bien ein erstes mögliches Täterfoto vor, aufgenommen mit einem Elektronenmikroskop.
"Es kann gut sein, dass sich später herausstellen wird, dass diese kugelförmigen Partikel tatsächlich die Viren sind, wir brauchen jetzt einfach höher auflösende und noch besser konservierte Materialien, um hier noch besser hineinvergrößern zu können. Vielleicht sind das die ersten Bilder des Täters, die sein Profil erkennen lassen."
"Meistens beginnt die Erkrankung damit, dass die Patienten Anfälle erleiden, epileptische Anfälle auf einer Seite des Körpers, meistens Zuckungen..., und in den folgenden Monaten entwickelt sich auf der betroffenen Körperseite eine Schwäche, eine Halbseitenlähmung. Wenn die sprachdominante Hirnhälfte betroffen ist, kommt es auch zu einer Verschlechterung der Sprachleistungen und es kann auch zu einem Ausfall des Gesichtsfeldes kommen."
Nach dem Auslöser dieser schweren Erkrankung suchen Experten schon seit ihrer Entdeckung. Der Neurologe Theodore Rasmussen, der sie als erster Ende der 1950er Jahre beschrieb, hielt ein Virus für die Ursache der schweren Hirnentzündung. Seit 15 Jahren glauben die meisten Experten allerdings, dass bei der Rasmussen-Enzephalitis das eigene Immunsystem die Nervenzellen angreift, es sich also um eine Autoimmunerkrankung handelt. Christian Bien hält nicht viel von dieser These.
"Es bleibt doch eine Schwierigkeit, sich vorzustellen, wieso eine Autoimmunerkrankung nur eine Hirnhälfte befallen sollte. Deswegen neigen wir doch immer stärker zu der Annahme, dass es doch eine Virusenzephalitis sein könnte. Dafür sprechen vor allem zwei Argumente. Zum einen könnte man sich bei einer Viruserkrankung sehr gut vorstellen, dass sich die Viren in einer Hirnhälfte gewissermaßen von Zelle zu Zelle fortpflanzen und damit den Untergang einer Hirnhälfte erklären könnte. Und zum anderen ist die Entzündungsreaktion geprägt durch T-Lymphozyten, die eine Attacke gegen Nervenzellen ausführen und genau dasselbe Bild sieht man bei nachweislich durch Virusinfektionen hervorgerufene Enzephalitiden."
Dass es T-Zellen sind, die die Nervenzellen angreifen, konnte Christian Bien zusammen mit Kollegen aus Wien nachweisen. Dazu untersuchten die Forscher Hirngewebe, das Rasmussen-Patienten entnommen worden war, um ihre epileptischen Anfälle zu stoppen. In diesem Hirngewebe waren unter dem Mikroskop seltsame Einschlüsse zu erkennen, die sich immer in den Zellkernen befanden. Nähere Analysen zeigten, dass diese Einschlüsse aus dem Protein HSP70 bestanden. Bien:
"Das ist das Protein HSP70, ein Enzym, das dazu führt, dass Proteine gefaltet werden können und damit große Mengen an Protein auf kleinem Raum zusammengehalten werden können und bei Virusinfektionen braucht man dieses HSP70, denn ohne das kann die massive Virusproduktion von der Zelle gar nicht räumlich aufgefangen werden."
Welches Virus da in den Zellen vermehrt wird, wissen die Forscher noch nicht. Da es in den Zellkernen produziert wird, handelt es sich sehr wahrscheinlich um ein DNA-Virus. Der Verlauf der Hirnentzündung zeigt außerdem, dass es sich - wie auch das Masern-Virus - von Zelle zu Zelle ausbreitet. Seit wenigen Tagen liegt Christian Bien ein erstes mögliches Täterfoto vor, aufgenommen mit einem Elektronenmikroskop.
"Es kann gut sein, dass sich später herausstellen wird, dass diese kugelförmigen Partikel tatsächlich die Viren sind, wir brauchen jetzt einfach höher auflösende und noch besser konservierte Materialien, um hier noch besser hineinvergrößern zu können. Vielleicht sind das die ersten Bilder des Täters, die sein Profil erkennen lassen."