Auf der Strasse nach Ramnagar zieht eine dürre Frau ihr blutüberströmtes Rind an einem Strick hinter sich her. Es hat eine Bisswunde am Hals und eine lange Reisswunde klafft am rechten Vorderbein. Ein Tiger aus dem Jim Corbett National Parkhat das Tier angefallen.
Wäre das Rind tot, würde die Bäuerin 500 Rupien vom Nationalpark dafür bekommen. Das verletzte Tier wird sie jetzt schlachten lassen, vermutet Sageef Tikeh, damit sie wenigstens das Fleisch hat. Tikeh ist Naturschutzbeauftragter im Jim Corbett National Park bei Ramnagar im Nordosten Indiens.
" Es gibt jetzt menschenfressende Tiger in Sundarans. Menschenfresser. Die Regierung unternimmt aber viel, um sie zu kontrollieren, und sie hat auch Erfolg. "
Sundarbans ist einer der größten Mangrovenwälder der Welt . Das Gebiet liegt südöstlich von Calcutta – also weit weg von Ramnagar und dem Jim Corbett Nationalpark, der sich am Rande des Himalaya befindet. Auch hier gibt es Tiger, die Menschen bedrohen.
" Oft findet man, wenn man einen menschenfressenden Tiger untersucht, dass ein Eckzahn fehlt, manchmal ist das Tier gelähmt worden, weil ein Amateur-Jäger falsch geschossen hat – oder das Tier ist einfach zu alt, um normal zu jagen."
In seiner Not jagt der Tiger dann nicht mehr Schwarzwild, sondern greift eine weniger flinke Beute an: Rinder, Ziegen und Menschen.
Vor hundert Jahren gab es etwa 100.000 frei lebende Tiger auf der Welt, jetzt sind es nur noch etwa 7000. Davon leben etwa 4000 noch in Indien. Tiger stehen inzwischen weltweit unter Naturschutz. Aber sie werden gejagt, weil die traditionelle chinesischen Medizin aus den Knochen, Barthaaren und Zähnen der Wildkatze immer noch Arzneien herstellt. Die sollen gegen Kopfschmerzen, Erbrechen und Epilepsie helfen.
Der Mensch tötet das Tier aber nicht nur, er rodet auch den Urwald, um Holz zu gewinnen oder Plantagen aufzubauen. Er nimmt damit dem Tiger - und seinen Beutetieren - den Lebensraum.
Die extreme Dezimierung des Bestands an Tigern hat aber auch andere Gründe. Nach dem ersten Weltkrieg kamen Schusswaffen in den Welthandel. Sie machten die Jagd im Dschungel zu einem aufregenden und trophäenträchtigen Zeitvertreib. Der Anglo-Inder Jim Corbett zählte zu den bedeutenden Großwildjägern jener Zeit. Etwa 40 Menschenfresser soll er erlegt haben. Aber Corbett gehörte auch zu den ersten, die begriffen, dass Wildkatzen, wenn sie einen großen und ungestörten Lebensraum haben, Menschen nicht angreifen.
Auf Corbetts Betreiben hin entstand 1935 der erste Nationalpark in Indien und wurde nach ihm benannt.
" Man hielt Jim Corbett hier für einen weißen Heiligen, und er machte einen solchen Eindruck auf die Leute, dass sich immer mehr Menschen bereit finden, die Tiere hier zu schützen. Und statt nur die ökonomischen Aspekte darin zu sehen, machen sie daraus fast eine Religion. Sie sollten sich für die Arterhaltung einsetzen. "
Jährlich kommen tausende Touristen in die knapp 30 indischen Naturreservate. Einem Tiger dort wirklich zu begegnen, ist allerdings Glücksache:
Der Horizont im Jim Corbett Park färbt sich langsam und setzt die gelb-roten Blüten der Lantana-Büsche in ein glühendes Licht. Weit und breit ist kein wildes Tier zu sehen. Die Touristen schaukeln schläfrig in den Sitzen auf dem Rücken der Elefantendame Lakshmi.
An einer sandigen Stelle zeigt der Mahoud, Lakshmis Treiber, schließlich auf große Tatzenspuren. Sie weisen zurück ins Gebüsch. Es riecht ein wenig streng.
Lakshmi bleibt stehen. Der Mahoud streckt seinen Arm aus. Fünf Meter vor dem erhobenen Elephantenrüssel starrt aus dem Dickicht ein schwarz-gelb gestreiftes Gesicht mit zurückgelegten Ohren und glänzenden Augen auf den Elephanten.
Lakshmi, die Touristen .. - alle sind starr vor Schreck. Und dann: Der Tiger brüllt, Lakshmi trompetet und wendet sich, der Mahoud versucht, sie unter Kontrolle zu bekommen. Mit einer Eisenstange schlägt er auf ihre Stirn. Der Tiger richtet sich auf, dreht und verschwindet im Busch.
Weiter hinten springt aus dem Dickicht ein weiß gefleckter Rehbock. Lakshmi läuft eilig und beständig brummend auf ein junges Elephantentier zu, das 50 Meter entfernt andere Touristen durch die Morgensonne trägt.
