Von Volker Mrasek
Verbraucheralltag, die Versorgungstour durch den Supermarkt. Wovor graut es den Kunden am meisten? Vor dem Schlange-Stehen an Kasse, Käse- und Fleischtheke. Deshalb schiebt Otto Normalverbraucher seinen Einkaufswagen lieber gleich zum Kühlregal. Denn auch da gibt es inzwischen Schinken, Wurst und Käse in Hülle und Fülle, fertig verpackt in Plastikschalen. Die bieten - was kaum ein Konsument ahnt - einiges an Know-how. Zum Beispiel aufgedampfte Metalloxid-Schichten, die den Gasaustausch weitgehend unterbinden. Lauter ...
"Kunststoff-Verpackungen mit hohen Barriere-Eigenschaften, weil ich dort meistens Schutzgas-Verpackungen einsetze. Also eine Mischung aus meistens Kohlendioxid und Stickstoff, die verhindern, dass dort Mikroben drin wachsen. Demnächst werden wir in solchen Systemen auch Sauerstoff-Fänger eingebaut finden, die also dann tatsächlich den Sauerstoff, der dort trotzdem noch reinkommt, auffressen."
Ein neuer Technologie-Trend, den der Physiker Horst-Christian Langowski vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising bei München da beschreibt. In Zukunft ist so manches denkbar: Folien, die Sauerstoff einfangen. Folien, die Feuchtigkeit absaugen. Folien, die das von Tomaten oder Paprika selbst abgegebene Hormon Ethylen schlucken und so die Reifung des Gemüses verzögern - all das, um die Haltbarkeit von Lebensmitteln zu verlängern. Das Zauberwort heißt: "Aktive Verpackung"
"Allen aktiven Verpackungen ist gemeinsam, dass sie mit dem Produkt oder mit der Umwelt eines verpackten Produktes interagieren. Dass sie eingreifen. Und das ist das eigentlich Neue. Denn das ist etwas, was man bisher gar nicht haben wollte."
So beschreibt die Verfahrenstechnikerin Claudia Müller das neue Konzept. Bis vor kurzem war sie in der Folien-Entwicklung beim Verpackungshersteller WIPAK in Walsrode tätig. Die Firma hat bereits erfolgreiche Testreihen hinter sich, mit einem Fleisch-Snack, den sie in eine "aktive Verpackung" steckte. Sie enthielt nicht nur eine Barriereschicht, sondern auch einen eisenhaltigen Sauerstoff-Fänger. Müller:
"Der Standardfall bisher ist: Dieses Produkt ist maximal sechs Monate haltbar, davon drei Monate mit Kühlung. Wir können es jetzt ohne Kühlung bis auf zwölf Monate Haltbarkeit bringen."
Ein Forschungslabor in Stuttgart, in einem anderen Fraunhofer-Institut: dem für Grenzflächen und Bioverfahrenstechnik. Gas strömt in einen Waschkessel-großen Stahlreaktor. Unter hoher Spannung entsteht darin ein Plasma: eine hochreaktive Mischung vorwiegend aus Ionen und Elektronen. Damit lassen sich Kunststoff-Oberflächen gezielt bearbeiten und verändern. Zum Beispiel die von "aktiven Verpackungen" für Lebensmittel. Eine Arbeitsgruppe des Instituts entwickelt hier Folien mit "antimikrobiellen" Eigenschaften. Sie sollen gegen Bakterien und Pilze wirken. Auch das ein neues Forschungsfeld: keimabtötende Kunststoffe.
"Wir nutzen die Plasmatechnik vor allem, wenn wir im biologischen Bereich Schichten aufbringen wollen, zur Aktivierung. Da haben wir Einzelverbindungen, die antimikrobiell wirken. Und unser Ziel ist es, diese Wirkstoffe so an die Oberfläche zu bringen, dass sie nicht freigesetzt werden."
Die Fraunhofer-Chemikerin Michaela Müller experimentiert unter anderem mit bestimmten Ammoniumsalzen, wie sie auch in Halstabletten verwendet werden. Dass die Bakterien-Killer auch dann noch wirken, wenn sie im Kunststoff verankert sind, ist inzwischen sicher. Doch klar muss auch sein, dass sie in der Folie verbleiben und nicht ins Lebensmittel wandern. Sonst ist an eine Zulassung nicht zu denken. Eine funktionierende Anti-Keim-Folie hätte jedenfalls großen Charme, glaubt man in Stuttgart. Dadurch könnten Konservierungsstoffe in Lebensmitteln vermutlich sparsamer dosiert werden. Das Motto: Hemmstoffe lieber in der Hülle als im Harzer Käse.
