Dafür nimmt Ziermann, der durch seine Habilitation die Venia Legendi, also die Befähigung zur Lehre besitzt, auch manche zusätzliche Bürde auf sich. So muss er als Seiteneinsteiger in den Lehrerberuf eine erziehungswissenschaftliche Prüfung machen. Da nützen ihm seine Lehrerfahrungen der vergangenen 20 Jahre wenig. Aber Ziermann nimmt es gelassen.
So unter dem Motto: "Kölner Honorarprofessor muss im Düsseldorfer Regierungsbezirk Pädagogikschein nachmachen." Mir vermittelt es Dinge, mit denen ich während meiner Hochschullaufbahn nicht in Berührung gekommen bin. Wenn das und da das Voraussetzung ist für den Schuldienst, müssen wir das halt nachmachen, und ich muss sagen von dem was uns hier angeboten wird, ist das auch interessant Ich sehe vor allem auch eine mögliche Verbindung zu einer Professur, wenn sie denn noch kommt. Das schadet auf jeden Fall nicht, dass man sich mit diesen Dingen beschäftigt.
Ziermann, der in Hannover Architektur studierte und im Anschluss daran ein vom Deutschen Akademischen Auslandsdienst, DAAD, gefördertes Aufbaustudium an der School for Oriental and African Studies in London absolvierte, lehrte an Universitäten in München, Dresden und Köln. Daneben arbeitete er jahrelang in Forschungsprojekten in Ägypten, Syrien und Marokko. Durch den Wechsel aus dem Bereich der international ausgerichteten Wissenschaft hinein in den Schulalltag einer Ruhrgebietsschule betritt Ziermann berufliches Neuland. Trotzdem sieht er neben den Unterschieden durchaus Parallelen zu seinem vorherigen Job.
Das ist auf jeden Fall eine ganz andere Erfahrung, wenn man vorher mit Studenten, die zum Teil über 20 sind, zu tun hat und plötzlich mit jungen Menschen, die ja deutlich unter 20 sind, ist es natürlich eine ganz neue Erfahrung. Ich muss allerdings sagen, dass der Unterricht in der Sekundarstufe II, von den Inhalten und von der Art und Weise wie die jungen Menschen auf Unterricht reagieren, sich von ersten Semestern eines universitären Studiums nicht unterscheidet.
Für sein neues Berufsziel nimmt Ziermann es auch in Kauf, finanzielle Abstriche zu machen. Erhielt er in den vergangenen Jahren immer lukrative Vergütungen, die sich an die Beamtenbesoldung anlehnten und durchaus mit den Gehältern seiner heutigen Vorgesetzten zu vergleichen waren, so muss der gebürtige Hamburger nun mit dem bescheidenen Gehalt von weniger als 1000 Euro, wie es bundesdeutsche Referendare erhalten, auskommen. So greift er auf Erspartes zurück und will trotz der knappen Zeit, die ihm als Referendar verbleibt, zusätzlich als freiberuflicher Gutachter und Bauforscher arbeiten.
Es besteht ja auch während des Referendariats die Möglichkeit nebenberuflich tätig zu sein. Außerdem habe ich das Referendariat weil es möglich ist, von zwei Jahren auf anderthalb Jahre verkürzt, so dass dann also diese finanzielle engere Zeit begrenzt ist.
Was die Aussichten angeht, nach dem zweiten Staatsexamen eine Stelle im Schuldienst zu erhalten, blickt Ziermann optimistisch in die Zukunft. Auf die Frage, ob er seinen Traum von einem Ruf auf einen Lehrstuhl aufgegeben hat, gibt sich Ziermann kämpferisch und zugleich skeptisch.
Den darf man niemals aufgeben, sonst hat man da nicht genug Sitzfleisch. Ich sehe im Augenblick keine Möglichkeit dort berufen zu werden. Das ist ja ein unabhängiger Prozess, der den Universitäten ganz allein obliegt. Unser Hochschulsystem ist so aufgebaut und wir wussten, dass als wir entsprechend eine Hochschulkarriere anstrebten und deswegen soll man sich jetzt nicht darüber beklagen, dass das nicht erfolgt ist, aber aufgeben tut man so was nicht. Man bewirbt sich weiter, bis dann irgendwann vielleicht die Altersgrenze erreicht ist.