Lakshmi hat mit ihrem Trompeten das Jungtier vor dem Tiger gewarnt. Jetzt brummt sie weiter, als wolle sie auch sich selbst beruhigen. Dann wird es langsam wieder still.
Wäre das Rind tot, würde die Bäuerin 500 Rupien vom Nationalpark dafür bekommen. Das verletzte Tier wird sie jetzt schlachten lassen, vermutet Sageef Tikeh, damit sie wenigstens das Fleisch hat. Tikeh ist Naturschutzbeauftragter im Jim Corbett National Park bei Ramnagar im Nordosten Indiens.
" Es gibt jetzt menschenfressende Tiger in Sundarans. Menschenfresser. Die Regierung unternimmt aber viel, um sie zu kontrollieren, und sie hat auch Erfolg. "
Sundarbans ist einer der größten Mangrovenwälder der Welt . Das Gebiet liegt südöstlich von Calcutta – also weit weg von Ramnagar und dem Jim Corbett Nationalpark, der sich am Rande des Himalaya befindet. Auch hier gibt es Tiger, die Menschen bedrohen.
" Oft findet man, wenn man einen menschenfressenden Tiger untersucht, dass ein Eckzahn fehlt, manchmal ist das Tier gelähmt worden, weil ein Amateur-Jäger falsch geschossen hat – oder das Tier ist einfach zu alt, um normal zu jagen."
In seiner Not jagt der Tiger dann nicht mehr Schwarzwild, sondern greift eine weniger flinke Beute an: Rinder, Ziegen und Menschen.
Vor hundert Jahren gab es etwa 100.000 frei lebende Tiger auf der Welt, jetzt sind es nur noch etwa 7000. Davon leben etwa 4000 noch in Indien. Tiger stehen inzwischen weltweit unter Naturschutz. Aber sie werden gejagt, weil die traditionelle chinesischen Medizin aus den Knochen, Barthaaren und Zähnen der Wildkatze immer noch Arzneien herstellt. Die sollen gegen Kopfschmerzen, Erbrechen und Epilepsie helfen.
Der Mensch tötet das Tier aber nicht nur, er rodet auch den Urwald, um Holz zu gewinnen oder Plantagen aufzubauen. Er nimmt damit dem Tiger - und seinen Beutetieren - den Lebensraum.
Die extreme Dezimierung des Bestands an Tigern hat aber auch andere Gründe. Nach dem ersten Weltkrieg kamen Schusswaffen in den Welthandel. Sie machten die Jagd im Dschungel zu einem aufregenden und trophäenträchtigen Zeitvertreib. Der Anglo-Inder Jim Corbett zählte zu den bedeutenden Großwildjägern jener Zeit. Etwa 40 Menschenfresser soll er erlegt haben. Aber Corbett gehörte auch zu den ersten, die begriffen, dass Wildkatzen, wenn sie einen großen und ungestörten Lebensraum haben, Menschen nicht angreifen.
Auf Corbetts Betreiben hin entstand 1935 der erste Nationalpark in Indien und wurde nach ihm benannt.
" Man hielt Jim Corbett hier für einen weißen Heiligen, und er machte einen solchen Eindruck auf die Leute, dass sich immer mehr Menschen bereit finden, die Tiere hier zu schützen. Und statt nur die ökonomischen Aspekte darin zu sehen, machen sie daraus fast eine Religion. Sie sollten sich für die Arterhaltung einsetzen. "
Jährlich kommen tausende Touristen in die knapp 30 indischen Naturreservate. Einem Tiger dort wirklich zu begegnen, ist allerdings Glücksache:
Der Horizont im Jim Corbett Park färbt sich langsam und setzt die gelb-roten Blüten der Lantana-Büsche in ein glühendes Licht. Weit und breit ist kein wildes Tier zu sehen. Die Touristen schaukeln schläfrig in den Sitzen auf dem Rücken der Elefantendame Lakshmi.
An einer sandigen Stelle zeigt der Mahoud, Lakshmis Treiber, schließlich auf große Tatzenspuren. Sie weisen zurück ins Gebüsch. Es riecht ein wenig streng.
Lakshmi bleibt stehen. Der Mahoud streckt seinen Arm aus. Fünf Meter vor dem erhobenen Elephantenrüssel starrt aus dem Dickicht ein schwarz-gelb gestreiftes Gesicht mit zurückgelegten Ohren und glänzenden Augen auf den Elephanten.
Lakshmi, die Touristen .. - alle sind starr vor Schreck. Und dann: Der Tiger brüllt, Lakshmi trompetet und wendet sich, der Mahoud versucht, sie unter Kontrolle zu bekommen. Mit einer Eisenstange schlägt er auf ihre Stirn. Der Tiger richtet sich auf, dreht und verschwindet im Busch.
Weiter hinten springt aus dem Dickicht ein weiß gefleckter Rehbock. Lakshmi läuft eilig und beständig brummend auf ein junges Elephantentier zu, das 50 Meter entfernt andere Touristen durch die Morgensonne trägt.
Lakshmi hat mit ihrem Trompeten das Jungtier vor dem Tiger gewarnt. Jetzt brummt sie weiter, als wolle sie auch sich selbst beruhigen. Dann wird es langsam wieder still.