Verbraucheralltag, die Versorgungstour durch den Supermarkt. Wovor graut es den Kunden am meisten? Vor dem Schlange-Stehen an Kasse, Käse- und Fleischtheke. Deshalb schiebt Otto Normalverbraucher seinen Einkaufswagen lieber gleich zum Kühlregal. Denn auch da gibt es inzwischen Schinken, Wurst und Käse in Hülle und Fülle, fertig verpackt in Plastikschalen. Die bieten - was kaum ein Konsument ahnt - einiges an Know-how. Zum Beispiel aufgedampfte Metalloxid-Schichten, die den Gasaustausch weitgehend unterbinden. Lauter ...
"Kunststoff-Verpackungen mit hohen Barriere-Eigenschaften, weil ich dort meistens Schutzgas-Verpackungen einsetze. Also eine Mischung aus meistens Kohlendioxid und Stickstoff, die verhindern, dass dort Mikroben drin wachsen. Demnächst werden wir in solchen Systemen auch Sauerstoff-Fänger eingebaut finden, die also dann tatsächlich den Sauerstoff, der dort trotzdem noch reinkommt, auffressen."
Ein neuer Technologie-Trend, den der Physiker Horst-Christian Langowski vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising bei München da beschreibt. In Zukunft ist so manches denkbar: Folien, die Sauerstoff einfangen. Folien, die Feuchtigkeit absaugen. Folien, die das von Tomaten oder Paprika selbst abgegebene Hormon Ethylen schlucken und so die Reifung des Gemüses verzögern - all das, um die Haltbarkeit von Lebensmitteln zu verlängern. Das Zauberwort heißt: "Aktive Verpackung"
"Allen aktiven Verpackungen ist gemeinsam, dass sie mit dem Produkt oder mit der Umwelt eines verpackten Produktes interagieren. Dass sie eingreifen. Und das ist das eigentlich Neue. Denn das ist etwas, was man bisher gar nicht haben wollte."
So beschreibt die Verfahrenstechnikerin Claudia Müller das neue Konzept. Bis vor kurzem war sie in der Folien-Entwicklung beim Verpackungshersteller WIPAK in Walsrode tätig. Die Firma hat bereits erfolgreiche Testreihen hinter sich, mit einem Fleisch-Snack, den sie in eine "aktive Verpackung" steckte. Sie enthielt nicht nur eine Barriereschicht, sondern auch einen eisenhaltigen Sauerstoff-Fänger. Müller:
"Der Standardfall bisher ist: Dieses Produkt ist maximal sechs Monate haltbar, davon drei Monate mit Kühlung. Wir können es jetzt ohne Kühlung bis auf zwölf Monate Haltbarkeit bringen."
Ein Forschungslabor in Stuttgart, in einem anderen Fraunhofer-Institut: dem für Grenzflächen und Bioverfahrenstechnik. Gas strömt in einen Waschkessel-großen Stahlreaktor. Unter hoher Spannung entsteht darin ein Plasma: eine hochreaktive Mischung vorwiegend aus Ionen und Elektronen. Damit lassen sich Kunststoff-Oberflächen gezielt bearbeiten und verändern. Zum Beispiel die von "aktiven Verpackungen" für Lebensmittel. Eine Arbeitsgruppe des Instituts entwickelt hier Folien mit "antimikrobiellen" Eigenschaften. Sie sollen gegen Bakterien und Pilze wirken. Auch das ein neues Forschungsfeld: keimabtötende Kunststoffe.
"Wir nutzen die Plasmatechnik vor allem, wenn wir im biologischen Bereich Schichten aufbringen wollen, zur Aktivierung. Da haben wir Einzelverbindungen, die antimikrobiell wirken. Und unser Ziel ist es, diese Wirkstoffe so an die Oberfläche zu bringen, dass sie nicht freigesetzt werden."
Die Fraunhofer-Chemikerin Michaela Müller experimentiert unter anderem mit bestimmten Ammoniumsalzen, wie sie auch in Halstabletten verwendet werden. Dass die Bakterien-Killer auch dann noch wirken, wenn sie im Kunststoff verankert sind, ist inzwischen sicher. Doch klar muss auch sein, dass sie in der Folie verbleiben und nicht ins Lebensmittel wandern. Sonst ist an eine Zulassung nicht zu denken. Eine funktionierende Anti-Keim-Folie hätte jedenfalls großen Charme, glaubt man in Stuttgart. Dadurch könnten Konservierungsstoffe in Lebensmitteln vermutlich sparsamer dosiert werden. Das Motto: Hemmstoffe lieber in der Hülle als im Harzer Käse.